Kein Auto blieb stehen

ADAC sieht E10 heute positiv – 2011 war das noch anders

Seit Anfang 2011 wird an den deutschen Tankstellen Super E10 angeboten, das heißt, ein Ottokraftstoff mit einem Ethanol-Anteil von bis zu 10 Prozent. Nach Angaben des ADAC ist bis heute kein einziger Fall von Schäden im Kraftstoffsystem eines Fahrzeugs bekannt geworden, das explizit für E10 zugelassen war. Mit der Einführung war das Ziel der Bundesregierung (in Abstimmung mit der EU) verbunden, den Anteil von Biokraftstoffen zu vergrößern, um dadurch den CO2- Ausstoß der Ottomotoren und die Abhängigkeit von Mineralöl zu reduzieren.

Durchgesetzt hat sich E10, trotz Umwelt- und Preisvorteilen, bis heute nicht. Die Leitsorte bleibt E5. Nur 13 Prozent aller Autofahrer tanken E10. Die Mineralölbranche zahlt an den Staat eine Pönale für jede nicht getankte Biomenge und so verteuert der Biosprit den Tankstellenpreis für den Kunden, ohne in irgendeiner Form das ursprüngliche Ziel, mehr Biosprit beizumischen, um die Treibhausgase zu reduzieren, zu realisieren. 2017 wird das sogenannte Treibhausgasminderungsziel vom Gesetzgeber verschärft, so dass die Pönale zwangsläufig weiter steigt. Als der Gesetzgeber diese Zielvorgaben beschlossen hatte, war er davon ausgegangen, dass im Jahr 2017 nahezu alle Autofahrer E10 tanken und dass der Biodieselanteil im Diesel zunehmen wird. Umweltpolitiker sprachen damals von B20 und E20 im Jahr 2020. Nun wird in 2020 das Treibhausgasminderungsziel für den Kraftstoff weiter erhöht und dies wird zu drastischen Pönalen führen, da diese Ziele mit den heutigen Bioanteilen nicht zu erreichen sind. Die Kunden wollen kein E10 und die Automobilbranche möchte keine höheren Biodieselanteile als die schon lange gültigen 7 Prozent. Somit wurde von der Politik an der Realität vorbei geplant.

Laut ADAC ist ein wesentlicher Grund für den geringen Anteil von E10 am Benzinabsatz, dessen unglücklich verlaufene Markteinführung, verbunden mit unzureichenden Informationen über den neuen Kraftstoff. Erstaunlich ist, dass der ADAC die schlechte Markteinführung bemängelt, denn gerade der ADAC hat 2011 von E10 ohne Herstellergarantie abgeraten und so dazu beigetragen, dass die Kunden verunsichert wurden. Die Verunsicherung und Ablehnung dieser Sorte ist bis heute geblieben.

Fakt ist: Obwohl zwischen 2011 und 2016 ca. 7 bis 8 Millionen neue Pkws mit Ottomotoren in den Markt kamen, die alle die E10 Freigabe des Herstellers haben, nimmt die Anzahl der E10 Tanker nicht zu.

Von der Politik wird auch nichts mehr unternommen, E10 durchzusetzen. Im Gegenteil, bis auf Deutschland gibt es nur weitere drei Länder in Europa die E10 an den Tankstellen vorschreiben. Fast alle Nachbarländer haben E10 nicht mehr eingeführt, als sie das Desaster in Deutschland sahen. Die Treibhausgasminderungsziele, die mit der Beimischung dieser Kraftstoffe verbunden waren, wurden und werden auch nicht an die neuen Verhältnisse angepasst. Denn nur mit höheren Bioquoten im Kraftstoff wären die vorgeschriebenen Treibhausgasminderungsziele zu erreichen, so dass letztlich nur der Finanzminister sich über die höhere Pönalen freuen kann.

Was das Ganze letztlich ökologisch gebracht hat, hinterfragt keiner mehr. Die Einführung von E10 und die Umstellungen in den Raffinerien, Lägern und Tankstellen hat viel Geld gekostet und die Pönalen werden den Autofahrer noch viel mehr kosten.