In ihrem jährlichen globalen Outlook skizziert der Energiekonzern den Energieverbrauch und Mix für die nächsten 25 Jahre.

Ende August 2024 wurde eine Neuauflage der weltweiten Energieprognose „global Outlook“ bis 2050 von ExxonMobil vorgelegt. Der Konzern gibt eine Einschätzung, wie sich Angebot und Nachfrage bis Mitte des Jahrhunderts, das heißt, in den nächsten 25 Jahren entwickeln wird. Viele der von Exxon untersuchten Daten wie Bevölkerungsentwicklung, wie sich der Pkw-Bestand in den nächsten 15 Jahren entwickelt sind heute bekannt und gut im Voraus in der Entwicklung zu berechnen. Aus diesem Grund lagen die Prognosen der Exxon in den letzten 40 Jahren auch stets am Ende dicht an der tatsächlichen.

Bis zum Jahr 2050 wird die Bevölkerung auf 10 Milliarden Menschen wachsen. Hierdurch wird auch der weltweite Primärenergieverbrauch steigen. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts rechnet ExxonMobil mit einem Plus von 13 Prozent beim Primärenergieverbrauch gegenüber dem Jahr 2023. Bei der Deckung dieses wachsenden Energieverbrauchs spielen erneuerbare Energien eine wichtige Rolle, so eine Erkenntnis des Outlook. Aber auch Erdöl und Erdgas bleiben weiterhin für die Versorgungssicherheit wichtig. Der weltweite Gasverbrauch steigt bis 2050 um rund 20 Prozent an. Der Verbrauch an Kohle sinkt um knapp 20 Prozent. Der weltweite Ölverbrauch bleibt bis 2050 auf dem gegenwärtigen Niveau bestehen. Somit decken die fossilen Energien auch zur Mitte des Jahrhunderts noch zwei Drittel des globalen Energieverbrauchs.

Der absolute Beitrag aller erneuerbaren Energien verdoppelt sich bis 2050, wobei Wind und Solar gegenüber 2023 ihre Leistung verfünffachen. Der Beitrag der Kernenergie erhöht sich um 35 Prozent. Der Mehrverbrauch an Energie kommt aus den Entwicklungs- und Schwellenländern. Dort nimmt der Verbrauch bis 2050 um 27 Prozent zu. In den Industriestaaten sinkt der Primärenergieverbrauch dagegen um 12 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Der bisher steigende Trend bei den globalen CO2-Emissionen kehrt sich ab 2030 um. In 2050 fallen die CO2-Emissionen um 25 Prozent niedriger aus als 2023. Die CO2-Ersparnis kommt aus einer verbesserten Energieeffizienz, dem Hochlauf von CO2-armen Technologien sowie der Abscheidung und Speicherung von CO2. Der weltweite Primärenergieverbrauch sieht der Outlook wie folgt:

Energieträger 2023 2030 2040 2050
Erdöl 31,2 Prozent 29,9 Prozent 29,0 Prozent 28,3 Prozent
Erdgas 24,2 Prozent 25,5 Prozent 26,2 Prozent 25,9 Prozent
Kohle 24,8 Prozent 21,6 Prozent 16,8 Prozent 13,4 Prozent
Kernenergie 4,8 Prozent 5,4 Prozent 6,1 Prozent 6,5 Prozent
Erneuerbare Energien 15,0 Prozent 17,6 Prozent 21,9 Prozent 25,9 Prozent

Sechs wesentliche Ergebnisse sind dem Outlook zu entnehmen.

  1. Alle heutigen Energiearten bleiben Bestandteil im künftigen Energiemix.
  2. Erneuerbare Energien wachsen am Stärksten.
  3. Der Verbrauch an Kohle geht am deutlichsten zurück.
  4. Öl und Erdgas bleiben essenziell für die zukünftige Energieversorgung.
  5. Die Kernenergie bleibt mit einem Anteil von rund sechs Prozent weltweit ein wichtiger Faktor

Neben ExxonMobil gibt es auch Szenarien von der internationalen Energieagentur sowie von BP. BP erwartet beim weltweiten Erdölverbrauch bis 2050 einen Rückgang um 20 Prozent und sieht den Gasverbrauch ähnlich wie Exxon. Die internationale Energieagentur sieht hingegen den Öl- und Gasverbrauch bis 2050 in einer ähnlichen Größenordnung wie Exxon und sehen allerdings ähnlich wie auch BP den erneuerbaren Energieanteil bei um die 33 Prozent. Hierzu nur eine Anmerkung zum globalen Ölverbrauch um die Größenordnung in diesen Studien zu zeigen: ExxonMobil sieht diesen in 2050 weltweit noch bei 100 Millionen Barrel (1 Barrel 159 Liter) pro Tag, ähnlich wie 2023, selbst die um 20 Prozent niedrige Schätzung von BP kommt 2050 auf 80 Millionen Barrel pro Tag an Ölbedarf.

Alle drei Studien zeigen in die gleiche Richtung: Der weltweite Primärenergieverbrauch wird steigen. Die Einsparungen beim Primärenergieverbrauch der Industrieländer werden nicht ausreichen den wachsenden Bedarf des Primärenergieverbrauchs in Schwellen- und Entwicklungsländer auszugleichen. Der Anteil der erneuerbaren Energien nimmt bis 2050 weltweit auf ca. 25 bis 35 Prozent von aktuell 15 Prozent zu. Der steigende Energiehunger der Welt, insbesondere nach Strom, wird dazu führen, das große Teile der erneuerbaren Energien, erstmal diesen Mehrbedarf bedienen, bevor sie auch fossile Energien ersetzen können.

Erdöl und Erdgas werden je nach Studie im Jahr 2050 weltweit zwischen 40 bis 50 Prozent des Primärenergiebedarfs liefern. Inklusive Kohle werden die fossilen Energien im Jahr 2050 55 bis 70 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs abdecken. 30 bis 45 Prozent werden 2050 von der CO2-freien Kernenergie und erneuerbaren Energien abgedeckt. Der weltweite Primärenergieverbrauch wird zwischen 2023 und 2050 um 10 Prozent wachsen, und die CO2-Emissionen werden um 25 bis 30 Prozent niedriger ausfallen als 2023. Das Ziel von 80 Prozent CO2-Reduktion oder gar CO2-frei bis 2050 scheint auf Basis dieser Studien mit der allgemeinen weltweiten Entwicklung von Bevölkerungszahlen und der Wirtschaftsleistung der Schwellen- und Entwicklungsländer nicht einherzugehen.

Daniel Yergin, einer der anerkanntesten Wirtschaftshistoriker mit dem Schwerpunkt Energie, sagte in einem Interview im Handelsblatt, dass es ein Nord-Südgefälle für die Energiewende gibt. Zudem sieht er einen Engpass bei den Mineralien (Kupfer, Zink, Lithium) die wir für die Energiewende brauchen, die die Entwicklung der Erneuerbaren hemmen wird. Nach Yergins Einschätzung wird der weltweite Ölverbrauch (Peakdemand) Anfang der 30er Jahre seinen Höhepunkt erreichen und der Gasbedarf Anfang 2040. Die fossilen Brennstoffe werden auch nach 2050 nicht verschwinden, so auch Yergin.