Einige Kleinwagen werden mit dem CO2 Ziel 2021 von der Straße verschwinden

Für Menschen, die nicht so viel Geld für das eigene Auto ausgeben wollen oder ausgeben können, könnte das eigene Auto bald der Vergangenheit angehören. Wegen neuer Umwelt- und Sicherheitsbestimmungen droht zahlreichen Modellen das Aus, wie FOCUS Online jüngst berichtete. Um den CO2-Ausstoß in der EU zu reduzieren, haben sich die Mitgliedsstaaten feste Ziele gesetzt. Deutschland wird die CO2-Ziele wohl nicht erreichen.

Weil die Bundesregierung Deutschland zu den EU-Zielen verpflichtet hat, drohen den Deutschen milliardenschwere Strafzahlungen in die EU-Kassen. In 2021 dürfen die Fahrzeugflotten der Hersteller nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Bis 2030 muss der Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen um 37,5 Prozent im Vergleich zu 2021 reduziert werden. Für leichte Nutzfahrzeuge ist eine CO2-Senkung um 31 Prozent vorgesehen. Für jedes Gramm CO2 zu viel fallen pro Fahrzeug 95 Euro an Strafe an.

Die Folge: die Hersteller müssen viel mehr Elektroautos in den Markt drücken, da diese mit Null Emissionen bemessen werden, was nur für die Messung am Auspuff gilt. Der Volkswagen-Konzern will sogar so schnell wie möglich die komplette Modellpalette elektrifizieren. Unterstützung kommt hierfür auch von der Bundesregierung. Neben der steuerlichen Förderung soll auch die Elektrokaufprämie erhöht werden. Im sogenannten Klimakabinett war schon von einer Verdoppelung auf 8.000 Euro je E-Fahrzeug die Rede.

2,5 Tonnen Luxus-SUVs, wie der Mercedes EQC, werden zukünftig als umweltfreundlich eingestuft, weil das Fahrzeug elektrisch fährt und dessen CO2-Ausstoß – unabhängig von seiner Stromerzeugung – immer mit Null Gramm gerechnet wird. Der CO2-Aufwand bei der Produktion einer Batteriezelle für ein solch schweres Fahrzeug (in China aus 70% Kohlestrom mit hohen CO2-Werten erzeugt) wird nicht berücksichtigt.

Was viele jedoch nicht wissen, ist, dass durch diese Entwicklung vielen kleinen und sparsamen Fahrzeugen unterhalb der 15.000 Euro-Marke das Aus droht. Dafür gibt es laut FOCUS drei Gründe. Als Elektroversion sind Klein-, vor allem Kleinstwagen, für die Hersteller nicht rentabel. Die Batterie ist im Verhältnis zum Fahrzeug einfach zu teuer. Andererseits sind mit herkömmlichen Benzin- oder Dieselmotoren die CO2-Grenzwerte nicht zu erreichen oder man müsste diese Fahrzeuge mit Hybridmotoren ausstatten. Letzteres würde die Fahrzeuge auch wieder erheblich verteuern. Zudem sind bei diesen kleineren Autos die Gewinnmargen nicht sehr hoch. Die ab 2020 geltenden Grenzwerte würden bei einem Fiat Panda zu einem Bußgeld von 3.800 Euro pro Auto führen, so die Autozeitung.

Zusätzlich zu den CO2-Grenzwerten fordert die EU ab 2022 neue Assistenzsysteme, die aus Sicherheitsgründen sowie zur Verbrauchskontrolle und Überwachung des Fahrers bei allen Neuwagen an Bord sein müssen. Diese von der EU geforderten Tracking-Systeme werden im Kleinwagensegment schlicht zu teuer sein.

Die Einführung einer CO2-Steuer würde das Tanken von Benzin und Diesel verteuern. Über die Höhe und Ausgestaltung der Steuer wird in Berlin noch diskutiert. Kleinwagenfahrer mit schmalem Geldbeutel werden von der CO2-Steuer, die offiziell als CO2-Preis oder CO2-Bepreisung bezeichnet wird, erwartungsgemäß besonders betroffen sein. Viele werden sich das eigene Auto dann schlicht nicht mehr leisten können.

