Der Mineralölwirtschaftsverband hat bei Professor Justus Haucap ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten untersuchte, wie sich die Markttransparenzstelle (MTS-K) auf die Kraftstoffpreise und das Kundenverhalten auswirkte. Vor diesem Hintergrund vergleicht Professor Haucap in vier ausgewählten Städten (Hamburg, Köln, Leipzig und München) für zehn ausgewählte Wochen in den Jahren 2012 und 2015, das Verbraucherverhalten im Hinblick auf die Tankstellenpreise und welche Menge zu welchen Tagespreisen getankt wurde. Hierdurch ließen sich zum ersten Mal mengengewichtete und damit realistische Durchschnittspreise für den deutschen Tankstellenmarkt ermitteln.

Zehn Wochen, die sich über das ganze Jahr verteilten, wurden gegeneinandergestellt. Bewusst wurde auch der Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen bzw. in Bayern mit in die entsprechenden Wochen aufgenommen.

2012 fanden 3,9 Preisänderungen pro Tag statt, während es 2015 6,5 Preisänderungen pro Tag und Tankstelle waren. 2012 erfolgten pro Tag und pro Tankstelle 2,5 Preissenkungen, während es 2015 4,3 Preissenkungen waren. Die Differenz zwischen den Preissenkungen und den Preisänderungen sind die Preiserhöhungen, so Professor Haucap in seiner Untersuchung. Folglich sind 2012 1,4 Preiserhöhungen pro Tag und Tankstelle erfolgt, während es 2015 2,2 Preiserhöhungen pro Tag und Tankstelle waren.

Folglich, so die Studie, sind die Preiszyklen an den Tankstellen schneller und „gestauchter“ geworden. Die Studie stellt an dieser Stelle fest, dass die Preiszyklen umso schneller werden, je intensiver der Wettbewerb im Markt ist. Auch in Deutschland verläuft der Preiszyklus an Autobahntankstellen nur halb so schnell wie bei Straßentankstellen. Eine Zunahme der Geschwindigkeit des Zyklus ist als Indiz für eine Zunahme des Wettbewerbs zu sehen, so Professor Haucap.

Interessanterweise hatten 2012 einige Marktteilnehmer dem Kartellamt und dem seinerzeitigen Wirtschaftsminister Philipp Rösler, auf dessen Initiative die Markttransparenzstelle entstanden ist, dargelegt, dass mit Einführung dieser Stelle die Preise volatiler werden und nicht, wie man sich eigentlich erhoffte, die Preise weniger stark schwanken würden. Dem Kartellamt wurde erklärt, dass, wenn in einem Markt die Preise nicht stark schwanken, dies eher ein Hinweis für wenig Wettbewerb als für intensiven Wettbewerb sei.

Im zweiten Teil der Studie untersuchte Professor Haucap, wie sich der ungewichtete Durchschnittspreis zum einfachen Durchschnittspreis eines Tages verhält. Der einfache Durchschnittspreis eines Tages errechnet sich, indem die einzelnen Preise des Tages aufaddiert und durch die Anzahl der Preisänderungen dividiert werden. Ein gewichteter Durchschnittspreis berücksichtigt, zu welchen Preisen welche Mengen gelaufen sind. Das heißt, je mehr Liter zu einem bestimmten Preis gelaufen sind, desto stärker fällt dieser Preis bei der Durchschnittswertermittlung ins Gewicht. Der wichtigere Wert ist der mengengewichtete Durchschnittspreis, denn dieser Preis ist in den Kassen der Mineralölunternehmen tatsächlich angekommen.

Interessant bei dieser Untersuchung ist, wie weit der mengengewichtete und der nicht mengengewichtete Durchschnittspreis 2012 bzw. 2015 auseinander lagen. 2012 betrug die Abweichung zwischen dem nicht mengengewichteten und mengengewichteten Durchschnittspreis 1,5 Cent. Im Jahr 2015 betrug der Abstand 3,2 Cent und hatte sich somit mehr als verdoppelt.

