Angst vor Flatterpreisen in Supermärkten

Elektronische Displays an den Ladenregalen ermöglichen Preisänderungen in Sekundenschnelle

Digitale Preisschilder sind in vielen Geschäften immer öfter zu finden. Schnell noch den Salat billiger machen, bevor der Kopf die Blätter hängen lässt. Oder Reklame machen mit einem Späteinkäufer-Rabatt, der nur nach 20 Uhr gilt. Technisch sind solche Aktionen heute in vielen Läden mithilfe der elektronischen Displays möglich. Verbraucherschützer sehen diese Entwicklung mit Unbehagen und fürchten, dass sich die Preise für Lebensmittel und andere Güter des täglichen Gebrauchs in Zukunft – wie an den Tankstellen schon seit Jahren üblich – mehrmals am Tag ändern könnten.

Noch vor zwei bis drei Jahren experimentierten Lebensmittelketten nur vereinzelt mit den elektronischen Preisanzeigen. Inzwischen sind sie weit verbreitet. Statt hunderte von Preisschildern immer wieder neu auszudrucken und mit dem Austausch viel Arbeitszeit aufzuwenden, genügt nun ein Knopfdruck. Gerade Geschäfte, die ihr stationäres Sortiment auch im Online-Handel anpreisen, müssen flexibel im Preis sein und schnell auf Preisschwankungen der Konkurrenz im Internet reagieren, wenn sie neue Kunden gewinnen wollen. Das vermischen von Internethandel und stationärem Handel wird bei den Verkaufspreisen schnell zum Spagat für den Einzelhändler.

Laut dem Handelsforschungsinstitut (EHI) würden zurzeit unter Tag kaum Preisänderungen in Lebensmittelgeschäften durchgeführt. Änderungen würden in der Regel über Nacht eingespielt, beispielsweise für Aktionen oder zur Anpassung an Online-Preise. Unterschiede zwischen den Preisen im Laden und im Internet seien nicht unüblich, würden allerdings von den Kunden nicht gerne gesehen. Bei vielen Produkten sind die Online-Preise niedriger als die Offline-Preise. Im Bereich Lebensmittel ist es jedoch noch völlig unterschiedlich. Hier ist der Online-Shop oft teurer, so beobachtete der EHI. Etwa jeder achte Laden ist mittlerweile mit digitalen Etiketten ausgestattet und weitere 10 Prozent stecken in der Projektplanung. Viele warten noch ab, dass die Technologie noch billiger wird, um sie dann einzukaufen.

Der EHI glaubt nicht, dass sich im Lebensmittelhandel das ständige Auf und Ab der Preise, wie an den Zapfsäulen einstellen wird. Solange der Gesetzgeber nicht auf die Idee kommt, auch den Lebensmittel-Einzelhandel zu verpflichten seine Preise auf einer Markttransparenzstelle abzustellen, dürfte dies nach unserer Erfahrung auch nicht der Fall werden.

Dennoch sollte mit Einzug dieser Technik mit Sicherheit auch eine häufigere Veränderung der jeweiligen Produktpreise am Regal unter Tag stattfinden. Die Möglichkeit dies zu nutzen wird für den Handel zu verführerisch sein. Mithilfe von Smartphones können Kundenprofile und aktuelle Bewegungsdaten kombiniert werden, um den Verkauf anzukurbeln. Die Welt am Sonntag zeigte hierzu folgendes Beispiel auf: „Wenn ein guter Kunde drei Minuten lang vor der neuen Kaffeemaschine steht (und sich somit offenbar dafür interessiert), aktiviert ein entsprechender Algorithmus über die hauseigene Datenverarbeitung das digitale Display. Dies blendet ein rabattiertes Sonderangebot ein, das der nächste Käufer erst gar nicht zu sehen bekommt.“ Die Verbraucherzentralen befürchten, dass durch selbstlernende Algorithmen Preise individuell festgelegt werden könnten und somit am Ende die Preisklarheit für die Kunden verloren geht. Je transparenter und wettbewerbsintensiver ein Markt ist, umso schneller und häufiger ändern sich die Preise, so die Erfahrungen aus unserer Branche.