Tankstellenpreise folgen den Rohölpreisen

Ende März 2012 waren die Tankstellenpreise auf 1,719 Euro für Superbenzin (E5) und 1,539 Euro für Diesel angestiegen. Der Rohölpreis notierte zu dieser Zeit bei 125 Dollar (und an manchen Tagen gar bei 128 Dollar je Barrel). Der Euro-Wechselkurs zum Dollar lag bei 0,76 Euro. Das heißt, ein Barrel Rohöl (159 Liter) kostete 95 Euro. Umgerechnet in Liter kostete ein Liter Rohöl 60 Euro-Cent. Bis Mitte Mai fiel der Rohölpreis auf 109 Dollar bei einem Euro-Wechselkurs von 0,79 Euro. Ein Fass Rohöl kostete 86 Euro und ein Liter Rohöl 54 Euro-Cent. Der Rohölpreis hatte in Dollar mehr an Wertverlust eingebüßt als bei uns in Europa in Euro beim Verbraucher ankamen, da gleichzeitig der Euro gegenüber dem Dollar schwächer wurde.

Der Rohölpreis hat folglich in dieser Zeit um 6 Cent pro Liter nachgegeben und inklusive Mehrwertsteuer entspricht dies 7 Cent an der Zapfsäule.

Die Tankstellenpreise lagen Mitte Mai für Superbenzin (E5) bei 1,639 Euro und für Diesel bei 1,459 Euro. die Rohölpreisveränderung findet sich folglich voll im Tankstellenpreis wieder und dies, obwohl mit dem 17. Mai als Feiertag und dem 18. Mai als Brückentag ein längeres Reisewochenende vor der Tür stand. 95 Cent des Superbenzinpreises entfallen auf staatliche Abgaben und Umsatz- und Mineralölsteuer.

Die Tankstellenpreise orientieren sich nach den Rohölpreisen und nicht nach den Ferienzeiten in Deutschland. Auch orientieren sich die weltweiten Rohölpreise nicht nach den Ferien in Deutschland, denn Deutschland ist nur ein Teilmarkt für den weltweiten Rohölabsatz.

Zurzeit gilt die Faustformel, dass wenn der Rohölpreis 10 Dollar an Wert verliert und der Euro gegenüber dem Dollar weiterhin mit 0,79 Euro notiert, sich der Rohölpreis um 5 Cent pro Liter und zuzüglich Mehrwertsteuer um 6 Cent für den Verbraucher ändert. Die Schwäche des Euro gegenüber dem Dollar hat leider auch ihren Einfluss auf den Tankstellenpreis. Hätten wir einen stärkeren Euro – wie Mitte 2011 mit 0,69 Euro je Dollar als Wechselkurs –, so würde ein Fass Rohöl bei 110 Dollar nur 76 Euro kosten. Bei dem jetzigen schwachen Euro kostet ein Fass Rohöl 87 Euro. Die Differenz von 10 Euro pro Fass mit einem Inhalt von 159 Liter verteuert den Rohölpreis netto um 6,3 Cent und damit der Zapfsäulenpreis brutto um 7,5 Cent. Diese Zahl zeigt, dass bei einem stärkeren Euro wir Europäer von deutlich niedrigeren Tankstellenpreisen profitieren würden. Auf der anderen Seite müssen wir als Exportnation allerdings anerkennen, dass gerade ein schwacher Euro dem Export aus Europa in den Dollarraum Schützenhilfe leistet.

Zurzeit ist der Rohölpreis in hohem Maße von der allgemeinen Weltpolitik, und insbesondere von der Eurokrise abhängig. Glauben die Börsianer an ein nachhaltiges Gesunden der Wirtschaft in Europa und USA, so wird man auf steigende Rohstoffpreise wetten und wenn die Krisen sich verschlimmern, auf fallende. Die Entwicklung des Rohölpreises ist zurzeit an den Börsen nicht von den fundamentalen Faktoren bestimmt, sondern von der weltweiten politischen Einschätzung. Die fundamentalen Faktoren wie Erdölreserven, weltweite Nachfrage und Angebot werden zurzeit weniger beachtet und spielen deshalb nur eine untergeordnete Rolle.

Aus diesen Gründen kann zurzeit niemand vorhersagen, wie sich der Rohölpreis, aber auch der Euro-Dollar-Wechselkurs entwickelt. Beides kommt dem Blick in eine Glaskugel gleich.