Der Diesel ein Auslaufmodell?
Unter der Überschrift Es hat sich ausgenagelt hatte die Zeitschrift Der Spiegel im Februar 2013 den Dieselmotor kritisch beleuchtet.
In den vergangenen 20 Jahren, so der Spiegel, hat der Dieselmotor, insbesondere in Europa, einen wahren Boom erlebt. Früher war der Diesel als Bauern- oder Taximotor verspottet, heute sind die Selbstzünder ein Verkaufshit. 2012 war jeder zweite neue zugelassene Pkw ein Diesel. Die Gründe hierfür sind: Dieselkraftstoff ist in der Regel günstiger als Benzin und gleichzeitig verbrauchen Dieselmotoren weniger als vergleichbare Benziner. Da in den EU-Staaten und insbesondere in Deutschland der Diesel günstiger besteuert wird als Ottokraftstoff, ist diese Schlussfolgerung auch richtig. Außerhalb Europas spielt der Diesel eine geringere Rolle, da in anderen Ländern keine steuerliche Begünstigung des Dieselkraftstoffes stattfindet. Aus diesem Grund hat sich auch in Asien und Amerika der Diesel bei Pkw-Motoren bis heute nicht durchgesetzt.
Allerdings könnte dieser Verbrauchsvorteil schrumpfen. Vor 5 Jahren lag der Ver-brauchsvorteil eines Dieselmotors noch bei etwa 30 Prozent im Vergleich zum Otto-motor. Heute beträgt dieser Abstand 20 bis 25 Prozent und bis zum Jahr 2020 erwar-ten Experten, dass dieser Vorteil auf 15 bis 20 Prozent sinken wird. Der Dieselmotor wurde in den letzten Jahren optimiert und Experten sehen beim Ottomotor noch grö-ßere Sparreserven als beim Dieselantrieb.
Allerdings hat die Effizienz des Dieselmotors gegenüber dem Ottomotor auch seinen Preis. Ein Dieselmotor ist in der Herstellung doppelt so teuer als ein Benziner. Beim Neuwagen führt dies dazu, dass der Diesel in der Regel mit einem Aufpreis von 2.000 versehen wird. Die Gründe hierfür sind: Wegen des Diesel-typischen höheren Drucks in den Zylindern müssen viele Teile deutlich stabiler ausfallen. Auch aufwendige und mit etwa 2.000 bar arbeitende Einspritzanlagen sind kostspielig.
In Zukunft kommen allerdings noch Kosten zur Schadstoffminderung hinzu. Neue Abgasreinigungsanlagen müssen laut EU-Vorschrift ab 2015 dafür sorgen, dass die Dieselmotoren noch schadstofffreier verbrennen. Das wird die Kosten, so der Auto-mobilexperte Professor Ferdinand Dudenhöffer, um weitere 1.000 pro Fahrzeug nach oben treiben. Darüber hinaus führt eine verbesserte Abgasreinigung zu einem Verbrauchsnachteil von ca. 3 bis 8 Prozent.
Aus diesem Grund dürfte sich durch den Mehrverbrauch und die steigenden An-schaffungskosten die Amortisationsschwelle, die derzeit bei 12.000 Kilometer jährli-cher Fahrleistung liegt, bis 2020 auf 16.500 Kilometer jährliche Fahrleistung ver-schieben, so die ersten Berechnungen.
Hinzu kommt, dass der Diesel früher vergleichsweise einfach konstruiert war. Die ehemaligen Dieselfahrzeuge, denken wir nur an den 200D und 220D von Mercedes-Benz vor rund 35 Jahren, waren leistungsschwach konzipiert und diese einfachen Motoren hatten eine beeindruckende Haltbarkeit; oftmals mehr als 500.000 Kilometer. Taxiunternehmer schworen auf die Haltbarkeit und Verlässlichkeit dieser Motoren. Die Käufer, in der Regel gewerbliche Vielfahrer, legten auch keinen Wert auf Beschleunigung, hohe Endgeschwindigkeit, niedrige Geräuschkulisse oder geringen Schmierölverbrauch. Dies änderte sich, als mit dem Pkw-Diesel alle Käuferschichten angesprochen werden sollten. Neben dem Golf GTI gab es als Dieselalternative den Golf GTD. Die heutigen komplexen und hochgezüchteten Selbstzünder haben bei guter Pflege eine sichere Laufleistung von rund 200.000 km und dies entspricht denen eines Benziners.
Allerdings glauben die Forscher, dass im Benziner noch viel Potential steckt. Bereits umgesetzt ist das sogenannte Downsizing: kleinere Hubräume, weniger Zylinder und Aufladung für viel Leistung bei niedrigem Verbrauch. Weltweit arbeiten die Ingenieure zudem auch an der HCCI-Technik. Das Kürzel steht für Homogeneous Charge Compression Ignition, also homogene Kompressionszündung. Dahinter verbirgt sich ein Benzinmotor, der wie ein Diesel selbst zündet. Durch die gleichmäßigere Verbrennung sollen bis zu 30 Prozent Kraftstoffersparnis möglich werden.
Eine weitere Beobachtung ist, dass der Diesel bei Kleinwagen nur geringe Chancen hat. Private Kunden achten beim Kauf eines Pkws auf den Endpreis. Als Zweitwagen wird oft ein Klein- oder Kompaktwagen gekauft. Hier ist der Diesel heute schon auf dem Rückzug, da die teuren Aggregate sich aufgrund des hohen Aufpreises bei der Anschaffung und der in der Regel recht geringen Laufleistung nicht rechnen.
Aus diesem Grund sehen die Experten von A.T. Kearney und auch Ferdinand Du-denhöffer den Höhepunkt bei den Dieselzulassungen in den nächsten Jahren als überschritten an.