Die Anzahl der Tankstellen sinkt
Wie der Energieinformationsdienst (EID) berichtete, ist zum 30.06.2025 die Marke von 14.000 Straßentankstellen erstmal geknackt worden. Die EID-Zählung kam zum Stichtag auf 13.947 Tankstellen. Der Rückgang passt in ein sich änderndes Marktumfeld. Die großen Mineralölgesellschaften haben ihre Absatzstrategie und damit das Tankstellengeschäft einem Zukunftscheck unterzogen und trennen sich in Europa von ihren Netzen. 2018 hatte die Esso den Prozess für den Verkauf ihres deutschen Tankstellennetzes an die EG-Group eingeleitet. Die EG Group hat im Mai 2022 auch die in Deutschland von der österreichischen Mineralölgesellschaft OMV betriebenen Tankstellen übernommen und diese in ihr deutsches Esso Netz integriert. Die EG Group betreibt weltweit 6.000 Tankstellen.
In 2024 trennte sich die Total von ihrem Netz und verkaufte es an Circle K. Circle K betreibt weltweit 16.000 Convenience-Stores und davon 11.000 an Tankstellen. Ein Jahr vorher wurde die Tankstellenmarke Oil in Deutschland, Dänemark und Österreich von Marquard und Bahls an die Prax Group verkauft. In 2025 hat Phillips 66 sein Tankstellennetz unter der Marke JET in Deutschland und Österreich mit einer Mehrheitsbeteiligung von 65 Prozent an einen Finanzinvestor abgegeben. Aktuell plant die BP die Abgabe aller österreichischen Tankstellen, nachdem bereits ihr Tankstellennetz in den Niederlanden einen Käufer gefunden hat.
Auch auf der Raffinerieebene versuchen sich die Mineralölkonzerne von diversen Raffinerien in Europa zu trennen oder – wie in diesem Jahr in Wesseling geschehen und in Gelsenkirchen geplant – die Produktionskapazitäten von Kraftstoffen zu verringern. All dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der Markt in Europa in den nächsten Jahren weiter schrumpft. Bis 2030 wird aus heutiger Sicht der Inlandsabsatz um acht bis 10 Millionen Tonnen Kraftstoff- und Brennstoffprodukte sinken, mit der Folge, dass neben den bereits in diesem Jahr angekündigten beziehungsweise vollzogenen Raffinerieschließungen auch weitere Raffinerien in Deutschland zurückgebaut werden müssen. Die Konzerne wie BP, Shell, Esso, Total und Phillips 66 orientieren sich mehr Richtung Bohrloch und auf wenige Raffinerien weltweit und versuchen Käufer für ihre Raffinerien in Gelsenkirchen, Karlsruhe und Schwedt zu finden.
Dass der Tankstellenmarkt binnen 12 Monaten auf 13.947 Tankstellen sank, ist im Wesentlichen den Netzverkleinerungen bei Aral (minus 41 Stationen) und Shell (minus 23 Stationen) geschuldet. Bei der Anzahl der Straßentankstellen hat auch in den vergangenen Jahren der Anteil der Automatentankstellen (ohne Shop und Personal) auf rund 1.100 Tankstellen zugenommen. Im Straßentankstellenmarkt wird eine Anpassung an die gesunkenen Absätze, die in den nächsten Jahren zu erwarten sind, dazu führen, dass das deutsche Tankstellennetz weiter schrumpft.