Aber auch der Absatz der Benziner und Diesel schwächelt.

Der Branchenverband VDA hatte bereits im November darauf hingewiesen, dass im Oktober 2022 gut ein Drittel weniger Aufträge aus dem Inland beim Kfz-Handel eingingen. Der Marktbeobachter DAT konstatierte im November, dass Anschaffungen wie ein Autokauf sorgfältiger überdacht würden. Auch Professor Dudenhöffer vom CAR Institut prophezeite: „Die Zeit der Rabatte kommt wieder zurück“. Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft meinte: „Ich glaube nicht, dass sich die Hersteller auf Dauer von ihrer Rabattpolitik verabschiedet haben. Wenn die aktuellen Krisen überstanden sind, wird auch der Preiswettbewerb wieder zunehmen. Einfach, weil die Hersteller ihre Fabriken auslasten wollen.“ Die Gewinnmargen der Kfz-Hersteller in Deutschland waren, laut Studie der Unternehmensberatung Bain, in 2022 mit 8,5 Prozent auf ein Rekordniveau gestiegen. Mercedes, BMW und Audi kamen im dritten Quartal 2022 auf Umsatzrenditen von 11 bis 14 Prozent. Bei gleich hoher Nachfrage in den letzten beiden Jahren nach Kraftfahrzeugen und durch Lieferschwierigkeiten der Chipindustrie und damit einem geringeren Angebot, konnten die Hersteller beim Kunden höhere Preise durchsetzen.

In den vergangenen Jahren haben die Hersteller immer mehr auf teure Autos gesetzt und damit ihre Marge deutlich verbessert. VW bietet beispielsweise die Einstiegsversion seines Bestsellers Golf nur noch mit 130 statt 90 PS an. Allein daraus resultiert, laut einer Auswertung des ADAC, ein Preisanstieg von 20.700 auf 29.560 Euro binnen eines Jahres. Mercedes stellt die A- und B-Klasse ab 2025 ein. Audi streicht den A1 ebenso wie den Q2 und Ford verabschiedet sich vom Fiesta.

Autos haben in Deutschland 2022 ein neues Allzeithoch erreicht. Dies berichtet die Deutsche Automobiltreuhand (DAT), das Marktforschungsunternehmen der Autobranche, in einer Mitte Januar veröffentlichten Analyse. „Durch das geringe Angebot und die hohe Nachfrage haben sich die Neu- und Gebrauchtwagen enorm verteuert“, so der Report. Für einen Neuwagen mussten im vergangenen Jahr durchschnittlich 42.000 Euro bezahlt werden. Gegenüber 2021 war dies eine Steigerung von 13 Prozent. Der Durchschnittspreis für einen Gebrauchtwagen wurde laut DAT mit 18.800 Euro ermittelt. Dies waren 19 Prozent mehr als 2021. Durch die geringere Produktion der Kfz-Hersteller aufgrund des Chip-Mangels, Personalausfälle während Corona etc. verkleinerte sich das Angebot und dem stand eine unverändert hohe Nachfrage entgegen. VW hat in 2021 weltweit 9 Millionen Autos verkauft, 2022 waren es nur 8,3 Millionen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 wurden laut DAT rund 44 Prozent aller Gebrauchtwagen im Segment bis 10.000 Euro gehandelt. In 2022 wurden nur 23 Prozent der günstigsten Gebrauchten für bis 10.000 Euro verkauft. Im mittleren Segment von 10.000 bis 17.500 Euro hat sich keine Veränderung ergeben. Diese betrug 2019 32 Prozent und 2022 31 Prozent. Die teuren Autos, die mehr als 17.500 Euro kosteten, kamen 2022 hingegen auf einen Anteil von 46 Prozent, während es 2019 nur 24 Prozent waren.

Der DAT Report zeigt zudem, dass 13 Prozent aller befragten Fahrzeughalter im vergangenen Jahr einen eigentlich fest eingeplanten Fahrzeugkauf mangels Verfügbarkeit ausfallen ließen. Wer keinen Neu- oder Gebrauchtwagen bekam, hat sein altes Fahrzeug einfach behalten. Hierdurch ist die Anzahl der Besitzumschreibungen in 2022 um 16 Prozent auf 5,6 Millionen gesunken.

Ein Vorteil für die Werkstätten war, dass laut DAT mehr in Wartung und Reparatur investiert wurde. Vor der Pandemie 2019 wurden im Durchschnitt 88 Prozent aller Fahrzeuge einmal jährlich in die Werkstatt gebracht. Im Corona-Jahr 2022 waren es 105 Prozent und im Jahr 2022 blieb die Quote mit 98 Prozent noch deutlich über dem Vor-Corona-Niveau, so der DAT. Durch die längere Haltedauer der Autos wurden zusätzliche Wartungsarbeiten erforderlich.

Die Halbleiterkrise neigt sich dem Ende zu. Zudem halten sich die Kunden aufgrund der hohen Inflation und der hohen Preise beim Kauf von Autos wieder verstärkt zurück. Zurzeit werden die hohen Auftragsbestände von den Kfz-Herstellern noch abgearbeitet. Die Experten von Bernstein Research gehen davon aus, dass die Preise im zweiten Halbjahr 2023 spürbar sinken werden.

Mercedes, BMW und Audi laufen Gefahr, in wichtigen Absatzmärkten ihre Bedeutung zu verlieren, wenn sie sich ausschließlich auf das Luxussegment beschränken.