Stagnierender Tankstellenabsatz – rückläufiger Tankstellenbestand

Nach den bisher vorliegenden Zahlen hat sich der Kraftstoffkonsum im Jahr 2024 gegenüber 2023 wie folgt entwickelt: Der Ottokraftstoffabsatz nahm um 2,1 Prozent zu, während der Dieselkraftstoffabsatz um 3,1 Prozent sank. Im Jahr 2023 wurden 17,34 Millionen Tonnen Ottokraftstoff und 33,27 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff auf dem deutschen Markt abgesetzt. Im Jahr 2024 waren es 17,71 Millionen Tonnen Ottokraftstoff und 32,23 Millionen Tonnen Dieselkraftstoff.
Nahezu 100 Prozent der Ottokraftstoffmengen werden über Straßentankstellen vertrieben, während beim Dieselverbrauch nur 48 Prozent über Straßentankstellen in den Markt gelangen (neben den Hoftankstellen von Spediteuren oder Unternehmen). Wenn man die Tonnen in Liter umrechnet, ergibt sich folgendes Bild für die Mengenentwicklung an den Straßentankstellen:

Jahr 2023 2024
OK 22,97 Mrd. 23,45 Mrd.
DK 18,90 Mrd. 18,31 Mrd.
Gesamt 41,87 Mrd. 41,76 Mrd.

Folglich ist der Markt im Hinblick auf den Tankstellenabsatz weitgehend stagnierend. Der Anstieg bei den Benzinprodukten konnte den Rückgang beim Diesel kompensieren. In den Jahren 2022 bis 2024 hat sich der Tankstellenabsatz insgesamt um knapp ein Prozent verringert. Bezogen auf das Vor-Corona-Jahr 2019 sank der Kraftstoffabsatz über Tankstellen bis 2024 um 7,8 Prozent – davon um 1,6 Prozent beim Ottokraftstoff und um 14,7 Prozent beim Dieselkraftstoff.

Für 2025 wird erwartet, dass der Ottokraftstoffkonsum um circa ein Prozent steigt, während der Dieselverbrauch aufgrund der schwachen Konjunktur und des damit verbundenen geringeren Transportvolumens im Lkw-Bereich um etwa zwei Prozent zurückgehen dürfte. Somit wird der Tankstellenabsatz im Jahr 2025 voraussichtlich bei 41,5 bis 41,7 Milliarden Litern liegen.

Zum 31.12.2024 hat der Energie Informationsdienst (EID) 14.018 Straßentankstellen ermittelt. Dies entspricht einem Rückgang von 65 Tankstellen innerhalb eines Jahres.

Die aktuelle Verteilung der Tankstellenmarken stellt sich wie folgt dar:

Aral 2.252
Shell 1.905
Circle K (Marken Total/Access) 1.141
Esso 1.098
Avia 913
Jet 808
Raiffeisen 741
Orlen/Star 606
Eni/Agip 480
Deutsche Tamoil/HEM 414
Hoyer 257
Westfalen 245
Q1 233
Oil 221
Classic 193
Sprint/GO 137
Lother 106
ED 101
Team Energy 98
BayWa 81
Calpam 54
Score 51
Bavaria Petrol 31
Allguth 28
Pinoil 24
Esso G11/Sonstige Supermarktstationen 280
Sonstige mittelständische Eigenmarken 1.799
Doppelzählung 290
Gesamt 14.018

Marktführer in Deutschland bleibt Aral mit 2.252 Tankstellen, gefolgt von Shell mit 1.905 Standorten. Die Couche-Tard-Gruppe, die unter dem Shoplabel Circle K firmiert, übernahm im Frühjahr 2023 das Tankstellennetz von TotalEnergies. Die EG Group hatte bereits vor einigen Jahren das Esso-Netz sowie vor zwei Jahren das OMV-Netz in Deutschland übernommen und auf das Esso-Label umgestellt. Aktuell steht das Netz der Jet-Tankstellen in Deutschland und Österreich zum Verkauf. Die Muttergesellschaft Phillips 66 plant, sich künftig ausschließlich auf Exploration und Raffinerie zu konzentrieren, ähnlich wie ExxonMobil.

Als potenzieller Käufer des Jet-Netzes gilt laut EID die 7-Eleven-Gruppe, ein weltweit tätiger Convenience-Betreiber. Allerdings steht derzeit der japanische Mutterkonzern von 7-Eleven, Seven & I, selbst zum Verkauf. Die Couche-Tard-Gruppe, bereits Käuferin des Total-Netzes, soll Interesse an Seven & I haben und laut Berichten bereit sein, bis zu 44 Milliarden US-Dollar zu bieten. Auch die thailändische CP-Gruppe hat Interesse bekundet. Immer mehr Convenience-Betreiber übernehmen Tankstellenunternehmen, während sich die Mineralölkonzerne mit langfristigen Lieferverträgen die Rechte sichern, ihre Produkte weiterhin unter ihrer Marke – etwa Esso oder Total – zu vertreiben.

Esso kommt mittlerweile wieder auf 1.098 Stationen und ist damit in Deutschland erneut vierstellig, wobei der Hauptpartner die EG Gruppe und unter anderem der mittelständische Händler Minera ist.

Aral arbeitet im Convenience-Bereich weiterhin mit der REWE-Gruppe in seinen Stores zusammen und hat an den eigenen Stationen das Shopgeschäft in ein Agenturmodell überführt. Die Angebote wurden standardisiert und die Preise in den Shops angeglichen. Shell bleibt die Nummer zwei im deutschen Tankstellenmarkt, auch wenn 14 Tankstellen weniger betrieben werden als zu Jahresbeginn.

Im mittelständischen Tankstellensegment sind auch ein paar Bewegungen festzustellen. Die Hoyer-Gruppe erwarb zum 1. Januar 2025 39 Tankstellen von VARO. Die Lühmann-Gruppe mit der Marke Classic übernahm weitere 16 Tankstellen von VARO, die sich hiermit aus dem Tankstellengeschäft in Deutschland verabschiedeten. Die britische Prax Gruppe hatte Ende 2023 schon die Tankstellen der Oil in Europa von der Weißer Gruppe aus Hamburg übernommen und führt die deutschen Tankstellen unter der Marke Oil fort.

Das Autobahnnetz umfasste 358 Tankstellen und es war gegenüber dem Vorjahr keine Veränderung in der Stückzahl festzustellen. Die Autobahntankstellen haben aufgrund ihrer sehr hohen Preise in den letzten zehn Jahren deutlich an Marktbedeutung verloren. Auch sind in den letzten 25 Jahren mehr als zweihundert Autohöfe an den Autobahnausfahrten entstanden und bieten den Vielfahrern und Truckern eine echte Alternative für unterwegs.

Es ist eine Zunahme an den Automatentankstellen zu beobachten. Aktuell dürften von den rund 14.000 Tankstellen circa 1.500 reine Automatenstationen sein.