Ein kurzer Blick auf die wesentlichen Wettbewerber aus China, die nach Europa kommen wollen.

BYD
BYD führt das Elektrosegment in China klar an. Um 69 Prozent konnten die BYD im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wachsen. Jedes vierte verkaufte Auto mit Elektroantrieb in China stammt inzwischen von BYD, wobei hier Hybrid-Fahrzeuge eingeschlossen sind. Mit dem Luxusableger Yangwang und den Modellen U8 und U9 will BYD auch ins Luxussegment. Der U8 kostet 140.000 Euro. Der Dolphin wird in China für weniger als 16.000 Euro angeboten und soll in Europa zwischen 30.000 und 36.000 Euro kosten, während die Einstiegsvariante des ID.3 von VW bei 40.000 Euro liegt. Die höheren Preise der chinesischen Hersteller in Europa hängen nicht mit den Transportkosten, den Händlermargen oder den Zollgebühren in Höhe von 10 Prozent zusammen. Der UBS-Analyst Patrick Hummel vermutet: „Wir glauben, dass BYD aktuell den Markt prüft und bei der Preisgestaltung bei Bedarf aggressiver werden könnte“.

Li Auto
Das Start-up Li ist in China auf Hybrid-Fahrzeuge spezialisiert, die in dem asiatischen Land zuletzt sogar noch stärker gewachsen sind als vollelektrische E-Autos. Allerdings plant Li einen Vollstromer, der noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll und nach Angaben des Herstellers eine 800 Volt Batterie in nur 15 Minuten vollständig laden kann.

GAC Aion
Aion ist Teil des Staatskonzerns GAC und hält im Elektrosegment nach BYD und Tesla die meisten Marktanteile in China.

Xpeng G
Mit seinem SUV G6 will das Elektro-Start-up Xpeng einen edlen Stromer für die Massen auf den Markt bringen, mit Preisen zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Von den Wettbewerbern wird aktuell angezweifelt, dass Xpeng aktuell wirtschaftlich erfolgreich ist. Dennoch will Xpeng seinen chinesischen Absatzerfolg in Übersee wiederholen. In den skandinavischen Markt ist das Unternehmen bereits eingetreten, Deutschland soll folgen. Das Unternehmen selbst vergleicht das E-Auto-Segment mit der Fußballweltmeisterschaft. Bis 2035 werde sich herauskristallisieren „wer die letzten 32 sein werden“. In den nächsten 5 bis 10 Jahren werde „jeder sein Bestes geben, um in die Endrunde zu kommen“, so ein Zitat im Handelsblatt. Um im E-Segment bestehen zu können, müsse nach Meinung von Xpeng ein Unternehmen auf mindestens 3 Millionen Auslieferungen je Jahr kommen.

Nio ET5
Nio ist eines der Unternehmen, das voll auf die Oberklasse im E-Segment setzt. Der ET7 kostet in der aktuellen Auflage mit einer größeren Batterie in Deutschland gut 90.000 Euro. Der ET5 wird in Deutschland für 47.500 Euro angeboten und soll mit dem Modell 3 von Tesla konkurrieren. Im dritten Quartal soll ein kleines und preiswerteres Modell auf den europäischen Markt gebracht werden.

Zeekr X
Auch Zeekr, ein Unternehmen, das zum Geely Konzern gehört, will bis 2026 auf den meisten europäischen Märkten präsent sein. Man will mit den Modellen X und 001 zunächst in Schweden und in den Niederlanden auf den Markt kommen. Der Zeekr X positioniert sich im Bereich des VWs ID.3, der 001 ist eher eine Klasse darüber. Die Preise für Europa sind noch nicht fix. Zeekr ist jedoch für sein gutes Preis-Leistungsverhältnis in China bekannt. So gibt es das Modell X schon ab umgerechnet knapp 26.000 Euro.

Human Horizons HiPhi X
Von einem spektakulären Auto spricht ein ranghoher Manager eines deutschen Premiumherstellers anerkennend über HiPhi X im Handelsblatt. Dieses Auto und weitere Modelle von Human Horizons sollen bald auf den europäischen Markt kommen. Beim HiPhi X öffnen sich nicht nur die Türen, sondern auch die Dachhälfte. Dadurch lässt sich das Auto aufrecht betreten. Der Raum auf der Rückbank ist großzügig, die Sitze lassen sich in eine Liegeposition stellen. Der Marktstart in Europa steht kurz bevor. Die Tests für die Zulassung beim TÜV habe man in Rekordzeit bestanden, so das Unternehmen.

Auffallend ist, dass die chinesischen Hersteller die Fahrzeuge in China deutlich günstiger in den Markt geben oder geben müssen als in Europa, um sich in diesem intensiven Wettbewerb zu behaupten. Laut einer aktuellen Studie des Center Automotive Research (CAR) kosten chinesische Automodelle in Europa im Schnitt 41 Prozent mehr als in der Volksrepublik. Aufgrund der hohen europäischen Preise nehmen sich die chinesischen Hersteller wohl erstmal für ihre günstiger produzierten Autos in Europa höhere Margen mit. Wann es in Europa zu einem entsprechenden Preisverfall oder Wettbewerb wie in China kommt, bleibt abzuwarten. Welche der vielen chinesischen Start-ups es schaffen, im chinesischen und im europäischen Markt zu überstehen, wird der Markt zeigen. Allerdings sind die etablierten Unternehmen wie BYD, Geely und der staatliche GAC Konzern mit der Automarke Aion wirtschaftlich schon recht stark und können eine längere Anlaufphase für das Autogeschäft in Europa besser verkraften als die Start-ups.