Der FOCUS hat folgende Kleinwagen aufgeführt, die es seiner Meinung nach schwer haben werden:

VW Up, Skoda Citigo und Seat Mii
Der VW-Chef Herbert Diess schätzt den nötigen Preisaufschlag bei einem Modell, wie dem VW Up, auf rund 3.500 Euro, wenn er mit Verbrennungsmotor noch nach 2021 fahren soll. Der erfolgreichste Kleinwagen, der aktuell ab 10.625 Euro in der Liste steht, würde dann ein Drittel teurer. „Damit ist er tot!“, sagt Diess in einem Interview mit der Automobilwoche und setzte selbst hinter den VW Polo ein dickes Fragezeichen.

Ford Ka
Der Ford-Konzern baut nicht nur Stellen am Standort Köln ab, sondern setzt auch in Zukunft komplett auf Elektroautos einerseits und SUV andererseits. Für Kleinwagen gemäß EU-Regularien bleibt da kein Platz. Damit könnte der Ka, der aktuell ab 9.999 Euro zu haben ist, bald Geschichte sein.

Fiat 500
Mit einer Elektrostudie hat der finanziell angeschlagene Fiat-Konzern auf dem Genfer Salon seine ungewisse Zukunft präsentiert. Der Fiat 500 mit Durchschnittsverbräuchen zwischen 5,1 und 6,8 Litern (CO2-Ausstoß zwischen 118 und 158 Gramm pro Kilometer) ist künftig nicht mehr EU-kompatibel.

Opel Adam/Karl
Beide Modelle sind bereits gestrichen und es werden nur noch Restbestände verkauft. Die Modelle waren in Europa nicht so gut gelaufen und daher aus der Produktion genommen worden. Doch Nachfolger für diese Modelle würde es wegen der neuen Regularien ohnehin nicht geben. Damit wird der Corsa das neue Einstiegsmodell bei Opel.

BMW 1er
Der sparsamste Einser kommt auf einen CO2-Ausstoß von 111 Gramm pro Kilometer und zwar mit Dieselmotor. Ein ähnliches Problem dürfte Audi mit dem A1 haben. Womöglich geht hier aber mit den neuen 48-Volt-Systemen und der Mikro-Hybridisierung noch etwas in Sachen Verbrauchsreduzierung, ohne dass die Autos zu teuer werden.

Renault Twingo
Auch der Twingo verbraucht für die zukünftigen Grenzwerte zu viel.

Smart als Benziner
Der Winzling mit dem Verbrennungsmotor ist bald Geschichte. Es gibt ihn nur noch als E-Auto. Gebaut wird er allerdings künftig in China und der E-Smart hilft Daimler dabei, den CO2-Ausstoß in der Flotte zu senken.

Wie günstig Kleinwagen mit E-Antrieb künftig sein werden, hängt vor allem von der Entwicklung der Batteriepreise ab. Hier gibt es unterschiedliche Prognosen. Manche Analysten gehen von stark fallenden Preisen für Lithium-Ionen-Akkus aus, andere sehen keine große Bewegung. Ein weiterer Faktor wären neue Akkuformen mit deutlich größerer Leistungsdichte, wie zum Beispiel die Feststoff-Akkus. Es ist aber unklar, wann diese serienreif werden. Die Industrie hofft bis 2025, allerdings würden dann gebrauchte Autos mit Lithium-Akkus kräftig an Wert verlieren.

Eine weitere Variante ist das sogenannte Emissions-Pooling. Dazu kombinieren zwei Autohersteller ihre Fahrzeugflotten, für deren Flotten der CO2-Ausstoß dann gemeinsam ausgerechnet wird. Das bekannteste Beispiel ist hierfür Fiat Chrysler in Verbindung mit Tesla. Fiat Chrysler bietet fast gar keine E-Autos an und wird das auch in absehbarer Zeit nicht tun. Folglich bildete Fiat Chrysler mit Tesla einen gemeinsamen Pool ihrer Fahrzeugflotten. Fiat zahlte hierfür an Tesla einen entsprechenden Geldbetrag, da Fiat Chrysler ohne die Poolbildung in 2021 mit einer CO2-Strafe von 700 Millionen Euro rechnet, so die FAZ in einem Zeitungsartikel. 2018 hatten Mazda und Toyota sowie PSA mit Opel einen Pool bei der EU angemeldet.

Es wird spannend, wie die Hersteller mit den drohenden Strafzahlungen in Europa umgehen werden und welche Modelle und Hersteller überleben. Dem Rest der Welt ist es egal, denn solche Strafen kennen nur wenige Länder außerhalb Europas.