Was sagt der Anstieg dieser Differenz aus? Der Anteil derjenigen Kunden, die zum günstigsten Tagespreis tanken (in den Abendstunden) hat zwischen 2012 und 2015 deutlich zugenommen. Während im Jahr 2012 durchschnittlich nur 45 Prozent der gesamten getankten Tagesmengen im Preistal getankt wurden, waren es 2015 bereits 53,4 Prozent. Als Preistal definierte die Studie „die niedrigsten 20 Prozent der Preise am Tag“. Hierdurch ist der Abstand zwischen dem mengengewichteten und nicht mengengewichteten Tagespreis zwischen 2012 und 2015 um 1,7 Cent gestiegen.

Das Kartellamt hat folgende Begriffsdefinition vorgenommen:

Tankstellenspread: Dies ist der Betrag pro Liter, den ein Autofahrer an einem Tag sparen kann, wenn er bei einer Tankstelle zum günstigsten Zeitpunkt tankt, im Vergleich zum ungünstigsten Zeitpunkt an derselben Tankstelle. Der Tankstellenspread berechnet sich aus der Differenz zwischen Tageshöchst- und Tagesniedrigstpreis einer bestimmten Tankstelle. Der Tagestiefst- bzw. Tageshöchstpreis differierte 2012 an einer Tankstelle um 5,4 Cent und 2015 um 12,2 Cent. Folglich sind die Preiserhöhungen, die täglich stattfinden, größer geworden als früher, da ohne diese hohen Preiserhöhungen auch die größere Anzahl der Preissenkungen gar nicht darzustellen wären. Insbesondere in den Nachtstunden sind die Preise erheblich höher als in 2012.

Das Kartellamt hat zudem den sogenannten Marktspread wie folgt definiert: Der Marktspread ist der Betrag pro Liter, den der Autofahrer an einem Tag sparen kann, wenn er bei der günstigsten Tankstelle einer Stadt zum günstigsten Zeitpunkt tankt, statt bei der ungünstigsten Tankstelle der Stadt zum ungünstigsten Zeitpunkt. Der Marktspread berechnet sich aus der Differenz zwischen dem Tageshöchst- und Tagesniedrigstpreis einer Stadt.

Der Tageshöchst- und Tagesniedrigstpreis lag 2012 in den vier vorstehend genannten Großstädten bei 11 Cent. 2015 lag die Differenz zwischen der günstigsten und teuersten Tankstelle an einem Tag bei 21,5 Cent. Auch dies ist eine Folge der starken Preiserhöhungen, die wiederum der Vielzahl von Preissenkungen und der Wettbewerbsintensität geschuldet sind.

Fazit der Studie: Die deutschen Autofahrer haben 2015 nach Einführung der MTS-K deutlich mehr in sogenannten Preistälern getankt als 2012, vor Einführung der MTS-K. Das veränderte Tankverhalten ist ein Indiz dafür, dass zumindest manche Autofahrer die entsprechenden Apps für Preisvergleiche nutzen, um preisbewusster zu tanken. Die Tatsache, dass die Preiszyklen 2015 schneller verlaufen als 2012, deutet auf eine Intensivierung des Wettbewerbs zwischen den Tankstellen hin. Bei einer Reduktion der Wettbewerbsintensität wäre eine Verlangsamung der Zyklen zu erwarten gewesen. Dies ist jedoch nicht eingetreten. Die Analysen, so Professor Haucap, deuten somit daraufhin, dass die MTS-K nicht nur erfolgreich zu einer besseren Informationslage der Verbraucher, sondern damit auch indirekt zu einer Intensivierung des Wettbewerbs beigetragen hat.

Allerdings wurde das Ziel der Politik, die Preisbewegungen zu reduzieren, verfehlt. Genau das Gegenteil ist der Fall, wie die Zahlen von Professor Haucap zeigen.