Zuwächse bei gewerblichen Kunden – neue Abschreibungsregelung in Deutschland geplant

Der Absatz von Elektroautos in Europa ist in den ersten fünf Monaten 2025 nach einer längeren Flaute gestiegen – allerdings nur bei gewerblichen Kunden. Der deutsche Staat legt nun mit einer 75-prozentigen Abschreibung zusätzlich nach.

Laut einem Bericht von n-tv legte die Nachfrage nach Elektroautos in der EU um gut ein Viertel zu. Rechnet man die ersten fünf Monate zusammen, liegt der Elektroauto-Anteil an den gesamten Neuzulassungen bei 15,4 Prozent, „immer noch lange nicht da, wo er sein sollte“, so der europäische Automobilverband ACEA.

In Deutschland lag der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen in den ersten fünf Monaten bei 18 Prozent (Vorjahr: 13 Prozent). Allerdings entfielen laut Verband weniger als ein Drittel der Neuzulassungen in der EU auf private Halter. Der Boom wird vor allem von gewerblichen Kunden getragen.

Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA), sieht das kritisch: Privatzulassungen seien ein verlässlicher Gradmesser für die tatsächliche Marktnachfrage. Ein Händler eines großen deutschen Herstellers wird im Handelsblatt zitiert: „Anhand der privaten Neuzulassungen sieht man ziemlich genau, wer den Preispunkt trifft – und wer nicht.“ Besonders schlecht schneiden die großen deutschen Marken – Audi, BMW, Mercedes, Opel (im Konzern Stellantis) und VW – ab, sowohl im Vergleich zum europäischen Durchschnitt als auch im Verhältnis zu ihren eigenen Verbrennerzulassungen, die deutlich höher liegen. Um die Zulassungen von E-Autos zu stabilisieren, bieten viele Hersteller hohe Leasingrabatte oder attraktive Flottenangebote an. Opel weist mit 16,9 Prozent den niedrigsten Privatanteil unter den E-Zulassungen in Europa auf, Mercedes kommt mit 26,3 Prozent am besten weg.

In Deutschland ist die Lage noch dramatischer: Opel erreicht nur einen Privatkundenanteil von 4,7 Prozent, Audi 6,8 Prozent, Volkswagen 17,1 Prozent, BMW 20,2 Prozent und Mercedes 36,8 Prozent. Auch der europäische Herstellerverband ACEA berichtete von einem Anstieg der E-Auto-Zulassungen in Europa im ersten Quartal 2025 – aber ebenfalls hauptsächlich durch Firmenkunden und Eigenzulassungen der Hersteller. Während private E-Zulassungen europaweit um etwa 9 Prozent (von 175.000 auf 190.000 Fahrzeuge) zunahmen, stiegen gewerbliche Zulassungen um fast 38 Prozent auf 420.000 Fahrzeuge. Laut Dataforce setzte sich dieser Trend auch im April fort. Der Anteil der Eigenzulassungen von Herstellern liegt in Europa bei 15 Prozent, in Deutschland sogar bei 27,7 Prozent.

Die Gründe für die geringe Nachfrage im Privatmarkt sind vielfältig. Händler und Experten nennen vor allem die nach wie vor hohen Anschaffungskosten von E-Autos. „Elektromobilität ist auch ein Preisthema“, sagt Alexander Sauer-Wagner, Vorsitzender des Volkswagen- und Audi-Partnerverbands. Es müssten „nachhaltige Rahmenbedingungen sichergestellt werden“, so Sauer-Wagner weiter. Viele Verbraucher fragen sich weiterhin, wie viel Reichweite sie tatsächlich benötigen, wann und wo sie zu welchem Preis laden können. Hinzu kommen Sorgen über den schnellen technologischen Wandel und den damit verbundenen Wertverlust eines heute gekauften E-Autos. Auch der starke Preisverfall beim Wiederverkauf schreckt viele Privatkunden ab.

