Die großen westlichen Ölkonzerne verdienen mit ihren Raffinerien zunehmend weniger Geld. Expertinnen und Experten sehen die weltweite Ölnachfrage an einem Wendepunkt.

Die fünf größten westlichen Ölkonzerne – ExxonMobil, Chevron, Shell, BP und Total – fördern mehr Öl, als aktuell nachgefragt wird. Dies führt zu sinkenden Gewinnen. Im vergangenen Jahr haben alle fünf Unternehmen deutlich weniger verdient als noch 2022. In den Jahren 2022 und 2023 erzielten sie, dank Rekordpreisen bei Öl und Gas, außergewöhnlich hohe Gewinne – doch diese Phase scheint vorerst beendet.

Insbesondere die Nachfrage in China hat sich wesentlich schwächer entwickelt als von den Ölkonzernen und der OPEC erwartet. Die Überproduktion führt zu einem Druck auf die Ölpreise. Hinzu kommt, dass viele Raffinerien schlecht ausgelastet sind – ein Umstand, der sich negativ in den Bilanzen niederschlägt.
Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet für dieses Jahr mit einem täglichen Überschuss von 1,4 Millionen Barrel (ein Barrel entspricht 159 Litern). Zusätzlichen Druck erzeugen die jüngst von den USA angekündigten Zölle, die mit Gegenzöllen – insbesondere aus China – beantwortet werden. Dies belastet die Weltwirtschaft stärker als zunächst angenommen und könnte die globale Ölnachfrage weiter abschwächen.

Im Jahr 2024 steigerte der britische Energiekonzern BP seine Fördermenge um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Chevron legte um sieben Prozent zu, ExxonMobil sogar um 16 Prozent.

Zwar forderte der US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf die Konzerne mit dem Slogan „Drill, baby, drill“ auf, die Fördermengen weiter zu erhöhen, doch dieser Effekt dürfte ausbleiben. Denn neben der Absatzproblematik kämpfen die Konzerne auch mit sinkenden Margen im Raffineriegeschäft.

So verzeichnete der Bereich Energy Products von ExxonMobil im Jahresvergleich einen Gewinnrückgang von 12,1 auf 4 Milliarden US-Dollar. Bei BP schrieb das entsprechende Segment im vierten Quartal 2024 sogar rote Zahlen.

Die Konzerne prüfen derzeit eine Reduktion ihrer Raffineriekapazitäten. In Deutschland hat Shell im ersten Quartal 2025 den Standort Wesseling stillgelegt, und auch BP (Aral) plant in Gelsenkirchen einen deutlichen Rückbau der Kapazitäten. Weitere Schließungen von Raffinerien in Deutschland gelten als wahrscheinlich – sowohl im Osten als auch im Süden. Im Westen sind mit Wesseling und Gelsenkirchen bereits erste Maßnahmen angelaufen.