Was gibt es Neues von dem jährlich stattfindenden Kraftstoffmeeting in Hamburg

Anlässlich des Kraftstoffforums des Energieinformationsdienstes (EID) in Hamburg, erklärte Frank Bonaldo, Referatsleiter im Wirtschaftsministerium: „Wer mich kennt, der weiß, dass ich in der Mobilität für den multiplen Ansatz kämpfe. Wir sind keine all-electric-Verfechter, auch nicht langfristig.“ Hiermit brachte Herr Bonaldo zum Ausdruck, dass das Wirtschaftsministerium nicht nur auf Elektromobilität setzt, sondern einen vielfältigen Ansatz sieht, mit welchen Energiearten Motoren der Zukunft betrieben werden. Das bereits im Vorjahr auf dem Forum proklamierte „BUS“-Prinzip: Bezahlbarkeit, Umweltverträglichkeit und Sicherheit der Energieversorgung, um weiterhin Wohlstand und Freiheit zu sichern – bleiben ein zentrales Anliegen des Wirtschaftsministeriums.

Herr Bonaldo räumte laut EID ein, dass die für die Mobilität definierten verschiedenen Ziele meist kaum mehr zu erreichen seien. Von den eigentlich für das Jahr 2020 avisierten 1 Millionen Elektrofahrzeugen, seien heute gerade einmal rund 100.000 Fahrzeuge auf der Straße, wenn man batterieelektrische und auch Plug-in-Hybrid-Autos zusammenrechnet. Von den für 2020 versprochenen 10 Prozent erneuerbarer Energien im Verkehr, seien heute nur 5,2 Prozent erreicht und davon sind 4,2 Prozent nur durch den Einsatz von Biokraftstoffen der ersten Generation erzielt worden, so Frank Bonaldo.

Das begrenzte CO2-Einsparpotenzial der Elektromobilität zeigte Herr Bonaldo mit folgendem Beispiel auf: Gesetzt den Fall, es gelänge bis 2030 die gesamte Fahrzeugflotte in Deutschland mit 10 Millionen, statt der bisher prognostizierten 6 Millionen E-Autos, auszustatten und alle seien 100-prozentige Batteriefahrzeuge (keine Hybrid-Fahrzeuge), so sei maximal eine CO2-Reduktion von 16 Millionen Tonnen zu erreichen. Schon diese Zahl zeige, dass die alleinige Festlegung auf Elektromobilität zu kurz greife. Schnelle und kostengünstige Erfolge könnten Maßnahmen am Bestand der Kfz-Fahrzeuge liefern, wie weitere Effizienzverbesserungen in der Otto- und Dieseltechnologie, so Herr Bonaldo.

Auch der BP-Outlook bis 2040 zeigte auf, welchen geringen Einfluss die Elektromobilität auf die Ölnachfrage haben wird. Die Volkswirte von BP errechneten Folgendes: Selbst wenn es dazu kommt, dass im Jahr 2030 etwa 30 Prozent der Pkw-Verkäufe auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge entfallen – und dies entspricht dem Ziel vieler Regierungen – dann würden dadurch 2 Millionen Barrel Öl am Tag weltweit eingespart. Somit würde die weltweite Ölnachfrage um maximal 2 Prozent sinken. Selbst ein globaler Bann des Verkaufs von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ab 2040 würde nur 10 Millionen Barrel am Tag an Öl vom Markt nehmen, so die Volkswirte von BP.

Auch vor diesem Hintergrund macht es Sinn, wenn die Länder dieser Welt CO2 einsparen wollen, über unterschiedlichste Energiearten für den Fahrzeugantrieb nachzudenken. Hierzu zählt Erdgas oder Wasserstoff für die Brennstoffzelle gleichermaßen wie Biokraftstoffe. Wie Herr Bonaldo berichtete, wird zurzeit im Rahmen der EU-Institutionen verhandelt, fortschrittlichen Biokraftstoffen aus Reststoffen und Abfällen, bis 2030 einen Anteil von 3 Prozent im Verkehr zuzubilligen. Gleichzeitig sollen Biokraftstoffe der ersten Generation bis zu 7 Prozent zugestanden werden, wobei die einzelnen EU-Mitglieder nationale Ziele vereinbaren könnten, so die EU. Für Deutschland würde dies bedeuten, dass aus der Kombination Biokraftstoffe der ersten und Biokraftstoffe der zweiten Generation bis zu 8,3 Prozent Biokraftstoffe den Mineralölkraftstoffen beigemischt werden könnten. Dies wäre eine Verdoppelung der heutigen Beimischungsquoten. Hierdurch, so Herr Bonaldo weiter, ließen sich dann noch einmal 5,5 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Im Rahmen des Kongresses legte VW dar, dass der VW-Konzern bis 2025 rund 25 Prozent batterieelektrische Fahrzeuge im Angebot haben will. Weitere 25 Prozent sollen eine Kombination aus Verbrennungsmotor und Hybrid sein und 50 Prozent nach wie vor reine Verbrenner. Allerdings räumte der VW-Konzern ein, dass dies nur gelingen könne, wenn der Autofahrer dieses Angebot an teil- bzw. vollelektrifizierten Fahrzeuge auch nachhaltig akzeptiert.

Dass die E-Mobilität kein alleiniger Heilsbringer ist, kommt immer mehr auf allen gesellschaftlichen Ebenen an. Wichtig ist es, die Effizienz der Verbrennungsmotoren weiter zu verbessern und hierdurch die CO2-Werte zu reduzieren. Erfreulich ist, dass die EU-Kommission im Mai 2018 die lang erwarteten CO2-Grenzwerte für Lkw beschließen wird. Auch dies sollte helfen – gerade auf dem Lkw-Sektor – den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Dass die reine Elektromobilität nicht zielführend ist, liegt auch in der Tatsache begründet, dass die Stromerzeugung weltweit noch sehr stark von Kohle- und Gaskraftwerken abhängig ist. Gerade die Kohlekraftwerke erzeugen einen hohen CO2-Ausstoß und sind keine sinnvolle Stromquelle für E-Fahrzeuge.
E-Fahrzeuge, die auf Kohlestrom zurückgreifen, schneiden in der CO2 Bilanz deutlich schlechter ab als Otto- oder Dieselmotoren.