Weniger Motoren senken die Entwicklungskosten
Die deutschen Automobilhersteller nehmen immer mehr Verbrennungsmotoren aus ihrem Programm. So will etwa Mercedes Benz bei der nächsten Generation von kompakten Modellen wie CLA, GLA oder GLB weder Dieselmotoren noch Plug-in Hybride anbieten, wie das „Handelsblatt“ berichtete. Diese Baureihen werden ausschließlich vollelektrisch oder als Benziner vertrieben.
BMW dünnt sein Aggregaten-Portfolio in Europa ebenfalls kräftig aus. In der neuen 5er Reihe gibt es jeweils nur noch einen reinen Vierzylinder Benzin und Diesel, dafür zwei Plug-in-Hybride und gleich drei reine Elektrovarianten. Die klassischen Sechszylinder, einst der Markenkern der Münchner, baut BMW in seinem österreichischen Steirerwerk lediglich für Exportmärkte wie die USA. Trotz der Elektroflaute versuchen BMW, Mercedes und VW das Angebot an Verbrennungsmotoren auf ein Minimum zu reduzieren. Hintergrund ist die Regulierung in der EU.
Die Hersteller müssen einerseits immer strengere Flottengrenzwerte für klimaschädliche Abgase einhalten und andererseits sind im neuen Euro-7-Standard erstmals auch Vorgaben zum Reifen- und Bremsabrieb vorgesehen. Alle Autohersteller müssen ihre Motorenprogramme neu zertifizieren lassen und dies ist mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden. „Der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub muss künftig in jedem Auto gemessen werden. Das ist für Benzinmotoren noch nicht erprobt“, klagt der Ingenieur eines großen Herstellers im „Handelsblatt“.
Die Hersteller wollen die Stückkosten für diese Motoren reduzieren, indem sie auf wenige Verbrennungsaggregate setzen. Im Massenmarkt wird sich jeder Hersteller weiterhin auf einen Vierzylinder konzentrieren. Der Diesel, der nur in Europa eine Rolle spielt, wird es gegenüber dem Benziner schwieriger haben. Da Europa nur für 20 Prozent des Automobilabsatzes steht, müssen die Hersteller sehen, welche Verbrennermotoren auch nach 2035 in den anderen Teilen der Welt noch Bedeutung haben. China fördert wohl zwar die Elektromobilität, doch der Verkehrssektor soll erst 2060 klimaneutral werden.
Die Premiumhersteller versuchen ihre Sechs- und Achtzylinder als leistungsstarke Plug-in-Hybride, insbesondere im US-Markt, möglichst länger am Laufen zu halten. Mercedes bleibt dem Verbrenner treu, trotz geringerer Motorenauswahl. Neun von zehn Limousinen und SUVs, die Mercedes verkauft, haben nach wie vor einen Verbrennermotor. Die Schwaben haben auch den US-Markt fest im Blick, daher modernisiert sie unter anderem noch einmal ihren Achtzylindermotor und das Bruderaggregat der Tuning-Tochter AMG. Gerade bei AMG gilt der V8 als Markenkern der treuen Fangemeinde.
Etwas anders sieht es bei den Zwölfzylindermotoren aus. Diese Triebwerke sind in die Jahre gekommen und spielen eigentlich nur noch bei der Luxuslimousine Maybach eine Rolle. Der Schadstoffausstoß des Aggregates ist hoch und die Stückzahlen sind sehr klein. Lediglich knapp 1.000 Motoren mit zwölf Zylindern hat Mercedes in 2022 produziert. Auch die Zukunft des Sechszylinder-Dieselmotors mit 55.000 Einheiten pro Jahr sollte bei Mercedes dauerhaft nicht mehr die große Rolle spielen.