Der Energie-Informationsdienst (EID) hat, wie in jedem Jahr, die neueste Erhebung zum Tankstellenmarkt vorgenommen.

Insgesamt haben wir in Deutschland zurzeit 14.209 Tankstellen, die an öffentlichen Straßen für jedermann zugänglich sind. 353 Autobahntankstellen werden zudem entlang der deutschen Fernstraßen betrieben.

Entwicklung Straßentankstellen
01.01.2015 14.209 Tankstellen
01.01.2014 14.272 Tankstellen
01.01.2013 14.328 Tankstellen
01.01.2012 14.373 Tankstellen

Wie diese Zahlen zeigen, hat die Tankstellenzahl im vergangenen Jahr weiter geringfügig um 63 Tankstellen abgenommen. Im Schnitt der letzten drei Jahre wurden jeweils 60 Tankstellen jährlich geschlossen. Ganz richtig ist diese Aussage nicht, denn auf der anderen Seite sind auch Neubauten im Markt festzustellen. Das heißt, die Zahl der geschlossenen Tankstellen ist etwas höher, da auch neue Tankstellen im Markt errichtet wurden. Wenn weiterhin rund 60 Tankstellen pro Jahr aus dem Markt ausscheiden, dann sollte der Tankstellenmarkt bis 2020 unter 14.000 Straßentankstellen absinken. 1995 gab es 18.000 Straßentankstellen, 2005 15.000. Diese Zahlen zeigen, dass sich das Tempo der Tankstellenschließungen in den letzten 10 Jahren deutlich verlangsamte.

Das Gesamt-Ranking im deutschen Tankstellenmarkt sieht zurzeit wie folgt aus:

Marke Tankstellen
Aral 2.377
Shell, inkl. Rheinland-Kraftstoff 1.985
Total, inklusive Weißes Netz 1.109
Esso 1.005
Avia 837
JET/Weiße Tankstellen 792
Raiffeisen 642
Orlen 558
Agip 444
TAMOIL 392
OMV 301
Westfalen 250
Oil 221
Hoyer 183
Q1 182
Classic 110
ED 110
Lother 100
BayWa 94
HPV 79
Sprint 57
Calpam 57
SCORE 43
Pinoil 30
Bavaria Petrol 30
SVG 11
Sonstige Mittelständler inkl. BFT Eigenmarken
Supermarkttankstellen 2.200

Wie diese Zahlen zeigen, ist Aral nach wie vor der unangefochtene Marktführer. Aral hat es in den vergangenen Jahren geschafft, die Anzahl der Tankstellen annähernd konstant zu halten. Abgänge von Alttankstellen wurden durch Neuaufnahme von Markenpartnern in der Regel ausgeglichen.

Shell, die Nummer 2 im Markt, hat erneut Boden verloren. Shell-Händler wechselten in den vergangenen Jahren zu Aral und Total. In den Shell-Zahlen sind auch die weißen Tankstellen der Shell enthalten, die von der Schwesterorganisation, der Rheinland-Kraftstoffe, als Unterpreistankstellen (1 Cent unter Marke) geführt werden. Nach unseren Beobachtungen hat Shell in 2014 eine stattliche Zahl von Shell-Tankstellen auf das neutrale Emblem ihrer Schwestergesellschaft umgestellt.

Total konnte in den letzten Jahren durch die Aufnahme von Händlern und durch Neubauten ihr Netz deutlich erweitern.

Das Esso-Netz ist hingegen weiter leicht geschrumpft und ein Absinken unter die Marke von 1.000 Tankstellen ist in 2015 wohl zu erwarten.

Die Marktanteile sieht der Energie-Informationsdienst (EID) bei den großen Mineralölkonzernen zurzeit wie folgt:

Aral 21,0 %
Shell 19,5 %
JET 10,5 %
Total 9,0 %
Esso ,5 %

Auf diese fünf Weltkonzerne entfallen zwei Drittel aller Tankstellenkunden in Deutschland. In dem Reigen der fünf Großen ist JET die einzige Mineralölgesellschaft, die ausschließlich als Preisunterbieter im deutschen Markt tätig ist. Aral hat im Händlerbereich ebenfalls Unterpreistankstellen, die in der Regel unter dem regionalen Label des Händlers auftreten. Shell betreibt mit ihrer Tochter Rheinland-Kraftstoffe ein stattliches Netz an Unterpreistankstellen und Total hat ihr Unterpreisnetz bei Elan Osnabrück, ebenfalls eine 100%ige Total-Tochter, angesiedelt. Somit betreiben, mit Ausnahme der Esso, alle Konzerne in Deutschland ein so genanntes B-Netz neben der A-Marke.

