Emissionen sinken bis 2045 auf ca. 85 Prozent
Das Umweltbundesamt (UBA) hat eine neue Projektion zu den Treibhausgasemissionen vorgelegt – und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Selbst bei Umsetzung eines zusätzlichen Maßnahmenpakets wird das Klimaziel für 2045 klar verfehlt.
Die Publikation bewertet die Entwicklung der Emissionen in Deutschland bis zum Jahr 2050. Grundlage sind zwei Modellrechnungen:
- Die erste berücksichtigt ausschließlich bereits beschlossene Klimaschutzmaßnahmen,
- die zweite bezieht zusätzlich geplante Vorhaben ein.
In beiden Szenarien wird bis 2030 eine Emissionsminderung von 63 Prozent gegenüber 1990 erreicht – das gesetzlich festgelegte Ziel von minus 65 Prozent würde damit knapp verfehlt. Für das Jahr 2045 erwartet das UBA in einem Szenario eine Reduktion um 84 Prozent, im anderen um 85 Prozent – jeweils ohne Berücksichtigung des Landnutzungssektors. Damit bliebe das Ziel der Netto-Treibhausgasneutralität (100 Prozent Reduktion) deutlich außer Reichweite.
Energiewirtschaft
Im Energiebereich sieht das UBA die größten Minderungen bis 2030. Gründe sind der beschleunigte Kohleausstieg und der Ausbau erneuerbarer Energien. Ab dem Jahr 2028 wird die Energiewirtschaft nicht mehr der größte CO₂-Emittent sein. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung liegt 2030 je nach Szenario bei 74 bis 76 Prozent.
Industrie
Die Industrie wird somit 2030 zur größten Emissionsquelle. Die Emissionen sinken bis 2030 um 58 bis 59 Prozent gegenüber 1990. Hauptinstrumente in diesem Bereich bleiben der EU-Emissionshandel, die CO₂-Bepreisung und Klimaschutzverträge.
Verkehr und Gebäude
In diesen beiden Sektoren drohen weiterhin erhebliche Zielverfehlungen:
- Gebäudesektor: Überschreitung von 110 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent bis 2030.
- Verkehrssektor: Überschreitung von 155 bis 169 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent bis 2030.
Die Zahl batterieelektrischer Pkw erreicht im Jahr 2030 mit 8,7 Millionen nur rund 60 Prozent des politischen Ziels von 15 Millionen Fahrzeugen, so das UBA.
Landnutzung und Forstwirtschaft
Auch im Bereich Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft werden die Ziele laut UBA deutlich verfehlt.
Beide Szenarien zeigen laut Umweltbundesamt deutlich: Selbst bei zusätzlichem Klimaschutz wird das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 nicht erreicht. Als Hauptursachen nennt das UBA:
- Strukturelle Defizite in den einzelnen Sektoren,
- zu langsame technologische Erneuerungen.
Die gesetzten Ziele von 100 Prozent bis 2045 waren politisch beschlossen worden ohne im Vorfeld ausreichend zu prüfen, ob diese Ziele in der Kürze der Zeit wirtschaftlich und technisch in allen Sektoren zu erreichen sind. Zwischen 1990 und 2030 sollen die Emissionen um 63 Prozent reduziert werden und das bei einer Wirtschaft die zwischen 1990 und 2024 um 40 Prozent (im Jahresdurchschnitt um 1,6 Prozent) gewachsen ist. In den ersten 30 Jahren wurden bereits 40 Prozent der Emissionen eingespart und in den folgenden zehn Jahren sollen weitere 23 Prozent folgen. Nach 2030 bis 2045, das heißt innerhalb 15 Jahren, wird laut Berechnungen des UBA noch einmal eine Reduktion um 20 Prozent angestrebt. Insgesamt bedeutet das, die Emissionen binnen 55 Jahre um 84 bis 85 Prozent zu verringern – eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Der Anteil Deutschlands an den weltweiten CO₂-Emissionen würde 2045 nur noch bei 0,2 bis 0,3 Prozent liegen. Die letzten 20 Prozent Einsparungen werden jedoch wirtschaftlich die teuersten sein, wie die Erfahrung lehrt.