Die FAZ berichtet: Lithium auf Talfahrt

Der Lithiumpreis ist aufgrund des nachlassenden E-Auto-Absatzes in Europa und den USA seit Dezember 2022 um 83 Prozent gesunken. Hierdurch sollten die Lithiumbatterien billiger werden, denn neben Lithium sind auch die Preise für Kobalt und Nickel gesunken. Lithium ist mittlerweile billiger als vor Beginn der großen Elektrowelle, das heißt vor 2017. In der Folge werfen die Lithiumhersteller viel mehr Lithium auf den Markt als die Batteriefabriken benötigen. Dadurch, dass die Lithiumpreise fallen, wird von den Lithiumproduzenten weniger in neue Fabriken investiert. Dies gilt für Lithiumfirmen in den USA sowie in Chile, China und Europa.

Die Lithiumhersteller wurden durch den schwachen Verkauf an E-Autos auf dem falschen Fuß erwischt. Analysten rechnen damit, dass die globale Lithiumerzeugung auch in 2024 um mehr als ein Drittel steigt und damit doppelt so hoch ist wie die eigentliche Nachfrage. Auch in den kommenden Jahren bis 2027 werde das Angebot an Lithium auf dem Weltmarkt wohl schneller zulegen als der Bedarf, so das Analysehaus Wood Mackenzie. Auch bei Kobalt und Nickel sind Überkapazitäten auf Jahre hinaus zu erwarten.

Wood Mackenzie sieht den Preisverfall erst einmal zwiespältig. Einerseits macht der Preisrückgang bei diesen Rohstoffen die Energiewende billiger. Andererseits jedoch kann das Überangebot von heute in einigen Jahren zu einem Mangel führen und würde die Preise wieder deutlich steigen lassen. Denn der Lithiumbedarf, da sind sich die meisten Fachleute einig, wird längerfristig weiter steigen. Wie sollen die Kfz-Hersteller bei den stark schwankenden Rohstoffpreisen ihre Batteriekosten kalkulieren? Oder werden die zukünftigen E-Autopreise mit den Schwankungen der Rohstoffe für die Batterien mal teurer und mal billiger sein? Das würde den Kunden komplett verunsichern.

Aktuell sind die Lithiumpreise allerdings zu niedrig, um genügend Anreiz für Investitionen in längerfristig notwendige, neue globale Produktionskapazitäten zu bieten, so die Bundesgesellschaft für Geowissenschaften und Rohstoffe. Der Preissturz drohe viele Investoren abzuschrecken, was mit Zeitverzögerung gegen Ende des Jahrzehnts zu einer Unterversorgung auf dem Weltmarkt führen könnte. Zwar gibt es neue Batterietechnologien wie die Natrium-Ionen-Batterie, die ohne Lithium auskommt, jedoch ist diese bisher weniger leistungsfähig als herkömmliche Lithium-Ionen-Speicher.

Der fallende Lithiumpreis ist besonders für Europa eine schlechte Nachricht, denn hier wurde gerade entschieden, dass 10 Prozent des Lithiumbedarfs aus eigenen Rohstoffen kommen sollten und 40 Prozent der Lithium-Weiterverarbeitung in Europa erfolgen müsste. Hierfür Investoren zu finden, wird in Anbetracht der allgemeinen Weltmarktlage schwierig. Gerade unter dem Rheingraben werden größere Lithium-Stätten vermutet, aber die Finanzierung des Startups steht damit erstmal in den Sternen.