70 Prozent der E-Ladesäulen stehen in drei EU-Ländern
Generell konzentriert sich der Großteil der Ladeinfrastruktur in der EU auf reiche Länder, wie aus einer Erhebung des europäischen Autoherstellerverbandes ACEA, laut Rheinzeitung, hervorgeht. Die Niederlande haben mit 66.700 Ladepunkten etwa 30 Prozent der EU-weiten Ladeinfrastruktur. In Frankreich können E-Autos an 45.800 Ladestationen ihren Strom beziehen und in Deutschland an 44.500. Insgesamt stehen laut ACEA in den drei Ländern rund 70 Prozent der EU-weiten Ladepunkte. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die skandinavischen Länder, wie Norwegen und Schweden. In Norwegen stehen 19.000 Ladepunkte. Im Süden und Osten von Europa wird es dann mit den Ladenetzen dünn. Italien kommt auf 17.000 Stationen, Spanien auf 8.000 und Portugal auf 3.000. Im Osten Europas ist die Versorgung in der Regel noch weniger ausgeprägt.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie stellt deshalb folgende Forderung: „Eine europaweite Infrastruktur ist derzeit nicht vorhanden, der flächendeckende Ausbau liegt leider in weiter Ferne. Wenn die EU-Kommission überlegt, Neuwagen künftig nur noch mit Elektroantrieb zuzulassen, muss sie für ein flächendeckendes Ladenetz überall in Europa sorgen. Hierzu muss die EU-Kommission jetzt für alle Staaten verbindliche Ausbauziele festlegen. Dazu gehören Ladepunkte am Wohnort, am Arbeitsplatz, im Handel und auf öffentlichen Straßen, die alle mit 100 Prozent Ökostrom versorgt sein müssen. Wenn weder genug Ladepunkte noch ausreichend Ökostrom für den Individualverkehr zur Verfügung stehen, wird die Transformation zur Klimaneutralität nicht gelingen. Eine solche Fehlplanung seitens der EU-Kommission würde sehr viele Arbeitsplätze in vielen Ländern Europas kosten und die Freiheit der Mobilität für die Bürger erheblich einschränken,“ so die VDA-Präsidentin in einer Pressemeldung.
Immer wieder wird über das „Henne-Ei-Problem“ gesprochen. Hiermit ist gemeint, dass die eine Seite mehr E-Autos fordert, damit mehr E-Säulen gebaut werden und die andere Seite mehr E-Säulen fordert, damit der Kunde E-Autos kauft. Das Problem „Henne oder Ei“ besteht bereits auf der ersten Stufe. Wir brauchen zunächst mehr grünen Strom, damit die E-Ladesäulen mit CO2-freiem Strom versorgt werden können. Frankreich und Belgien verweisen auf ihren CO2-freien Atomstrom. Osteuropa ist zu kohlelastig, um eine solche Forderung in absehbarer Zukunft zu erfüllen. Schweden, Norwegen, die Niederlande und Österreich erzeugen zu niedrigen Kosten extrem viel grünen Strom aus Wasserkraft. In Deutschland ist erst 43 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen – allerdings zu hohen Kosten – verfügbar. Den Süden Europas scheint diese Diskussion um E-Mobilität und E-Ladesäulen aus grünem Strom nicht so richtig zu interessieren. Zudem gibt es kein Land in der Welt das dem deutschen Strommix mit dem Ausstieg aus dem Atom- und Kohlestrom folgt.