Grüner Wasserstoff gilt als zentrales Element auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft – insbesondere in Branchen, in denen eine direkte Elektrifizierung an ihre Grenzen stößt. Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) hat untersucht, unter welchen Voraussetzungen Projekte im Bereich des grünen Wasserstoffs finanziell tragfähig werden können.
Die Europäische Union verfolgt das Ziel, bis 2030 insgesamt 20 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff zu nutzen – davon zehn Millionen Tonnen aus eigener Produktion. Derzeit dominiert jedoch weiterhin Wasserstoff aus fossilen Quellen (sogenannter grauer Wasserstoff): Rund 99,7 Prozent der EU-weit verbrauchten 7,2 Millionen Tonnen entfallen laut HCOB auf diese Variante.
Als wichtigste Abnehmer gelten bislang Raffinerien und die chemische Industrie. Laut der Studie sind erhebliche Investitionen notwendig, um den Markt für grünen Wasserstoff flächendeckend auszubauen. Damit Kapitalgeber bereit sind, sich zu engagieren, braucht es jedoch stabile politische Rahmenbedingungen.
Die aktuell hohen Kosten für Elektrolyseanlagen und erneuerbare Energien bremsen den Markthochlauf. Ohne staatliche Unterstützung – etwa in Form von Subventionen oder steuerlichen Anreizen – ist die Herstellung wirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig gegenüber fossilen Alternativen, so die Autoren der Studie.
Zudem sei die Wirtschaftlichkeit nur dann gegeben, wenn neben technologischen Fortschritten auch verlässliche Abnahmeverträge mit Kunden geschlossen werden können. Solche Verträge – insbesondere mit energieintensiven Abnehmern sowie Rohstoff- und Technologiepartnern – sollen Investitions- und Finanzierungsrisiken mindern und Planungssicherheit schaffen.
Eine weitere Hürde sehen die Autoren im Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur. Sowohl Transportnetzwerke als auch Speichermöglichkeiten für Wasserstoff befinden sich derzeit noch im Aufbau. Für die Finanzierung von Wasserstoffprojekten sei daher ein detailliertes Verständnis der jeweiligen Märkte eine unverzichtbare Voraussetzung.
Die Europäische Union betrachtet den Ausbau des grünen Wasserstoffs bis 2030 als einen zentralen Pfeiler ihrer Klimapolitik. Allerdings glaubt auch die Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER), dass das gesteckte Ziel für 2030 voraussichtlich verfehlt wird.