Die CCS Technik ist in Deutschland noch nicht angekommen

Die gesamten CO2-Emissionen Europas der kommenden 300 bis 400 Jahre könnten in einen Kohlendioxid-Speicher vor der Westküste Norwegens eingelagert werden. Hier könnte in 2.600 Metern Tiefe das schädliche Treibhausgas in den Sandstein gepresst werden. Die ersten Anfänge dieses Projektes sind gemacht. In knapp drei Jahren sollen dort 1,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingelagert werden. Hinter dem norwegischen Projekt stehen die Energiekonzerne Equinor (eine staatliche Öl- und Gasgesellschaft aus Norwegen), Shell und Total. Die Technologie nennt sich Carbon Capture and Storage (CCS), also die Abspaltung und Speicherung von CO2-Emissonen.

Viele Experten sehen CCS als unabdingbare Technologie, um die globale Erwärmung bei rund 1,5 Grad Celsius zu halten. „Wir werden diese Technologie brauchen“, sagt Dr. Peter Viehbahn vom Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie. Denn auch in einer klimaneutralen Welt wird es unvermeidbare Emissionen geben, zum Beispiel bei der Tierhaltung in der Landwirtschaft oder auch bei der Herstellung von Zement oder Glas. Allerdings ist CCS auch teuer. Allein die Abspaltung von CO2 aus der Atmosphäre, kostet je nach Verfahren aktuell rund 500 bis 600 Dollar pro Tonne CO2. Hinzu kommen die Kosten für die Speicherung. Damit sich das Ganze rechnet, müsste es einen entsprechenden Preis für CO2 geben. Dieser soll in Deutschland zwar in absehbarer Zeit von derzeit 25 Euro auf 100 Euro – oder umgerechnet 122 Dollar – pro Tonne steigen, aber selbst dann ist es billiger, CO2 zu emittieren als es zu speichern.

Die Industrie hofft auf Fortschritte bei der Technologie im CCS-Verfahren. Mit größeren Anlagen sollen die Abspaltungskosten beispielsweise in den nächsten Jahren auf 100 bis 150 Dollar je Tonne sinken. In Island entwickelt eine Firma ein Verfahren, bei dem CO2 in Basalt injiziert und binnen zwei Jahren in Carbonatgestein umgewandelt wird. So soll das Klimagas der Atmosphäre dauerhaft entzogen werden. Auch die Niederlande planen die Einlagerung von CO2 in leeren Gasfeldern unter der Nordsee. Die USA und Kanada pumpen Kohlendioxid bereits seit Jahren unter die Erde und auch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Großbritannien experimentieren angesichts der Klimaziele mit dieser Technologie. Weltweit sind derzeit rund 40 Projekte im Bau.

Die nationale Energieagentur schätzt, dass schon heute rund 40 Millionen Tonnen CO2 aus Kraftwerken und Industrieanlagen abgefangen werden. Auch in Deutschland kann mehr CO2 gespeichert werden, als die heimische Industrie ausstößt. Ein guter Speicher ist Sedimentgestein, das sich in Deutschland in einer Tiefe ab 800 Metern finden lässt. Das ist zum Beispiel roter Sandstein im Norden Deutschlands, so die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Dort könnte das CO2 mithilfe einer Tiefenbohrung unter die Erde gepumpt werden, um es unter die undurchlässigen Deckschichten in den Poren des Gesteins zu speichern. Auch in einer CO2-freien Welt nach 2045 werden – nach diversen Berechnungen – noch 60 bis 120 Millionen Tonnen CO2 in Deutschland anfallen. In den ehemaligen Erdgaslagerstätten könnten rund 2,5 Gigatonnen des Klimagases gelagert werden, so die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Allerdings sind die drei großen Projekte, die bisher in Deutschland durchgeführt wurden, an Protesten gescheitert. Zehn Jahre sind seit dem letzten Versuch vergangen. Viel getan hat sich seitdem nicht. Eine einheitliche Position zum Thema CO2-Speicherung in Deutschland gibt es in der Bundesregierung nicht.