Hybrid-Offensive der Autoindustrie

Auf der Automobilmesse in Genf wurden im März die Spitzenmodelle der Automobilindustrie in Szene gesetzt. BMW glänzte mit dem M760 Li xDrive. Ein Fahrzeug mit 600 PS, 12 Zylindern und eine Beschleunigung auf 100 in 3,9 Sekunden. 12,6 Liter Super schluckt die Sportlimousine und schleudert dabei 294 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer in die Luft. Dreimal mehr als der Grenzwert von 95 Gramm, den die EU für das Jahr 2021 für die gesamte Fahrzeugflotte vorschreibt.

Um in Zukunft diese Abgaswerte hinzubekommen, bietet BMW den 7er als sogenannten Zwitter mit Elektro- und Benzinmotor an, wie das Handelsblatt berichtete. In den kommenden Jahren wollen BMW, Daimler und die VW-Gruppe wesentliche Teile ihrer Angebotspalette elektrifizieren. Der Hybridantrieb ist für die Autobauer eine Übergangstechnologie. VW teilte in Genf mit, in den nächsten vier Jahren 20 neue Elektroautos auf den Markt zu bringen. Die Mehrheit davon dürfte halbelektrisch sein. Auch für Daimler ist die Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor alternativlos, wenn die Fahrzeugflotte den EU-Wert von 95 Gramm CO2- Ausstoß bis 2020 erreichen will. Folglich wird Mercedes in den kommenden Jahren zehn Hybridmodelle auf den Markt bringen.

Doch bisher haben die Premiumbauer, so das Handelsblatt, noch ein Problem: Die Technologie ist zu teuer, um sich auch für die Kunden zu rechnen. Ein Golf GTI, der bereits halbelektrisch unterwegs ist, kostet derzeit etwa 37.000 Euro, fast doppelt so viel wie ein normaler Verbrennungsmotor.

Um den Kunden dennoch ein Hybridauto zu verkaufen, verzichtet Daimler bei seiner halbelektrischen S-Klasse auf einen Teil der Marge. Bei Mercedes liegt der Absatz der Hybridmodelle in den angebotenen Modellreihen im einstelligen Prozentbereich. Bis 2020 soll ihr Anteil zweistellig werden, so das erklärte Ziel von Daimler.

Impulse verspricht sich die Industrie von staatlichen Zuschüssen. Dem Wähler wird es allerdings schwer zu vermitteln sein, dass Luxuslimousinen staatliche Zuschüsse bekommen. Dennoch werden BMW und Daimler nicht müde, den Staat aufzufordern, für die Elektrifizierung Zuschüsse zu zahlen. Allerdings weist der Finanzminister darauf hin, dass die Autokonzerne in den vergangenen Jahren gute Gewinne eingefahren haben und sie deshalb nicht nach voller staatlicher Hilfe rufen können. Doch, wie das Handelsblatt berichtete, scheinen die Forderungen der Premiumhersteller in Berlin Gehör zu finden. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Umweltministerin Barbara Hendricks und Verkehrsminister Alexander Dobrindt haben sich bereits für einen Kaufzuschuss von 5.000 Euro für jedes voll- oder halbelektrische Auto ausgesprochen. Die Autobauer sollen einen Teil der Zuschüsse tragen, um auch mit Blick auf die Gewinnlage der Konzerne, die mögliche Kritik an einem solchen Zuschuss zu mildern.

Während sich deutsche Autobauer für den teilelektrischen Antrieb erwärmen, sinkt bei Toyota die Begeisterung. Die Japaner sind Weltmarktführer beim Verkauf von Hybridautos. Der Antrieb garantiert zwar große Reichweiten, doch wenn die Batterie leer ist, haben sie einfach nur ein schweres Auto, so der Europachef von Toyota zum Handelsblatt. Der Mehrwert eines Hybridantriebs, der über die Steckdose geladen wird, sei begrenzt, sagen die Toyota-Manager. Ein normaler Hybrid würde im Volumenmarkt deutlich günstiger sein. Toyota setzt zurzeit viel Geld für die Entwicklung von Brennstoffzellenmotoren ein.

Der Verkehrsclub Deutschland glaubt, dass 60 Prozent aller 2020 neu zugelassenen Autos eine Kombination von Elektro- und Ottomotor haben werden. Allerdings hat die Onlineredaktion von Auto-Motor-Sport zwei schwere PS-starke Hybridmodelle deutscher Hersteller getestet. Das Ergebnis: „BMW gibt eine Reichweite von 31 km an. Beim Test auf unserer gemütlich gefahrenen Elektrorunde mit einigen Steigungen war jedoch schon nach 20 km Schluss. Der Mercedes kam sogar nur auf 17 km Reichweite“.