Die Rohölreserven von Exxon, Shell und Co. befinden sich laut Handelsblatt auf einem historischen Tiefstand. Als die Ölpreise nur eine Richtung kannten, nämlich nach oben, fiel es den Mineralölkonzernen leicht neue Investitionen in Rohölprojekte zu tätigen, so der Total Chef Patrick Pouyanné zum Handelsblatt. Bei Preisen von mehr als 100 Dollar pro Barrel wurde jedes noch so kostspielige Bohrprojekt in der Tiefsee mit einem Fingerschnipp genehmigt. Damals machten Preisschwankungen von 2 bis 3 Dollar für die Entscheidungen keinen großen Unterschied, erklärte Pouyanné auf der „Oil & Money“ Konferenz in London.

Heute sieht die Lage anders aus und laut dem Franzosen entscheiden bereits 2 bis 3 Dollar Preisunterschied, ob ein Investment sich überhaupt lohnt. Heute ist ein Fass Rohöl mit 159 Litern nur noch rund 60 Dollar wert. Aus diesem Grund halten sich die Konzerne bei der Erschließung neuer Öl- und Gasfelder zurück. Strikte Kostendisziplin ist seit dem Ölpreisverfall für die Mineralölkonzerne die oberste Maxime. Nur dadurch konnten die Mineralölkonzerne in den vergangenen Monaten die Gewinne wieder deutlich steigern. Doch eine solche Rosskur hat auch sichtbare Nebenwirkungen.

Die Lebensdauer der Rohölreserven dieser Konzerne befindet sich laut Handelsblatt auf einem historischen Tiefstand. Die eigenen Rohölreserven, die die Konzerne in ihren Bilanzen haben und die einen beträchtlichen Vermögenswert darstellen, reichen zurzeit nur noch für 12,5 Jahre, wenn die Konzerne weiterhin im gleichen Umfang Öl und Gas fördern. Zum Vergleich: vor 2014 lag die durchschnittliche Lebensdauer der Reserven bei diesen Konzernen bei mehr als 14 Jahren. Die Londoner Energieberaterin Cornelia Meyer sagte gegenüber dem Handelsblatt: „Die Ölkonzerne müssen schauen, dass sie wieder neue Produktionsquellen in ihre Bilanzen bekommen. Die Aktien der Ölkonzerne werden nur dann wieder deutlich steigen, wenn sie sich über Deals mehr Öl- und Gasreserven sichern können“, erklärt Meyer. Sie sind das Fundament des Geschäftsmodells von Big Oil. Je größer der Schatz ist, der sich zu heutigen Preisen mit aktuell verfügbarer Technik wirtschaftlich aus dem Boden holen lässt, umso besser sind die Gewinnaussichten der Konzerne in der Zukunft.

Öl ist noch mindestens für die nächste 50 Jahre da. Allerdings sollten die großen westlichen Ölgesellschaften auch ihren Anteil daran langfristig ausbauen.