Autobauer geben den E-Fahrzeugen Vorfahrt in der Fertigung
Der Grund: Bessere Margen und CO2-Strafzahlungen vermeiden

In den ersten neun Monaten wurden von den 2.017.000 neu zugelassenen Pkws 11,7 Prozent (236.309 Einheiten) als reine elektrische Fahrzeuge angemeldet, wie das Kraftfahrzeugbundesamt berichtete.

Da die Automobilindustrie zurzeit zu wenig elektronische Chips für die Neufahrzeuge hat, kommt es immer wieder zu Produktionseinschränkungen. So legt das VW-Werk in Wolfsburg regelmäßig eine Kurzarbeiterzeit ein. In den Monaten September und August wurden rund 25 Prozent weniger Neuzulassungen registriert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im Jahr 2021 werden wahrscheinlich 2,7 Millionen (2020 2,9 Millionen) Neuwagen in Deutschland zugelassen. In normalen Jahren liegen die Neuzulassungen in Deutschland bei 3,1 bis 3,4 Millionen Pkw-Einheiten.

Die Automobilindustrie liefert bevorzugt E-Fahrzeuge bzw. Hybrid-Fahrzeuge aus, da sie einen hohen Zulassungsanteil an E-Modellen braucht, um den EU-rechtlichen CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotte zu erreichen. Wenn einem Hersteller dies nicht gelingt, so muss dieser mit hohen Strafzahlungen aus der EU rechnen. Zum anderen sind die reinen E-Fahrzeuge als auch die Hybrid-, inkl. Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge mit hohen staatlichen Zuschüssen versehen. Die Marge ist bei diesen Autos für die Automobilindustrie, dank des staatlichen Sponsorings, sehr attraktiv. Die Gewinne von Daimler, BMW, VW & Co. werden in diesem Jahr extrem hoch ausfallen. Aufgrund der schleppenden Produktion werden beim Neuwagenkauf weniger Rabatte an die Kunden vergeben und durch das staatliche Kurzarbeitergeld werden die Lohnkosten subventioniert. Dass die Automobilindustrie wegen einer teilweisen fehlerhaften Einkaufspolitik bei elektronischen Chips Kurzarbeitergeld kassiert und dies bei den hohen Gewinnmargen je Fahrzeug, erschließt sich dem Betrachter nicht.

Zum 01.01.2020 waren 309.000 vollelektrische Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs. Dieser Bestand hat sich in den ersten 9 Monaten 2021 auf 545.000 E-Fahrzeuge erhöht. Wenn das derzeitige Zulassungstempo von monatlich rund 30.000 E-Fahrzeugen beibehalten bleibt, wird Ende 2021 der reine E-Fahrzeugbestand bei 650.000 Einheiten liegen. Die eine Millionen E-Fahrzeuge, die die Bundesregierung einmal prognostizierte, wird voraussichtlich im dritten Quartal 2022 erreicht.

Einen recht hohen Marktanteil haben sich die Hybrid-Fahrzeuge erarbeitet. Der Marktanteil bei diesen Fahrzeugtypen liegt bei den Neuzulassungen bei rund 30 Prozent. Davon sind etwa 11 Prozent reine Plug-in-Hybride. Diese Fahrzeuge haben sowohl einen elektrischen als auch einen Benzinmotor. Die Hybrid-Fahrzeuge sind insbesondere bei Firmenwagen äußerst beliebt, da sie dank des staatlichen Zuschusses günstiger in der Anschaffung sind und der geldwerte Vorteil nur mit 0,5 Prozent statt der sonst üblichen ein Prozent bei der Gehaltsabrechnung angerechnet wird.

„Die Zukunft des Plug-in-Hybrid hängt von der Ausgestaltung der staatlichen Regulierung ab“, so der VW-Konzernchef Herbert Diess im Interview. Der Automobilzulieferer ZF, geht davon aus, dass Plug-in-Hybride „weit über 2030 hinaus in vielen Teilen der Welt eine wichtige Rolle bei der Elektrifizierung der individuellen Mobilität“ spielen werden. Das Grundproblem der Plug-in-Hybride ist, dass sie selten elektrisch gefahren werden. Zudem erhöht der zusätzliche Elektroantrieb mit seinem Gewicht den Kraftstoffverbrauch und damit den CO2-Ausstoß. So haftet diesen Fahrzeugen ein gewisses „Schummelimage“ an. Die Niederlande haben daraus schon Konsequenzen gezogen. 2016 wurde die steuerliche Vergünstigung von Plug-in-Hybriden gestrichen und seit 2019 auch die staatliche Förderung eingestellt.

Bei den Zulassungszahlen in Deutschland haben sich die reinen Benzinmotoren bei einem Marktanteil von 35 bis 36 Prozent bzw. bei den Dieselfahrzeugen zwischen 15 und 17 Prozent eingependelt. Der CO2-Ausstoß der Neufahrzeuge ist von 125,9 Gramm im Januar 2021 auf 111,6 Gramm im September 2021 gesunken, so das KBA in seiner Meldung zu den Zahlen bis September.