400 Schnellladestellen
Daimler, BMW, Porsche und Audi wollen 400 Schnellladestellen bauen
Eine Allianz von BMW, Daimler, Ford, Porsche und Audi plant den Aufbau eines
europaweiten Schnellladenetzes für Elektrofahrzeuge. 2018 will Audi einen SUV als E-Auto auf den Markt bringen, Daimler will 2019 folgen und Porsche möchte im Jahr 2020 den Porsche Mission E auf den Markt bringen. Der Elektrosportwagen soll mit einer Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h durch das Land düsen.
Das Problem ist, dass diese Elektromotoren an üblichen Ladesäulen viel zu lange auftanken müssen. Nach Informationen des Handelsblatts hat der Autohersteller Porsche auf seinem Werksgelände eine Hochleistungsladestation installiert, die das Fahrzeug innerhalb weniger Minuten aufladen könne. Sie hat eine elektrische Leistung von 350 Kilowatt (kW). Normale Ladesäulen mit Wechselstrom kommen auf rund 22 kW und selbst die aktuellen Schnellladesäulen mit Gleichstrom sind nur 50 kW stark. Die Super Charger von Tesla haben ca. 120 kW Ladeleistung.
Porsche, Audi, Daimler und Ford haben ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, um ein Netz von Schnellladetankstellen aufzubauen, wobei zu diesem Unternehmen noch die Zustimmung des Kartellamtes fehlt. Ab dem Jahr 2017 sollen entlang der Hauptverkehrsachsen 400 ultraschnelle Ladestationen installiert werden. Zu den möglichen Kosten halten sich die Konzerne allerdings bedeckt. In Branchenkreisen wird der Aufwand auf einen niedrigen bis mittleren 3-stelligen Millionenbetrag geschätzt, so das Handelsblatt. An den heutigen Schnellladestationen dauert der Tankvorgang mindestens 1 Stunde. Zu Hause mit Wechselstrom sind schnell 8 bis 9 Stunden erforderlich, um die heutigen – noch recht kleinen – Batterien der Elektrofahrzeuge aufzutanken.
Die großen Batterien, die Audi, Daimler, BMW und Porsche in ihre Sportwagen einbauen wollen, werden ohne Schnellladesäulen kaum mit vertretbarem Zeitaufwand aufzuladen sein. Die Automobilhersteller planen bei den Schnellladestationen den sogenannten CCS-Standard als Steckerlösung einzusetzen. Dies hätte aus Sichten der Hersteller den Vorteil, dass Tesla mit seinen Modellen an diesen Schnellladesäulen nicht tanken kann, da Tesla keine CCS-Stecker einsetzt. Branchenexperten sehen aber noch ein großes Hindernis: Die 350 kW-Anlagen sind zurzeit noch nicht serienreif und noch viel zu teuer, so das Handelsblatt. Bislang fand sich für diese unrentablen Stationen kein williger Betreiber, sodass die Automobilindustrie in die Vorleistung gehen muss. Da für das Schnellladen der E-Fahrzeuge grüner Strom eingesetzt werde soll, mischt Innogy, eine RWE-Tochter, bei diesem Joint Venture auch mit.
Für diese Elektroautos soll grüner Strom zur Verfügung gestellt werden, da nur damit die CO2-Bilanz der Elektroautos gegenüber den Verbrennungsmotoren besser ausfällt. So lange wir in Deutschland auf Kohlestrom zurückgreifen, bringt das Elektroauto nichts, denn der CO2-Ausstoß findet dann nicht am Auspuff des Fahrzeugs, sondern im nächsten Kohlekraftwerk statt.
Laut FAZ fällt die Autoelektrifizierung ernüchternd aus. Anfang des Jahres waren in Deutschland gut 45 Millionen Personenkraftwagen angemeldet. Davon fuhren 98,4 Prozent mit Benzin und Diesel.
Der Marktanteil der Elektroautos bei den Neuzulassungen liegt bei 0,3 Prozent. Zusammen mit den Plug-in-Hybriden erreichen Elektroautos einen Anteil von 0,7 Prozent. Die Automobilhersteller müssen bis 2020 die Emissionsvorgaben der EU erfüllen. Das heißt, es dürfen nur noch 95 Gramm Kohlendioxid je Kilometer von Fahrzeugflotten eines Herstellers ausgestoßen werden. Die zwischen Januar und November 2016 in Deutschland zugelassenen Autos kamen auf eine Durchschnittsemission von 127 Gramm je Kilometer. Das heißt, bis 2020 muss der CO2-Ausstoß der Neuzulassungen um 25 Prozent gesenkt werden. Ohne eine gewisse Anzahl an Elektroautos in der Fahrzeugflotte der jeweiligen Hersteller wird es schwer, diesen Wert rechtzeitig auf das vorgegebene Maß zu senken. Elektroautos werden für eine Übergangszeit mit einem höheren Faktor auf den CO2-Wert der Fahrzeugflotten angerechnet. Aus diesem Grund arbeiten alle Hersteller mit Hochdruck daran, dass man zwischen 2018 und 2020 einige Elektrofahrzeuge in der gesamten Fahrzeugflotte haben wird. Ein E-Modell je Fahrzeughersteller dürfte reichen, um 2020 den entsprechenden Flottenverbrauch von 95 Gramm CO2 nachzuweisen. Und selbst wenn sie dieses Auto subventionieren müssten, ist es billiger als bei nicht erreichen des CO2-Ausstoßes die dann fälligen Strafen zu zahlen.
Die Betriebsräte der Automobilhersteller sehen allerdings eine Beschäftigungsgefahr durch die Elektroautos. Elektromotoren sind nicht so komplex wie die heutigen Vergaser- und Dieselmotoren. Nach Berechnungen des Betriebsrates von Daimler, würden von den heutigen 30.000 Beschäftigten für die Herstellung des Verbrennungsmotors nur noch 4.000 Mitarbeiter erforderlich sein, wenn der Verbrennungsmotor komplett durch den Elektromotor ersetzt würde.