Grüner Wasserstoff ist in den Augen vieler Politiker und Fachleute der „Champagner der Energiewende“, denn er ist selten und obendrein teuer, so das Handelsblatt.

Die Allzweckwaffe auf dem Weg zur Klimaneutralität ist bislang überhaupt nur in homöopathischen Dosen verfügbar. Vor 2030, da sind sich die Experten einig, wird grüner Wasserstoff – aufgrund der hohen Herstellungskosten – mit konventionellem Wasserstoff, der auf Erdgasbasis hergestellt wird, nicht konkurrieren können. Die Bundesregierung ist bereit, mehrere Milliarden auszugeben, um den Markthochlauf von grünem Wasserstoff voranzutreiben, der durch Strom aus erneuerbaren Energien mittels Elektrolyse hergestellt wird.

Allerdings gibt es auch interessante Alternativen. Grüner Wasserstoff lässt sich nicht nur auf dem Weg der Elektrolyse herstellen, sondern auch aus Biomethan. In diesem Fall spricht man von biogenem Wasserstoff. Ob per Elektrolyse mittels Stroms aus erneuerbaren Energien hergestellt oder auf Biomethanbasis klimaneutral ist egal, denn grün sind beide Wasserstoffvarianten. Biomethan lässt sich aus Pflanzenabfällen wie Getreidestroh gewinnen und in Wasserstoff umwandeln. Das Potenzial ist enorm, die Kosten niedrig und die Verfahren erprobt. Was also spricht gegen die Herstellung von Wasserstoff aus Biomethan? Wer beim Bundesumweltministerium nachfragt, so das Handelsblatt, bekommt eine überraschende Antwort: Grüner Wasserstoff aus Biomethan ist zu billig. So billig, dass die Wasserstoffelektrolyse daneben keine Chance hätte. Eine parallele Förderung biogenen Wasserstoffs könnte den Hochlauf von Wasserstoff mittels Elektrolyse ausbremsen, so das Ministerium.

In vielen Branchen, die darauf angewiesen sein werden, klimaneutralen Wasserstoff in großen Mengen zu möglichst niedrigen Kosten einzusetzen, lösen solche Argumente Kopfschütteln aus. Die Sichtweise des Ministeriums mache ihn fassungslos, sagte der Manager eines Industrieunternehmens, das lieber heute als morgen klimaneutralen Wasserstoff einsetzen möchte. Auch in der Biokraftstoffbranche ist die Enttäuschung groß. Mit der Festlegung auf Elektrolysewasserstoff werde eine effiziente, kostengünstigere Variante zur Herstellung von klimaneutralem Wasserstoff einfach ausgeklammert, so die Kritik des Verbandes. „Es sollte das Ziel der Politik sein, im Klimaschutz voranzukommen und nicht bestimmte Technologien zu bevorzugen“, so der Verband in einer Stellungnahme.