BP-Studie zum weltweiten Energieverbrauch

Die BP-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bis 2035 der Bedarf an Energie welt-weit um 41 Prozent steigen wird. Der größte Teil der Nachfrage kommt aus den Schwellenländern. Grundsätzlich ist die Industrie darauf vorbereitet, dem steigenden Energiebedarf mit einem entsprechenden Energieangebot Rechnung zu tragen, so die BP. Ab 2030 wird in den Industrieländern trotz anhaltendem wirtschaftlichen Wachstums der Energieverbrauch sinken. Die Nachfrage für Öl und Kohle wird am langsamsten in den nächsten 20 Jahren steigen und hierdurch wird das Förderkartell OPEC an Bedeutung verlieren (0,8 Prozent pro Jahr).

Laut der BP-Studie wird der weltweite Energiebedarf bis 2035 um 1,5 Prozent pro Jahr wachsen. 95 Prozent dieses zusätzlichen Energieverbrauchs kommen aus den Schwellenländern.

Die Nachfrage nach Öl wird bis zum Jahr 2035 um 19 Millionen Barrel am Tag (0,8 Prozent pro Jahr) zunehmen. Dieses Wachstum kommt von außerhalb der OECD Staaten. Die Nachfrage aus China, Indien und dem mittleren Osten wird zusammen fast den gesamten zusätzlichen Ölbedarf abgreifen.

Andererseits wird im gleichen Zeitraum die Schieferöl- und die Schiefergasproduktion in den USA zunehmen. Laut BP wird die USA ab dem Jahr 2035 zum Selbstversorger bei ihrem Energiebedarf. Gleichzeitig wird die USA hinter Australien zum zweitgrößten Exporteur von verflüssigtem Erdgas aufsteigen. Hierdurch dürften sich die Handelsströme für Öl und Gas weltweit in den nächsten Jahren sehr stark verschieben. Bereits im Jahr 2018, so BP, könnte das OPEC-Ölkartell über einen Angebotspuffer, das heißt Reservekapazitäten, an Rohöl von 6 Millionen Barrel pro Tag verfügen.

Im Bereich Schiefergasproduktion sieht BP China als das kommende Land. Dennoch wird Asien zum größten Energieimporteur, da der Energieverbrauch in diesen Ländern rasant steigt.

Den erneuerbaren Energien, wie Wind, Wasser, Solarenergie und Biokraftstoffe, trauen die Analysten von BP einiges an Potenzial zu. Ihr Marktanteil an der weltwei-ten Stromproduktion soll gemäß dieser Studie von heute 5 Prozent auf rund 14 Pro-zent bis zum Jahr 2035 steigen. BP prognostiziert auf der anderen Seite einen Be-deutungsverlust der Nuklearenergie. Die erneuerbaren Energien sollen schon 2025 weltweit auf einen höheren Marktanteil kommen als die Atomkraftwerke. Die Wachs-tumsmärkte für Atomkraft liegen zurzeit in China, Indien und Russland. In allen westlichen Ländern wird Atomkraft eher auf Sparflamme gefahren. In den USA verdrängen günstige Gaskraftwerke, die zur Stromerzeugung herangezogen werden, die umweltbelastenden Kohlekraftwerke und veraltete Atomanlagen.

Aus diesem Grund wird neben Öl auch Kohle an Relevanz verlieren.

Nach 2020 soll das jährliche Wachstum beim Kohlebedarf nur noch bei 0,6 Prozent liegen. China und Indien werden im Jahr 2035 64 Prozent der Kohle weltweit ver-brauchen. Allerdings könnte die starke Luftverschmutzung, unter der China in gewissen Regionen leidet, das Land vorzeitig zu einem Umdenken bei ihren Kohlekraftwerken bewegen.

Dennoch werden die fossilen Brennstoffe wie Gas, Öl und Kohle auch in den nächsten 20 Jahren die wesentlichen Energieträger sein. Erneuerbare Energien werden an Bedeutung zunehmen und auch die Atomkraft wird weiterhin, wenn auch in geringerem Ausmaß, ihren Beitrag zum Weltenergiebedarf liefern.

Der Schiefergasboom hat aktuell in den USA einen Dämpfer erhalten. Das liegt im Wesentlichen an den aktuell niedrigen amerikanischen Gaspreisen. Der amerikani-sche Gaspreis ist im historischen Vergleich billig und Gas kostet in den USA im Ver-gleich zu Europa weniger als die Hälfte. Aus diesem Grund sind die Erlöse aus dem Schiefergas geringer ausgefallen als anfangs von den Investoren erhofft. Deshalb werden zurzeit erst einmal die bestehenden Quellen ausgebeutet, bevor in neue Quellen investiert wird.

Im vergangenen Jahr hatten daher auch viele Unternehmen eine Reihe von Ab-schreibungen auf diese Vorkommen vorgenommen, um auch den sinkenden Ener-giepreisen und teilweise auch enttäuschten Förderraten Rechnung zu tragen.
Mit einem Anziehen der Gaspreise dürften sich die Investitionen wieder beschleuni-gen.

Die BP-Studie deckt sich in weiten Teilen mit der Studie der Exxon, die ebenfalls jährlich überprüft und angepasst wird.

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Energieträger Öl, Gas und Kohle in den nächsten 20 Jahren den Energiehunger einer stark wachsenden Weltwirtschaft befriedigen können, da die Ressourcen in ausreichender Menge und durch den technischen Fortschritt auch zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stehen werden. Der technische Fortschritt wird auch zu einer immer effizienteren und damit sparsameren Nutzung der Energie beitragen. Die Emissionen werden dank neuer Techniken, bezogen auf die produzierten Einheiten an Energie, sinken. Allerdings wird der mengenmäßige CO2-Ausstoß um 30 Prozent zunehmen. Die Welt braucht auf absehbare Zeit weiterhin fossile Energieträger, bevor ein Wandel zu bezahlbarer, regenerativer Energieerzeugung vollzogen werden kann, ohne die Weltwirtschaft und damit die Menschen mit zu hohen Kosten zu überfordern. Die große Herausforderung wird sein, einen vernünftigen Mittelweg zwischen Ökologie und Ökonomie zu finden.