Bei den Durchschnittsumsätzen je Standort dürfte JET bei den führenden Marken nach wie vor die absolute Spitze innehaben. Allerdings hat JET auch ein großes weißes Netz an Supermarkttankstellen (meist Real- und Metromärkte), die 2 Cent unter dem Markenpreis der A-Gesellschaften agieren. Den nächsthöchsten Durchschnittsumsatz dürften Shell und Aral, auch aufgrund ihres umfangreichen Autobahn- und Autohofnetzes, tätigen.

Dennoch haben sich in den vergangenen Jahren bei den großen internationalen Mineralölkonzernen Veränderungen im Marktanteil ergeben. Shell und Aral kamen bis vor wenigen Jahren noch auf einen Marktanteil von 22 bzw. 23 Prozent und deckten somit 45 Prozent des deutschen Tankstellenmarktes ab. Nach den neuesten Zahlen des Energie-Informationsdienstes beträgt der Marktanteil von Aral und Shell zusammen rund 40 Prozent. Gewinner in den vergangenen Jahren waren bei den Mineralölkonzernen Total und JET, die ihre Marktanteile kontinuierlich erhöhten. In der Marktbedeutung ist die Esso gesunken.

Im Tankstellenmarkt mischen aber auch noch weitere, nicht ganz so große, Mineralölkonzerne im deutschen Markt mit. Orlen aus Polen mit ihrer Marke STAR ist schwerpunktmäßig im Osten, Westen und Norden der Republik tätig. Die Agip, eine italienische Gesellschaft, beschränkt sich verstärkt auf den Süden und Südwesten von Deutschland. HEM/Tamoil, eine libysche Gesellschaft, ist schwerpunktmäßig im Norden, Osten und mittlerweile auch im Westen zu finden. Die OMV, eine österreichische Gesellschaft, ist ausschließlich im Süden engagiert. Diese vier Mineralölkonzerne repräsentieren 1.700 Tankstellen in Deutschland und kommen zusammen auf einen Marktanteil von ca. 11 bis 14 Prozent. Das heißt, knapp 80 Prozent des deutschen Tankstellenmarktes werden von den großen oder mittleren Mineralölkonzernen abgedeckt. Die mittelständischen Unternehmen, die über ein größeres Tankstellennetz verfügen, sind in der Regel regionale Marktteilnehmer. Rund 100 mittelständische Tankstellenunternehmer betreiben Tankstellenketten zwischen 5 und bis zu 250 Stationen. Viele dieser mittelständischen Unternehmen haben auch Plakettenverträge mit Aral, Shell, Total oder Agip und treten unter deren Konzernmarken oder/und einem eigenen Label auf. Einige mittelständische Händler haben sich unter der Marke Avia unter einem einheitlichen Markenzeichen mit einem gemeinsamen Einkauf zusammengeschlossen. In den Zahlen des Mittelstandes sind auch einige Automatentankstellen enthalten. Der mittelständische Mineralölhandel in Deutschland, inklusive aller Einzelhändlertankstellen und Raiffeisentankstellen, dürfte ca. 5.500 bis 6.000 Tankstellen in Deutschland umfassen. In dieser Zahl sollten ca. 300 bis 500 Automatentankstellen enthalten sein.

Nach unseren Berechnungen werden ca. 63 bis 66 Prozent aller Tankungen bei einer Marke zum A-Preis getätigt. Das heißt, jeder zweite Tankkunde kauft seinen Kraftstoffbedarf zum A-Preis. Unser ehemaliger Wirtschaftsminister und das Kartellamt waren der Ansicht, dass die Tankkunden in Deutschland mit Hilfe der Markttransparenzstelle (MTSK) zum reinen Preiskäufer und damit die Preisschwankungen weniger werden. Doch eine signifikante Kundenbewegung hat auch in Zeiten der MTSK nicht stattgefunden. Die Volatilität der Preise ist dank der leichteren Preisbeobachtung und entsprechender Computersysteme, die das Pricing vollziehen, effizienter und schneller geworden. Man sieht, beide Ziele wurden komplett verfehlt.