Auch bei selbstfahrenden Autos möchte China vorne mit dabei sein

Vor dem Auftakt zur weltgrößten Automobilmesse in Shanghai hatte Mercedes-Benz eine wichtige Kooperation mit Chinas Technologiekonzern Alibaba bekannt gegeben. Auch Volvo und Audi sind Partnerschaften mit Alibaba eingegangen.

Laut Handelsblatt ist die neue Kooperation mit Alibaba ein Entgegenkommen von Mercedes, um Chinas Machthaber bei Laune zu halten, denn rein technisch sind die Stuttgarter überhaupt nicht auf die Dienste von Alibaba angewiesen. Die neue A-Klasse von Daimler ist mit dem Multimediasystem MBUX ausgestattet. MBUX steht für Mercedes-Benz User Experience und soll Mercedes Autos kommunikativ mit dem Fahrer verbinden. Über den Befehl „Hey Mercedes“ wird ein Sprachassistent aktiviert. Wer der A-Klasse etwa sagt: „Ich habe Hunger“ wird zum nächsten Restaurant navigiert. Auf den Hinweis: „Mir ist kalt“, wird die Temperatur im Auto hoch geregelt und auf die Frage, ob man morgen einen Regenschirm in München benötigt, erläutert einem MBUX detailliert den Wetterbericht, so das Handelsblatt. Die sehr gute Sprachsteuerung wurde von Daimler selbst entwickelt. Die MBUX-Box kann sich auch mit Apples Siri bzw. Amazons Alexa verknüpfen lassen, ohne dass MBUX auf diese beiden Sprachsysteme angewiesen wäre. Daimler versucht mit der eigenen Software die Oberhand über die Kundendaten zu behalten.

T-Mal-Genie, das Sprachsteuerungssystem von Alibaba, kann letztlich auch nicht mehr als der clevere Assistent von Daimler. Laut Handelsblatt versucht sich Alibaba über seine Plattform tief in den Autos der deutschen Hersteller zu verankern. Der chinesische Staat will den chinesischen Anbietern helfen beim vernetzten Fahren zu einer globalen Führungsrolle zu kommen. Wer als internationaler Autobauer selbstfahrende Autos auf Chinas Straßen bringen will, ist letztlich auf eine Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern angewiesen. Selbstfahrende Autos sind auf hochauflösende Karten angewiesen und China will diese Daten in chinesischer Hand behalten. Folglich kommen internationale Autobauer an einer solchen Partnerschaft nicht vorbei, wie Unternehmensberater Georg Stieler feststellt.

China hat Ende 2017 auch noch ein weiteres Pilotprojekt des Forschungsinstituts für Verkehrsmanagement der nationalen Sicherheitsbehörde an den Start gebracht. In der 6-Millionen-Einwohner Stadt Wuxi, nordwestlich von Shanghai gelegen, kommunizieren die Autos mit der Ampel. In Echtzeit werden Daten über eine schnelle mobile Internetverbindung zwischen Fahrzeug und Verkehrsinfrastruktur übertragen. Der Nutzen: Der Fahrer sieht im digitalen Armaturenbrett, ob er mit der erlaubten Geschwindigkeit die nächste grüne Ampel erreicht. Wenn das nicht der Fall ist, zählt ein Countdown die Zeit bis zur nächsten Grünphase. Bis dahin kann der Fahrer entscheiden, ob er verlangsamen möchte oder eine andere Route wählt. In China sind auch einige neue Startups an den Start gegangen, die sich damit beschäftigen, neue Standards von autonomen Fahrsystemen, und dies mit einem globalen Anspruch, zu schaffen.

Heute beträgt der Autoabsatz in China 24 Millionen Autos pro Jahr. Jedes vierte Auto in der Welt wird in diesem riesen Reich verkauft. Experten gehen davon aus, dass im Jahr 2030 42 Millionen Pkws jährlich in China verkauft werden. Bei den komplexen Verbrennungsmotoren ist die Qualität internationaler Hersteller wie Daimler, BMW, Toyota etc. für die Chinesen auch heute noch unerreichbar. Aber die Motoren in E-Autos sind deutlich einfacher zu bauen. Aus diesem Grund setzt die chinesische Regierung auf Elektrofahrzeuge.

Auch bei der Digitalisierung und dem autonomen Fahren will das Land eine Schlüsselrolle einnehmen. Schon heute fordert der chinesische Staat eine umfassende Vernetzung der Autodaten mit der Infrastruktur und mit staatlichen Behörden.