BYD kündigt Schnellladung für 400 Kilometer Reichweite an
Der chinesische Konzern BYD hat mit einer spektakulären Ankündigung die E-Auto-Branche aufhorchen lassen: Das Unternehmen verkündete, einen Elektromotor entwickelt zu haben, der innerhalb von fünf Minuten Energie für eine Reichweite von 400 Kilometern aufnehmen könne. BYD plant daher, seine Oberklassemodelle mit neuen Schnellladebatterien auszustatten.
Fachleute haben sich die Technologie hinter dieser Ankündigung genauer angesehen.
Andreas Radics, Automobilexperte und Partner bei der Unternehmensberatung AlixPartners, erklärte gegenüber dem Handelsblatt: „Die Ankündigungen von BYD sind nichts Neues. Die Technologie gibt es schon länger im Lkw-Bereich.“
Um solche Ladezeiten zu realisieren, müssten jedoch spezielle Schnellladestationen mit einer Leistung von einem Megawatt errichtet werden. Das entspräche einer Ladegeschwindigkeit von etwa zwei Kilometern Reichweite pro Sekunde. Konkrete Details bleibt BYD bislang jedoch schuldig.
Zum Vergleich:
- Tesla erreicht mit seinen Superchargern rund 275 Kilometer in 15 Minuten,
- Mercedes-Benz kommt mit dem elektrischen CLA auf 325 Kilometer in zehn Minuten,
- der chinesische Hersteller Li Auto gibt an, in zwölf Minuten eine Reichweite von 500 Kilometern laden zu können.
Rechnerisch ergibt sich damit:
- BYD: 80 km/min
- Li Auto: 42 km/min
- Mercedes: 33 km/min
- Tesla: 18 km/min
Laut BYD basiert das System auf einem vollständig flüssigkeitsgekühlten Megawatt-Blitzladesystem. Zudem habe man einen Siliziumkarbid-Leistungschip der nächsten Generation entwickelt, der das Schnellladen ermöglichen soll. Dieser Chip unterstützt eine Nennspannung von bis zu 1.500 Volt – ein bislang unerreichter Wert in der Automobilindustrie. Die neue Batterie soll über ultraschnelle Ionenkanäle verfügen, die den Innenwiderstand um 50 Prozent verringern. Gleichzeitig habe BYD einen neuen Elektromotor mit 30.000 Umdrehungen pro Minute entwickelt, der deutlich kleiner und leichter sein soll als bisherige Modelle.
Wo liegen die Schwächen der Technik?
Ein Ladesystem mit einem Megawatt Leistung stellt extreme Anforderungen an die Infrastruktur: Normale Stromnetze könnten damit überfordert sein. BYD will dieses Problem mit stationären Lithium-Eisen-Batterien mit 300 Kilowatt Leistung lösen, die als Pufferspeicher fungieren.
Christoph Neef, Batterieexperte vom Fraunhofer-Institut, äußert jedoch Zweifel an der Dauerbelastbarkeit dieser Lösung – sowohl für die Station als auch für die Fahrzeugbatterie, die bei solch hoher Ladeleistung stark beansprucht wird. Besonders die Abwärme sei eine große Herausforderung: Ein Wirkungsgradverlust von nur fünf Prozent entspräche bereits 50 Kilowatt Abwärme bei einem Megawatt Leistung.
Um diese Verluste zu kontrollieren, plant BYD eine intensive Kühlung der Batterie. Gleichzeitig will man die Spannungsebene der Antriebstechnik auf 1.000 Volt anheben. Derzeit liegt der Branchenstandard bei 400 Volt, zunehmend kommen 800-Volt-Systeme zum Einsatz.
Der physikalische Vorteil liegt auf der Hand: Je höher die Spannung, desto geringer der Stromfluss – und desto niedriger die Ladeverluste. Allerdings erfordert ein 1.000-Volt-System eine deutlich bessere Isolation, um Kurzschlüsse zu vermeiden.
Experten sind sich einig, dass das Konzept technisch umsetzbar ist. Die entscheidende Frage bleibt jedoch: Lohnt sich das wirtschaftlich? Der Weg zur Serienreife in der Breite wird laut Einschätzung lange dauern.
Ein weiteres Hindernis sind die hohen Kosten des Schnellladens: Bereits heute kostet eine Kilowattstunde an öffentlichen Schnellladestationen bis zu 70 Cent – das ist teurer als Diesel. Ein aufwendiges Ladesystem wie das von BYD dürfte diese Kosten weiter steigen lassen.
Fazit: Neben den technologischen Herausforderungen steht die Wirtschaftlichkeit im Fokus. Für Kunden bedeutet das: Schnellladen wird zur Luxusfunktion – mit einem entsprechend hohen Preis.