Ministerpräsident will das Dieselfahrverbot verhindern

Wie der Focus berichtete, geht selbst einigen Grünen und insbesondere dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Kretschmann, ein Diesel-Verbot zu weit. Kretschmann will durch Um- und Nachrüstungen die Diesel sauberer machen: Wenn es möglich ist, die Diesel der Euro 5-Klasse nachzurüsten, in Richtung eines Euro 6 light, dann muss man auch die Fahrverbote in den Innenstädten nicht machen. Allerdings räumte er ein, dass diese Nachrüstungen schwierig, vielleicht sogar unmöglich seien.

Mit dieser Äußerung ging der Ministerpräsident indirekt auf Distanz zu seiner eigenen Partei, die sich explizit für Diesel-Fahrverbote ausspricht.

Nur mit der Einführung dauerhafter blauer Umweltzonen, kann ein Flickenteppich unterschiedlicher Zufahrtsregelungen verhindert und ein umfassender Gesundheitsschutz etabliert werden. Betroffene Kommunen brauchen endlich ein Instrument, um Diesel-Pkw mit überhöhtem Stickoxidausstoß gezielt aus gefährdeten Bereichen heraushalten, so die Bundestagsfraktion der Grünen in einer Pressemitteilung. Einige Umweltverbände gehen sogar noch weiter und fordern, dass bundesweit alle Dieselfahrzeuge verboten werden. Es gibt den sauberen Diesel, so Kretschmann nach dem Besuch des Daimler-Werks und einer Runde auf dem Testgelände in einem Mercedes mit dem neusten Dieselmotor. Man brauche den Diesel noch, und dies nicht zuletzt, weil tausende Arbeitsplätze daran hingen. Nach der Diesel-Affäre um Manipulationen an der Steuerungssoftware, sei die Autoindustrie in der Bringschuld wirklich saubere Diesel auf die Straßen zu bringen, so Kretschmann. Es gehe darum, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen.

Das Problem ist, dass eine komplette Nachrüstung von Euro 5 auf Euro 6 umfangreiche und tiefe Eingriffe in die Motorsteuerung und Abgasanlagen erfordert, so der Verband für Automobilindustrie. Eine solche Nachrüstung von Gebrauchtwagen wäre technisch sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden. Auch Daimler teilte mit, dass eine Umrüstung in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll sei. Auch aus Sichten von Audi ist der Eingriff in den Motor, damit die strengeren Euro 6- Vorgaben erfüllt werden, keine Option. Wegen des technischen Aufwands und der entsprechenden Hürden für eine Nachrüstung, sei dies keine wirtschaftliche Lösung, so ein Sprecher des Konzerns. Auch Porsche gab ein klares Nein, eine Umrüstung ist schon vom baulichen Aufwand her nicht praktikabel, so ein Firmensprecher.

Motor-Experten wie Thomas Koch vom Institut für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie sieht dies etwas anders. Sofern die Autos mit einer (SCR) Abgasnachbehandlung ausgerüstet sind, lässt sich per Software viel machen, so der Forscher gegenüber Focus Online. Der negative Effekt für die Autofahrer ist bei einer solchen Lösung, dass ein höherer AdBlue-Verbrauch entsteht und dies dann zu kürzeren Nachfüllintervallen führt. Der erhöhte AdBlue-Verbrauch wäre im Vergleich zur Alternative, nicht mehr in die Verbotszonen zu kommen, aber für viele Autofahrer das kleinere Übel, so Focus.

Offen ist die Frage, wer für die Kosten aufkommt, sollte es eine solche mögliche Nachrüstung geben. Denkbar wäre eine staatliche Förderung, wie einst bei Diesel-Partikelfiltern, wie es Ministerpräsident Kretschmann andeutete. Einen Teil der Kosten würden allerdings die Autofahrer tragen müssen. Sorgen machen sollten sich vor allem Besitzer älterer Diesel-Fahrzeuge, die nur die Euro 4 Norm erfüllen. Bei diesen Fahrzeugen ist die Nachrüstung wohl nicht möglich.