Für gewerbliche Kunden hingegen gibt es steuerliche Anreize: So profitieren Arbeitnehmer von einer niedrigeren Besteuerung des geldwerten Vorteils bei E-Dienstwagen (0,25 Prozent) und Unternehmen von einer Kfz-Steuerbefreiung bis 2035.

Daher konzentrieren sich viele Autobauer verstärkt auf den Verkauf von E-Autos an Firmenkunden. Unternehmen elektrifizieren ihre Flotten, um interne Klimaziele zu erreichen. In Flottenmärkten wie Deutschland sind E-Dienstwagen zudem stärker subventioniert als Verbrenner. Vor diesem Hintergrund plant die Bundesregierung, ab dem 1. Juli 2025 bis zum 31. Dezember 2027 eine neue Abschreibungsregelung für E-Fahrzeuge: 75 Prozent des Anschaffungspreises sollen im ersten Jahr abgeschrieben werden können, im zweiten Jahr weitere 10 Prozent, der Rest über vier Jahre. Zugleich soll die Anschaffungsgrenze (Bruttolistenpreis) von 70.000 Euro auf 100.000 Euro erhöht werden.

Das dürfte insbesondere Freiberufler, Unternehmer sowie die Chefetagen großer Firmen freuen – ebenso die Autohersteller. Letztere könnten versuchen, über höherpreisige Ausstattungen den Bruttolistenpreis auszureizen und so höhere Margen zu erzielen. Der Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) warnt allerdings, dass diese Maßnahme „nur jenen zugutekommt, die sie steuerlich tatsächlich nutzen können. Private Haushalte oder Leasingunternehmen profitieren beispielsweise nicht“, so der ZDK gegenüber dem Handelsblatt.

Die Bundesregierung hofft, dass Kfz-Hersteller in den nächsten zwei Jahren bezahlbare E-Modelle unter 25.000 Euro auf den Markt bringen. VW plant für 2026 ein solches Modell in der Basisversion und für 2027 ein Fahrzeug unter 20.000 Euro. Dass günstige E-Autos durchaus funktionieren, zeigt Dacia: Der Spring ist mit einem Basispreis von 17.000 Euro derzeit das günstigste Elektroauto in Deutschland. Im ersten Quartal 2025 lag sein Privatkundenanteil bei 76 Prozent. Zum Vergleich: Vom VW ID.7 wurden im selben Zeitraum 18.800 Fahrzeuge zugelassen – davon 16.000 an gewerbliche Kunden.

Um ihre Zahlen zu verbessern, greifen Hersteller auch zu taktischen Maßnahmen: Sie lassen Fahrzeuge auf eigene Händler oder sich selbst zu, um die Zulassungsstatistik aufzubessern. Laut Handelsblatt waren im ersten Quartal 2025 bei Opel, Audi und Porsche fast jede zweite E-Auto-Zulassung in Deutschland eine Eigenzulassung – der höchste Wert seit mindestens fünf Jahren. Bei BMW und VW war es jede vierte Zulassung. Teilweise bestehen Bonusvereinbarungen: Händler erhalten Prämien, wenn sie ihre Elektroquote erfüllen.

Wie sich der Markt weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Für den ersten „Anschub“ der E-Mobilität wurden von 2018 bis Mitte 2023 rund acht Milliarden Euro an Kaufzuschüssen durch die Bundesregierung bereitgestellt – ein nachhaltiger Marktdurchbruch blieb bislang aus. Nun soll über die neue Abschreibungsregelung ein neuer Impuls gesetzt werden – in der Hoffnung, dass der Markt ab 2028 eigenständig funktioniert. Welche Auswirkungen die Sonderabschreibung auf Wiederverkaufspreise haben wird, bleibt offen.

IfA-Chef Reindl bleibt skeptisch: „Sollten sich Eigenzulassungen, Rabattschlachten und Flottenverkäufe als Strohfeuer erweisen, könnte das Hoch bei den Zulassungen schnell wieder verpuffen.“