Ende Februar meldete die EU, dass sich das europäische Parlament und der Ministerrat auf neue Einsparziele für den Kohlendioxidausstoß von Lkws geeinigt hätten. Bei den Herstellern der Lkws löste der Kompromiss weniger Enthusiasmus aus als in Brüssel. Sie werden durch die Vorgaben gezwungen, schneller als geplant auf emissionsarme Antriebstechniken umzustellen. Heute fahren fast alle Schwerlaster noch mit Diesel. Strom-Trucks sind doppelt so teuer wie herkömmliche Lkws und haben geringere Reichweiten.

Der Weltmarktführer Daimler warnte, dass auf Hersteller und Kunden nun massive finanzielle und technologische Belastungen zukämen. Der Warentransport in Europa werde sich erheblich verteuern. Auch die anderen größeren Hersteller, wie MAN aus München oder Volvo aus Göteborg, hatten versucht, sich gegen strenge Einsparvorgaben zu wehren. Der Verband der deutschen Automobilindustrie erklärte, die von der EU vorgegebenen Klimaziele für Lkws trügen der technischen und wirtschaftlichen Realität des Nutzfahrzeugsegments zu wenig Rechnung. Nach dem Kompromiss der EU müssen die Hersteller den durchschnittlichen CO2-Ausstoß ihrer neuen Trucks und Busse bis 2025 um 15 Prozent und bis zum Jahre 2030 um 30 Prozent reduzieren, sonst drohen saftige Strafzahlungen. Bezugsjahr ist jeweils 2019. Die Einigung zwischen den Unterhändlern muss noch formal vom Europaparlament und den Mitgliedsstaaten bestätigt werden. Der Transportsektor ist für ein Viertel der Emission des Straßenverkehrs und sechs Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in der EU verantwortlich. Nach Schätzungen der EU-Kommission bedeuten 30 Prozent weniger Emissionen in etwa 60.000 Euro Spritersparnisse pro Truck über fünf Jahre. Wie viel die Lkws auf der anderen Seite teurer werden, ist zurzeit nicht abzusehen. Bis 2025 werden die Hersteller noch mit Erleichterungen bei den CO2-Zielen belohnt, wenn sie elektrische oder wasserstoffbetriebene Lkws anbieten. Nach 2025 müssen sie dafür erst eine bestimmte Schwelle erreichen, die zunächst bei zwei Prozent der Neufahrzeuge liegen wird. Der Branchenverband ACEA fordert die EU-Staaten auf, den nötigen Aufbau von öffentlichen Ladepunkten und Tankstellen für Elektro- und Wasserstoff-Trucks zu leisten.

Der Chef von Daimler Trucks, Martin Daum, erklärte gegenüber dem Handelsblatt Folgendes: „Wir müssen eine Mischung hinbekommen aus Elektrofahrzeugen, die als emissionsfrei gelten und Dieselfahrzeugen, die leicht über der Grenze liegen.“ Laut Daum haben die Stuttgarter Entwickler bislang die Emissionen jährlich um 1,5 Prozent reduzieren können. Die nun erforderliche Rate ist in etwa doppelt so hoch und zeigt, welche Kraftanstrengung die Hersteller leisten müssen.