CAR Institut sieht Engpässe für Batterien – die 15 Millionen Lücke

Laut einer Analyse des Center Automotive Research (CAR Institut) werden in den nächsten sechs Jahren weltweit Batteriezellen für fast 15 Millionen Neuwagen fehlen. Grund dafür sind vor allem Engpässe bei Batteriebasismaterialien wie Lithium, Kobalt und Nickel. Zudem kämpfen Zellhersteller wie Farasis Energy mit den Tücken der Massenproduktion. Viele der geplanten Gigafactorys zur Herstellung von Batterien sind mit dem Bau in Verzug. „Es besteht ein hohes Risiko, dass wir in eine Batterielücke laufen“, so Wolfgang Bernhard vom Beratungsunternehmen Roland Berger. Daimler plant eventuell eine eigene Batteriezellenproduktion aufzubauen. Um Strafzahlungen der EU zu vermeiden, müssen die Fahrzeughersteller ihren Elektrokurs beschleunigen. Die Unternehmensberatung Roland Berger geht davon aus, dass der Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien bis Ende der Dekade weltweit auf 2.800 Gigawattstunden steigt. Fast ein Drittel davon geht in die Produktion von E-Autos. Zum Vergleich: heute liegt die globale Nachfrage bei rund 390 Gigawattstunden.

Die Bundesregierung hob die Zielmarke von zehn Millionen reinen Stromern bis 2030 erst im Juni 2021 erneut auf 14 Millionen Einheiten an (allerdings geht sie laut einem Bericht aus dem Umweltministerium an die EU nur von 8,4 Millionen Stromern in 2030 aus). So viele Fahrzeuge müssten 2030 unterwegs sein, um dann den CO2-Ausstoß entsprechend zu reduzieren. „Allein von Europa brauchen wir sechs neue Gigafactorys bis zum Jahr 2030. Für die gesamte Branche sind es ungefähr 30 Fabriken. Von jetzt an müssen also jedes Jahr drei neue Zellfabriken gebaut werden“, so der Volkswagen-Technikvorstand Thomas Schmall zum Handelsblatt.

Der größte Engpass bei Batterien ergibt sich darüber hinaus ohnehin bei den nötigen Vorprodukten. „Für jede Zellfabrik braucht es eine Kathodenfabrik und für jede Kathodenfabrik zwei Rohstoffminen“, so Bernhard von Roland Berger. Die angekündigten Gigafactorys geben Anlass zur Hoffnung, so der Experte, aber es bringt ja nichts, wenn das Material und die Rohstoffe dafür fehlen. Die Batterien benötigen in ersten Linie Lithium, Kobalt, Nickel und Mangan.

Laut einer Studie der Boston Consulting Group liegt die jährlich abgebaute Menge an Rohstoffen wie Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan und Graphit aktuell bei weniger als einem Drittel dessen, was zur Deckung des Elektrobatteriebedarfs im Jahr 2030 erforderlich sein wird. Besonders kritisch ist die Situation bei dem wichtigsten Rohstoff zur Batterieherstellung, dem Lithium. „Beim Lithium sehen wir ein hohes Risiko, dass der Bedarf nicht gedeckt werden kann und wir ab 2025 schon in eine Knappheit hineinlaufen“, erklärt Bernhard von Roland Berger.

Ende des Jahrzehnts könnte die Nachfrage nach Lithium die weltweiten Produktionskapazitäten je nach Schätzung bereits um 60 Prozent oder mehr übersteigen. Das würde zu höheren Lithiumpreisen führen. Laut Berechnungen der Internationalen Energieagentur stehen die Rohstoffe mittlerweile für 50 bis 70 Prozent der Gesamtkosten der Lithium-Ionen-Batterien. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren lag dieser Anteil noch bei 40 bis 50 Prozent. Allein für den Bedarf der europäischen Industrie an Basisrohstoffen bräuchte es laut Berechnungen von Roland Berger bis 2030 Investitionen zwischen 35 bis 60 Milliarden Euro. Nimmt man Kathoden- und Anodenfabriken und die Zellproduktion hinzu, beläuft sich die Summe auf bis zu 135 Milliarden Euro. So viel würde es kosten, um allein die in Europa angekündigte Batteriezellenfabriken mit einer Kapazität von knapp 1.000 Gigawattstunden mit ausreichendem Material zu versorgen.