Eine Studie aus Dänemark zeigt, dass die offiziellen Verbrauchsangaben bei Kleinwagen mit Strombetrieb nicht stimmen

Der Stromverbrauch von Elektroautos weicht in der realen Fahrpraxis stark von den Herstellerangaben ab. Das hat eine Analyse von 200 Fahrzeugen mit 741 Fahrern über 2 Jahre in Dänemark ergeben. Selbst im flachen Dänemark lag der Verbrauch der E-Fahrzeuge knapp 50 Prozent über dem Wert der Herstellerangaben. Während die Hersteller einen durchschnittlichen Energieverbrauch von 125 Wattstunden pro Kilometer angeben, lag der tatsächliche Durchschnitt, berechnet auf einer Praxisfahrstrecke von 2,3 Millionen Kilometer, bei 183 Wattstunden. An Steigungen lag das nicht, denn Dänemark ist nicht gerade für hügelige Landschaften bekannt. Der höchste Punkt in Dänemark liegt nicht einmal 171 Meter über dem Meeresspiegel.

Die Studie zeigte aber auch, dass E-Autos bei geringer Geschwindigkeit viel verbrauchen. Tempo 30, was sich manche Verkehrsplaner in den Städten wünschen, wäre für diese Fahrzeuge schlecht. Der geringste Energiebedarf wurde bei einem Schnitt von 52 pro Kilometer erzielt. Fällt das Durchschnittstempo unter 30 Kilometer, steigt der Bedarf je Kilometer rasant an. Der Energiebedarf bei einem Durchschnittstempo von 25 Kilometer pro Stunde entspricht ungefähr dem Bedarf beim Durchschnittstempo von 100 Kilometer pro Stunde.

In dieser Studie machte sich auch wieder die Reichweitenangst bemerkbar. Im Schnitt waren die Akkus des Testfahrzeugs zu Ladebeginn noch mehr als zur Hälfte gefüllt. „Die Leute wollen ihre Fahrzeuge aufladen, wenn sie noch mehr als zur Hälfte geladen sind“, so das Verkehrsinstitut der technischen Universität Dänemark. Außerdem zeigte sich in der Studie noch folgendes Fahrverhalten der Elektrofahrer: Es wurden pro Tag 3,4 Fahrten absolviert. Rund die Hälfte der Fahrten war kürzer als 5 Kilometer und nur 1 Prozent war länger als 50 Kilometer. Ob das an den generell kurzen Wegen in Dänemark liegt oder ob auch hier die Angst vor dem leeren Akku mitspielt, verraten diese Zahlen leider nicht.

In Dänemark zeigte sich auch, dass Elektroautos im Sommer besser sind. In der warmen Jahreszeit werden im Schnitt 168 Wattstunden pro Kilometer verbraucht. In der kalten Jahreszeit steigt der Verbrauch auf 225 Watt pro Kilometer an. Das bedeutet, dass im Winter die Reichweite um ein Drittel sinkt und die Reichweitenangst steigt. Interessant war auch folgende Beobachtung: Der Energieverbrauch ist abhängig vom Ladezustand zu Beginn einer Fahrt. Der höchste Energieverbrauch, und damit die geringste Reichweite, zeigt sich, wenn der Akku zu Beginn der Fahrt voll oder fast voll geladen ist. Umgekehrt war der Verbrauch besonders gering, wenn der Akku beim Losfahren nur zu 77 Prozent geladen war. Unter 60 Prozent Ladung stieg der Verbrauch dann wieder an. Die Forscher konnten sich das nicht schlüssig erklären.

Eine mögliche Erklärung wäre die Temperatur der Akkus zu Beginn der Fahrt. Während des Ladevorgangs erwärmen sich die Zellen des Akkus. Allerdings erfolgt die Ladung nicht immer gleich. In den letzten 10 bis 15 Prozent kann kein Akku mehr mit vollem Ladestrom betankt werden. Die Ladeelektronik stellt von konstantem Strom mit steigender Spannung auf konstante maximale Spannung mit sinkendem Strom um. Entsprechend könnten die Akkus ungefähr bei Dreiviertelladung maximal ladewarm sein. Zieht man dann den Stecker, weil man losfährt, dann muss das Auto den Akku bei niedrigeren Außentemperaturen weitaus weniger aufheizen, als wenn der Akku kalt wäre. Ist der Akku hingegen kalt, weil er in letzter Zeit gar nicht geladen wurde, oder weil er schon fast voll war, muss das Fahrzeug Energie in die Akkuheizung investieren. Entsprechend steigt der Energieverbrauch je gefahrenem Kilometer.

Wenn diese Beobachtung stimmt, würde der Stromer besser nur zu rund 75 Prozent befüllt, statt 100 Prozent aufzuladen. Letzteres reduziert dann wieder die Reichweite.