Der europäische Emissionshandel soll 2027 starten und die deutsche CO2-Abgabe ablösen – aber Vorgaben der Bundesregierung fehlen

Wie die „FAZ“ berichtete, soll in nicht einmal drei Jahren der europäische Emissionshandel die deutschen CO2-Preise für Verkehr und Gebäude ablösen. Fachleute warnen vor einem Preisschock für Energie: 45 Euro – so hoch ist der Preis, der in Deutschland aktuell für den Ausstoß einer Tonne CO2 im Gebäude- und Verkehrssektor fällig wird. Er verteuert das Heizen mit Öl und Gas sowie das Fahren von Autos mit Verbrennermotoren und soll die Nutzung klimafreundlicher Alternativen attraktiver machen.

Für jeden Liter Benzin zahlen Verbraucher brutto aktuell 12,8 Cent obendrauf, beim Diesel sind es 14,3 Cent. Ein Liter Heizöl kostet 14,3 Cent mehr und eine Kilowattstunde Erdgas 0,97 Cent, wie die „FAZ“ berichtete. In 2025 wird der CO2-Preis in Deutschland um weitere 10 Euro, also rund 3 Cent je Liter Kraftstoff und Heizöl erhöht. Im Jahr 2026 soll sich der Preis in einer festgelegten Spanne zwischen 55 und 65 Euro (weitere 3-6 Cent je Liter) bewegen, bevor er 2027 in einen neuen europäischen Emissionshandel (ETS2) überführt wird. Im neuen System bilden sich die Preise dann frei am Markt, das heißt es stehen eine bestimmte Anzahl an Zertifikaten zur Verfügung, die jährlich reduziert werden, um den Anreiz für weitere CO2-Einsparungen bei den Käufern zu erhöhen. Die „FAZ“ befürchtet, dass beim Übergang in das neue System 2027 die Preise sprunghaft ansteigen könnten. Ein Liter Benzin könnte schlagartig 38 Cent teurer werden und eine Kilowattstunde Erdgas um knapp 3 Cent.

Der heutige Emissionshandel deckt aktuell 37 Prozent der Emissionen ab, die in der EU ausgestoßen werden. Mit der Einführung des ETS2 im Jahr 2027 werden weitere 38 Prozent der Emissionen erfasst. Dann soll die Emissionsreduktion auch im Straßenverkehr und in Gebäuden nicht mehr mittels politisch festgelegter Preise, sondern über eine Deckelung der Mengen der ausgegebenen Zertifikate gesteuert werden. Die Mengenvorgaben ergeben sich aus den europäischen Klimazielen. Wie genau dieser Übergang aussehen soll, hätte die Bundesregierung bis Ende Juni 2024 festlegen sollen. Aktuell wartet die Gas-und Ölbranche auf die erforderliche Durchführungsverordnung, denn bis Ende 2024 brauchen die Unternehmen eine Emissionsgenehmigung als auch einen Überwachungsplan, um am ETS-2 System teilnehmen zu können. Die restlichen 25 Prozent der Emissionen werden weiterhin von der sogenannten Lastenverteilungsverordnung (ESR) erfasst. Da wir bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes im Straßenverkehr nicht so schnell weiterkommen, wie es die Regierung ursprünglich für 2027 erwartete, werden die CO2-Zertifikate deutlich teurer werden. Wie der Verbraucher hierauf reagiert wird sich zeigen, wenn die Preiserhöhungen absehbar werden.