Emovy, ein THG-Zertifikatehändler, meldet ebenfalls Insolvenz an

Wie DIE WELT berichtete, haben nicht nur Produzenten von E-Autos in Deutschland mit Schwierigkeiten zu kämpfen, sondern offenbar auch deren Lobbyisten und Händler von Emissionszertifikaten. Der Bundesverband Elektromobilität hat im Mai Insolvenz angemeldet. Laut WELT stellte der Verband den Insolvenzantrag selbst beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg.

Der Bundesverband Elektromobilität wurde vor 16 Jahren gegründet. Nach eigenen Angaben vertrat er 450 Unternehmen und sonstige Mitglieder mit einem kumulierten Umsatzvolumen von über 100 Milliarden Euro und rund einer Million Mitarbeitenden weltweit. Zu den Mitgliedern zählten Automobilhersteller wie Mitsubishi und Kia, vor allem aber mittelständische Unternehmen – darunter Zulieferer, Betreiber von Ladeinfrastruktur und Beratungsfirmen. BEM-Vorstand Markus Emmert wollte den Vorgang gegenüber der WELT nicht kommentieren. Emmert und sein Co-Vorstand Christian Heep hatten sich laut Branchenmedien Ende 2023 mit dem Gründungspräsidenten Kurt Sigl überworfen, im April 2024 trennte sich der Verband schließlich von Sigl.

Am 27. Mai meldete auch die Firma Emovy, ein Vermittler von E-Auto-Zertifikaten, Insolvenz beim Amtsgericht Karlsruhe an. Das Unternehmen vermarktet für Fuhrparks und Flottenbetreiber Treibhausgasminderungs-(THG)-Zertifikate von Elektrofahrzeugen und öffentlichen Ladesäulen, die diesen gutgeschrieben werden. Diese Mengen werden gebündelt (gepoolt) und die Unternehmen erzielen ihren Gewinn aus der Differenz zwischen den Auszahlungen an Fahrzeug- und Ladeinfrastrukturbetreiber und dem Erlös, den sie beim Verkauf der THG-Zertifikate – etwa an Mineralölunternehmen – erzielen.

In einer Pressemitteilung nannte Emovy zwei Gründe für das Insolvenzverfahren: Zum einen war das Unternehmen auf den Vertragspartner „Biomethan Landwärme“ angewiesen – sowohl hinsichtlich der Auszahlungen als auch der Leistungen. Diese Firma hatte im August 2024 Insolvenz angemeldet, nachdem der Preis für THG-Zertifikate seit Anfang 2023 von 400 Euro auf unter 100 Euro gefallen war. Zahlreiche Unternehmen erhielten daraufhin keine Auszahlungen mehr und erlitten teils erhebliche Verluste – so auch Emovy.

Ein zweiter Grund war laut Emovy die Ankündigung der früheren Bundesregierung unter Kanzler Scholz und des zuständigen Umweltministeriums unter Ministerin Lembke, dass THG-Zertifikate aus den Jahren 2025 und 2026 nicht mehr in die Folgejahre übertragen werden dürfen und erst ab 2027 wieder angerechnet werden können. Diese Maßnahme habe die ohnehin angespannte Lage auf dem Zertifikatemarkt weiter verschärft und sei ein weiterer Auslöser der Insolvenz.

Ein zentrales Problem am Zertifikatemarkt bestand darin – wie bereits in der Partnerzeitung 03/2024 berichtet –, dass zahlreiche THG-Zertifikate, insbesondere aus China, in Deutschland anerkannt wurden, obwohl sie bei näherer Prüfung keine belastbare Grundlage hatten. Dies setzte auch die Biokraftstoffbranche in Deutschland erheblich unter Druck, da der Kauf von THG-Zertifikaten zeitweise günstiger war als der Einsatz von Biosprit. Sowohl die Presse als auch Biokraftstoffhersteller wiesen bereits Ende 2023 auf diese Problematik hin – ohne nennenswerte Reaktion seitens des Umweltministeriums oder der damaligen Bundesregierung.

Das Verbot der Anrechenbarkeit von THG-Zertifikaten aus den Jahren 2025 und 2026 vor dem Jahr 2027 war lediglich ein halbherziger Versuch, den Biospriterzeugern entgegenzukommen. Deutlich wirkungsvoller wäre ein entschlossenes Vorgehen des Umweltministeriums gegen gefälschte Zertifikate gewesen. Hinzu kommt, dass auch angeblich fortschrittliche Biokraftstoffe aus China auf dem deutschen Markt zugelassen wurden, obwohl bereits Hinweise vorlagen, dass China kaum über die nötigen Produktionskapazitäten verfügte.

Im Kern ist der Zertifikatemarkt kein echter Markt. Seine Regeln hängen davon ab, was die Politik jeweils als Standard definiert. Zudem ist fraglich, wie die Herkunft und Gültigkeit von THG-Zertifikaten aus fernen Ländern überprüft werden soll – insbesondere, wenn diese Staaten eine Kontrolle nicht zulassen. Für Unternehmen aus solchen Ländern stellt dies de facto eine Lizenz für unlautere Geschäfte dar.