Unter diesem Titel berichtete die „FAZ“ über die Wartungsfreundlichkeit von Elektroautos
Der ADAC berichtete Ende April in seiner jährlichen Pannenstatistik, dass E-Autofahrer seltener Pannenhilfe brauchen als Autos mit konventionellem Antrieb wie Benzin- oder Dieselmotor. Im aktuellen TÜV-Report schneidet allerdings ein populäres E-Auto recht schlecht ab: Knapp 15 Prozent der zwei- bis drei Jahre alten Tesla Model 3 fallen bei der Hauptuntersuchung durch und bekommen keine neue Prüfplakette. Der Tesla ist damit unter 221 erfassten Modellen, von denen fast alle einen Verbrennungsmotor haben, das Schlusslicht. Das Model 3 fällt mehr als doppelt so oft durch wie der Durchschnitt, so die „FAZ“.
Der Versichererverband GDV berichtete, dass die Reparaturkosten der E-Fahrzeuge nach Unfällen im Schnitt 30 bis 35 Prozent höher lägen als bei vergleichbaren Verbrennerfahrzeugen. Ursprünglich hieß es, dass die Elektroautos in der Wartung deutlich günstiger wären, da sie weniger defektanfällig seien. Elektroautos hätten keine Kupplung, keine Ölwechsel und kein mit konventionellen Autos vergleichbares Getriebe. Die Bremsen werden weniger beansprucht, weil E-Autos den Motor auch zum Bremsen nutzen, was als Rekuperation bezeichnet wird.
Die „FAZ“ hat die Routineinspektionen einmal gegeneinandergestellt. Beim Opel Corsa ist die Routineinspektion zu einem jährlichen Pauschalbetrag bei einer Laufzeit von vier Jahren mit Kosten von 1.762 Euro versehen. Das E-Modell Corsa kostet im gleichen Zeitraum 1.010 Euro. Auch bei Volkswagen sind die Wartungsverträge für E-Autos günstiger als für Verbrenner.
Doch neben den Routineterminen gibt es auch außerplanmäßige Werkstattbesuche, weil das Auto einen Defekt hat. Und hier sehen die Zahlen für das E-Auto weniger vorteilhaft aus. Zwar bleiben Elektromobilisten, wie erwähnt, seltener mit dem Auto liegen, was schon ein Pluspunkt ist. Der Grund dafür: Am häufigsten brauchen Autofahrer Pannenhelfer, weil die Starterbatterie ihres Wagens schlappmacht. E-Autos haben zwar neben der großen Batterie für den Antrieb auch eine solche kleine Batterie für die Bordelektronik, aber die wird weniger beansprucht als bei Verbrennern und ist deshalb weniger schadensanfällig, so die „FAZ“.
Dennoch kommen, nach einer Befragung des Stuttgarter Beratungshauses Uscale unter mehr als 2.100 Autofahrern, außerplanmäßige Werkstattaufenthalte bei E-Autos deutlich häufiger vor als bei Verbrennerfahrzeugen. Ein Problem ist nicht selten die Elektronik, da E-Autos mehr Software an Bord haben als Verbrennerautos, so der Meinungsforscher Uscale. Durch die komplexere Elektronik müssen E-Autofahrer auch öfter wegen eines Herstellerrückrufs in die Werkstatt als bei konventionellen Autos, so die Recherche der „FAZ“. Nur bei gut einem Viertel der E-Autofahrer kann die Softwareaktualisierung bei ihrem Auto via Internet aus der Ferne („over the air“) erfolgen. Tesla und Polestar sind hier am besten.
Defekte Bauteile müssen bei E-Autos weniger getauscht werden als bei Verbrennern. In Norwegen, dem Land mit dem höchsten E-Autoanteil lagen laut Kraftfahrzeugtechnischem Institut (KTI) der Ersatzteilverschleiß beim elektrischen E-Golf um 60 Prozent unter dem konventionellen Golf.
Schwachstelle bei den E-Autos sind das Fahrwerk und die Bremsen. Dem Fahrwerk macht das höhere Gewicht von E-Autos zu schaffen, was wiederum an den schweren Stromspeichern liegt. „Die Achslast beim E-Auto ist höher als bei vergleichbaren Verbrennern, entsprechend stärker wird die Radaufhängung beansprucht. Bei einigen Modellen ist sie bisher noch zu schwach ausgelegt“, so Marcus Weller vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Das höhere Gewicht trägt auch dazu bei, dass die Reifen von E-Autos tendenziell schneller abnutzen. Die Bremsen machen ebenfalls immer wieder Probleme – und zwar überraschenderweise gerade deshalb, weil diese bei E-Autos wegen der Rekuperationsbremsung weniger beansprucht werden. Sie werden so selten benutzt, dass ihre Funktionsfähigkeit leiden kann. „Der Austausch von Bremsscheiben und Bremsbelägen kann schnell einen vierstelligen Betrag kosten“, so der ZDK-Fachmann.
Was die Werkstattrechnung ebenfalls in die Höhe treibt, sind die höheren Lohnkosten, die für E-Autos berechnet werden. Stundensätze von weit mehr als 200 Euro sind keine Seltenheit, so Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft zur „FAZ“. Bei Verbrennerautos gelten dagegen Preise von im Schnitt rund 120 Euro als üblich. Die Werkstätten begründen die höheren Stundensätze bei E-Autos mit den notwenigen Schulungen der Mechaniker in Hochvolt-Technik und der Anschaffung von Spezialgeräten für die Wartung des E-Antriebs. Auch bei den Unfallkosten schneiden die E-Autos schlechter ab. Wenn es zum Unfall kommt, sind die Kosten des Schadens im Durchschnitt rund ein Drittel höher. Vor allem, wenn die Batterie bei einem Unfall in Mitleidenschaft gezogen wird, kann es schnell teurer werden. „Der Komplettaustausch einer Batterie kostet je nach Bauart und Größe zwischen 12.000 und 40.000 Euro, so Christian Sahr, Geschäftsführer des Allianz-Zentrums für Technik in Ismaning. Er fordert von den Herstellern einen besseren Unterbodenschutz, der die Batterien vor Schäden bewahrt. Auch seien die Stromspeicher oft zu wenig reparaturfreundlich konstruiert.
Insgesamt, so die „FAZ“, ergibt sich ein gemischtes Bild. Das E-Auto punktet mit weniger Verschleiß und – gemessen an der Pannenstatistik – einer besseren Zuverlässigkeit. Aber bisher machen ihm Kinderkrankheiten zu schaffen, etwa die oft fehlende Möglichkeit zur Fernaktualisierung der Software und teilweise zu schwach ausgelegte Fahrwerke. Mit dem Verbrennermotor haben Autobauer und Werkstätten mehr als 100 Jahre Erfahrung, mit dem Elektroantrieb dagegen nur wenige Jahre.