Es soll bei E-Autos schneller gehen – Altmaier stellt Subventionen in Aussicht

Die Bundesregierung, in Person des Kanzleramtschefs Peter Altmaier, zeigte sich bei einer Diskussionsrunde des Verbands der Automobilindustrie enttäuscht, dass die Elektrofahrzeuge nicht alltagstauglich werden. Die Regierung und die Industrie hatten sich das Ziel gesetzt, bis 2020 mindestens eine Million elektrisch betriebene Autos auf die Straße zu bringen. Das Ziel liegt in weiter Ferne und trotz staatlicher Kaufprämie kommt die E-Mobilität nicht in Schwung. Als Vorbild nannte der Kanzleramtschef die Firma Tesla. Er wünsche sich, dass wir in Deutschland eine Batteriezellenproduktion aufbauen. Auf den Hinweis von VDA Präsident Matthias Wissmann, Tesla habe dafür 1,4 Milliarden Dollar Subventionen vom amerikanischen Staat erhalten, sagte der Kanzleramtschef: „Über Subventionen können wir reden“, so dass Handelsblatt.

Allerdings halten die Hersteller bisher eine eigene Zellproduktion nicht für sinnvoll. Daimler hat eine diesbezügliche Produktion für 2025 in Aussicht gestellt. Die Betriebsräte der Konzerne drängen indes darauf, diesen Teil der Wertschöpfung in Deutschland anzusiedeln. Allerdings sprechen neben mangelndem Know-how bei der Technik auch die hohen Energiekosten am Standort Deutschland dagegen. Die Industrie setzt weiterhin auf einen Technologie-Mix und hält am Verbrennungsmotor in Kombination mit dem E-Motor (Hybrid) fest. Der Verbrennungsmotor sichere die Gewinne, um in neue Techniken zu investieren, heißt es in der Branche. Daher ist auch in Herstellerkreisen von synthetischen Kraftstoffen die Rede, um die Emissionen weiter zu senken. Der Kanzleramtschef Altmaier sprach sich auch gegen ein Verbot der Diesel-Fahrzeuge aus. Allerdings sei es an der Branche, den Diesel nach dem Abgasskandal wieder zu rehabilitieren und künftige Grenzwerte einzuhalten, so das Handelsblatt.

Ohne den Diesel, der rund ein Fünftel weniger Sprit verbraucht als ein Benziner, hat die deutsche Automobilindustrie keine Chancen, die EU Klimaziele für 2021 im Hinblick auf den CO2-Ausstoß einzuhalten. Mehr als die Hälfte der in Europa verkauften Autos haben einen Diesel-Antrieb. Daimler und BMW liegen mit Pkw-Dieselmotor-anteilen um die 70 Prozent weit über dem Branchendurchschnitt. Die Risiken für die aus den Leasingverträgen zurücklaufenden Gebrauchtwagen, schlummern zum Teil in den eigenen Bilanzen der Hersteller, da die Automobilhersteller jedes zweite Auto über ihre Banken in die eigenen Bücher nehmen. Bisher bestätigten die Marktforscher vom DAT im ersten Quartal 2017 noch stabile Preise am Gebrauchtwagenmarkt für Diesel. Aber, so die Einschränkungen des DAT, „seit Mitte 2016 ist zu erkennen, dass die Diesel-Fahrzeuge länger stehen als vergleichbare Benziner.“ Ein Rückgang von 5 Prozentpunkten der Restwerte würde die größten acht europäischen Automobilhersteller rund 1,6 Milliarden Euro kosten, so die Berechnung des Analysehauses ISI Evercore.

Ein Wechsel zu mehr Benzinmotoren ist für die Automobilindustrie auch heikel. Wird auch nur ein Teil der Dieselflotten der Hersteller durch Benziner ersetzt, geht automatisch der Kohlendioxydausstoß im Flottenschnitt der jeweiligen Hersteller hoch. Hinzu kommt der Trend der Kunden Geländewagen und SUVs zu kaufen. Die Kombination aus Verbrennungsmotor mit Hybrid könnte die Alternative zum Dieselmotor sein. Alle Hersteller arbeiten daran, bis 2020 für alle Fahrzeugtypen Hybrid-Varianten anzubieten. Allerdings wird der Hybridmotor das Fahrzeug weiter verteuern. Die Unternehmensberatung PA Consult hat ausgerechnet, dass, falls BMW bis 2021 auch nur um fünf Gramm die EU-Grenzwerte verfehlt, BMW jährliche Strafzahlungen von bis zu 500 Millionen Euro aufwenden müsste. Auch drängen einige Mitgliedsstaaten der EU darauf, dass bei zukünftigen Verstößen der Automobilindustrie gegen Schadstoffrichtlinien deutlich höhere Strafzahlungen verhängt werden können. So wird bei der EU-Kommission darüber diskutiert, Strafen von bis zu 30.000 Euro je betroffenes Fahrzeug gegen die Hersteller zu verhängen, wenn bei Fahrtests Regelverstöße festgestellt werden. Bei solchen angedachten Strafen ist VW mit seinen bisherigen Kosten für den Dieselskandal von 22,6 Milliarden Euro noch ganz gut bedient.