BDEW spricht von zu viel Ladeleistung in Deutschland und nicht ausgelasteten Ladesäulen

Die Bundesregierung plant nach wie vor eine Zwangseinführung von E-Säulen an Tankstellen. Allerdings wurde zugunsten des Mittelstandes das Zugeständnis gemacht, dass alle Tankstellenketten, die weniger als 200 Tankstellen betreiben, hiervon ausgenommen sind. Auch die Eigentümer-Tankstellen der jeweiligen Mineralölgesellschaften werden aller Voraussicht nach hiervon ausgenommen. Das heißt, in erster Linie sind von dieser Vorgabe die großen Konzerne wie Aral, Shell, Total, Esso, JET, Orlen/Star, Agip und Tamoil/HEM betroffen. Dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass die eine oder andere Gesellschaft gegen diese Zwangsinvestition klagt. Auch wir hatten vorsorglich ein entsprechendes rechtliches Gutachten erstellen lassen, das zu dem Ergebnis kam, dass eine solche Maßnahme des Gesetzgebers in hohem Maße nicht rechtens ist.

Zudem kam der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in seinem Elektromobilitätsmonitor für das erste Halbjahr 2023 zu dem Ergebnis, dass wir zu viel Ladeleistung haben. Gemäß den EU-Vorgaben werden 1,3 kW installierte Ladeleistung pro zugelassenes batterieelektrisches Fahrzeug und 0,8 kW pro Plug-in-Hybrid vorgegeben. Für die in Deutschland zugelassenen E-Pkws ergibt dies einen Bedarf von 2,23 GW. „Damit ist heute in Deutschland schon doppelt so viele Ladeleistung installiert wie nach europäischen Vorgaben gefordert“, so der BDEW. Die Folge sei, dass je nach Landkreis die Belegung der Ladepunkte nur zwischen drei und maximal 25 Prozent pro Tag liege. Im Durchschnitt waren, den Daten zufolge, die öffentliche Ladepunkte zu 11,6 Prozent belegt. Selbst tagsüber – zwischen 9 und 20 Uhr – habe die Belegung im Schnitt nie über 20 Prozent gelegen. „In der Regel sind rund 80 Prozent der Ladepunkte trotz der erfreulich vielen Neuzulassungen frei verfügbar“, so der BDEW. Die niedrige Belegung zeige auch, dass das ursprüngliche Ziel von einer Millionen Ladepunkten technisch veraltet sei, „da es den technologischen Sprung bei der Ladeleistung nicht einrechnet“. Seit 2019 habe sich die Ladeleistung bei Fahrzeugen und Ladesäulen verdreifacht und es können mehr Fahrzeuge pro Ladesäule versorgt werden.

Zudem hat der Gesetzgeber ein Förderprogramm aufgelegt, damit noch mehr Stromer im privaten Haushalt geladen werden. Alle Prognosen gehen davon aus, dass 70 bis 80 Prozent der Strombetankungen zu Hause stattfinden werden. Warum unsere Branche und nicht andere Branchen zu einer „Zwangs-E-Säule“ verpflichtet werden sollen, erschließt sich nicht.

Zudem hat eine weitere Umfrage gerade gezeigt, dass 53 Prozent der Deutschen den Kauf oder das Leasing ihres E-Autos bereuen. Verantwortlich dafür sind die erhöhten, unterschätzten laufenden Kosten, darunter die gestiegenen Strompreise, wie eine aktuelle Umfrage von Yougov im Auftrag von Monta belegt. Ein Viertel der Kaufbereiten gab an, aufgrund der Unsicherheiten über die künftigen Preise, verursacht durch die Energiekrise, zurzeit kein elektrisches Auto besitzen oder leasen zu wollen. In Frankreich bereuen ganze 54 Prozent laut Umfrage ihren Elektroautokauf. Im Vereinigten Königreich sind es sogar 58 Prozent der Befragten.

Monta sieht aber auch einen weiteren Grund für die Unzufriedenheit über die Kosten eines Ladevorgangs in der mangelnden Transparenz. „Denn wer zu Hause lädt, erfährt meist den Preis erst einige Monate später beim Blick auf die Stromrechnung. An öffentlichen Ladepunkten steht es um die Kosteneinsicht nicht besser.

Die verschiedenen Abrechnungsmodelle – je nach Anbieter – erschweren Verbrauchern oft ein transparenten Ladevorgang. Ein Laden im öffentlichen Bereich kann teils zwischen 40 und 80 Cent pro kWh variieren, während der Preis für den Strom aus der eigenen Steckdose bei 30 Cent liegt. Es fehlen auch gesetzliche Vorgaben zu der Stromabrechnung an öffentlichen Ladepunkten bis hin zur Preisauszeichnung an der Straße.