6 Millionen Wärmepumpen bis 2030 sind das Ziel der Bundesregierung
Anfang Juli berichtete „Fokus online“, dass der Wärmepumpenabsatz einbricht. Vissmann richtete in seinem hessischen Werk Kurzarbeit ein. Und nicht nur die Nachfrage nach klimafreundlichen Heizsystemen bricht ein, sondern auch nach der Dämmung von Häusern.
Neben Vissmann haben auch andere Branchengrößen wie Vaillant und Stiebel Eltron bereits Kurzarbeit anmelden müssen. Max Vissmann sagte dazu in der „Wirtschaftswoche“: „Was rund um die Wärmepumpe passiert, ist an Dramatik nicht zu überbieten. Eine Technologie, die nachweislich effizienter ist und Vorteile hat, wurde kaputtgeredet. Was an Mythen verbreitet wurde, an Polarisierung und Populismus stattgefunden hat, hat mich fassungslos gemacht.“ Der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie (BDH) teilte mit, dass der Absatz für Heizungsanlagen um 29 Prozent auf 217.500 Anlagen zurückgegangen ist. Allein der Absatz bei den Wärmepumpen brach um mehr als minus 52 Prozent ein, der von Biomasseanlagen sogar um 81 Prozent. Bei den Gasheizungen lag das Minus bei 17 Prozent, während die Ölheizungen um 27 Prozent zulegten. Von den erhofften 500.000 Wärmepumpen pro Jahr, die Robert Habeck als Ziel für die Branche ausgegeben hatte, bleiben nach aktuellen Schätzungen gerade mal 200.000 übrig, wenn es gut läuft.
Der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle, in dem sich die Gewerke zusammengeschlossen haben, die energetische Sanierungen von Häusern umsetzen, hat in einer aktuellen Umfrage herausgefunden, dass 36,3 Prozent der Befragten meinten, es sei nicht notwendig, noch weitere CO2-Emissionen einzusparen. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes fügte hinzu: „Bei den wichtigen Projekten, wie der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes, steckt schon länger viel Sand im Getriebe.“
Der Geschäftsführer von TÜV Rheinland Consulting „Klima Labor“ Mariusz Bodek, hat in einem Interview zur Fernwärme Folgendes erklärt: Man schätzt, dass der Anschluss eines Ein- oder Zweifamilienhauses an das Fernwärmenetz pro Meter 3.000 bis 5.000 Euro kostet. „Bei seinem eigenen Haus mit nur 3 Metern Entfernung kommt er folglich bereits auf Anschlusskosten von 9.000 bis 15.000 Euro.“ Damit der Preis sinkt, brauchen die Versorger also genug Abnehmer. Je mehr Menschen allerdings eine Wärmepumpe oder andere Energieträger nutzen, desto weniger potenzielle Fernwärmekunden bleiben übrig und umso höher werden die Preise für die einzelnen Kunden sein. Gleiches gilt für die Gaskunden: Je mehr Haushalte auf andere Wärmeerzeuger umsteigen, desto teurer wird es für sie, denn das Gasnetz muss ja weiter in vollem Umfange betrieben werden. Dazu kommt die CO2-Besteuerung. Die Hamburger Energiewerke haben übrigens schon klar gesagt: „Hamburg wird Ein- und Zweifamilienhäuser definitiv nicht in den Fernwärme-Fokus nehmen, weil das unwirtschaftlich wäre.“
Aktuell werden 14,3 Prozent aller Haushalte mit Fernwärme beheizt. Allerdings kommt nur 3 Prozent der Fernwärme aus klimaneutralen Quellen. 78 Prozent kommen aus Heizkraftwerken, die mit Erdgas betrieben werden.
Zur Wärmepumpe erklärte der TÜV Fachmann Folgendes: „Die Stromnetze sind für die Belastung durch viele Wärmepumpen gar nicht ausgelegt. Diese Infrastruktur muss erst hergestellt werden.“ Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, dass bis 2030 6 Millionen Wärmepumpen installiert sind. Aktuell werden nur 200.000 Wärmepumpen jährlich installiert. Mathematisch sollte es schwierig werden dieses Ziel zu erreichen.
Der TÜV Experte wies weiterhin darauf hin, dass eine Studie besagt, dass allein der Ausbau der Stromnetze bis zum letzten Haushalt bis 2045 850 Milliarden Euro kosten würde.
Die Komplexität, die Haushalte zukünftig mit genügend Strom für Wärmepumpen zu versorgen beziehungsweise die Anbindung an ein Fernwärmenetz und damit der Neubau des kompletten Leitungssystems bei gleichzeitigem Rückbau der Gasnetze wird aktuell von vielen Politikern total unterschätzt. Es reicht nicht, zügig Solar- und Windanlagen zu bauen oder Fernwärmenetze zu planen, so lange die entsprechende Infrastruktur zu den einzelnen Nutzern mittels Strom- oder Fernwärmeleitungen nicht sichergestellt wird. Hierbei gilt es zu bedenken, dass die Anforderungen für eine solche neue Struktur der Wärmeversorgung in den Flächenländern deutlich komplexer ist als in den Ballungsräumen. Das sind riesige Bauprojekte, die viel Zeit, Geld und Fachwissen erfordern. Alles Ressourcen, die in der Verfügbarkeit begrenzt sind.