Kraftstoffmarkt wuchs um rund 1 Prozent und der KFZ-Bestand um 300.000 Pkw
Laut dem Bundesamt für Ausfuhrwirtschaft (BAFA), ist der Vergaserkraftstoffkonsum in 2022 um 3,5 Prozent gestiegen und der Dieselkraftstoffabsatz um 0,6 Prozent gesunken. 48 Prozent der Dieselmengen werden über öffentliche Tankstellen abgesetzt, während der größere Teil über Hoftankstellen der Spediteure und Unternehmen abgedeckt wird. Der Vergaserkraftstoffabsatz fließt zu 100 Prozent über die Tankstellen.
Laut BAFA betrug der Vergaserkraftstoffabsatz 16,99 Millionen Tonnen. 34,76 Millionen Tonnen Diesel wurden in Deutschland ausgeliefert. Wenn wir diese Zahlen in Liter umrechnen, so betrug der Vergaserkraftstoffabsatz 22,5 Milliarden Liter und der Dieselumsatz über Tankstellen (48 Prozent der gesamten Dieselmengen) 19,7 Milliarden Liter. Insgesamt waren dies 42,2 Milliarden Liter. In 2021 wurden 41,7 Milliarden Liter über Tankstellen in Deutschland abgesetzt, so dass der Konsum um 1,1 Prozent zunahm.
Die letzten 3 Jahre waren jedoch sehr atypisch. 2022 war von exorbitanten Kraftstoffpreisen gekennzeichnet und einer dreimonatigen Reduktion der Mineralölsteuer. 2020 und 2021 waren durch die Coronaauflagen in der Mobilität stark eingeschränkt. Das letzte „normale“ Jahr war 2019. Damals lag der Kraftstoffabsatz bei 45,3 Milliarden Liter (23,8 Milliarden Liter Vergaserkraftstoffe und 21,5 Milliarden Liter Diesel). Das heißt, zwischen 2019 und 2022 ist der Kraftstoffmarkt an Tankstellen um 3,3 Milliarden Liter = 7 Prozent geschrumpft.
Die ersten drei Monate in 2023 weisen insbesondere bei den Vergaserkraftstoffen einen Zuwachs aus, währen der Dieselmarkt mehr oder minder stagniert. Die Fahrleistung von Lkws hat seit März 2022 von Monat zu Monat abgenommen. Auch im April 2023 sank die Dieselnachfrage. Laut ARGUS O.M.R. Report führten Auftragseinbrüche in der Bauwirtschaft sowie eine geringe Lkw-Fahrleistung auf deutschen Straßen sowie eine geringere Dieselnachfrage aus der Landwirtschaft zu dem Verbrauchsrückgang. Zur allgemeinen geschwächten Konjunktur kommt hinzu, dass die Kosten für die Stückgutlogistik der Speditionen im zweiten Halbjahr 2022 im Vorjahresvergleich um 15,5 Prozent gestiegen sind und dies die Auftragslage von Speditionen dämpfte. Auf das Jahr gesehen ist davon auszugehen, dass der Gesamtkraftstoffkonsum bei Ottokraftstoffen leicht steigen wird und bei Dieselkraftstoff sinkt, sodass wahrscheinlich der Markt mit 41,5 bis 42,5 Milliarden Liter auf einem ähnlichen Niveau bleibt, wie in 2022, so unsere aktuelle Einschätzung.
Der Kfz-Bestand stieg zum 01.01.2023 auf 48,8 Millionen Pkw nach 48,5 Millionen Pkw am 1.1.2022. Im Zeitraum 01.01.2019 bis 01.01.2023 ist der Kfz-Bestand in Deutschland von 47,1 Millionen Einheiten auf 48,8 Millionen Einheiten (= 1,7 Millionen Pkw, dies entspricht +3,6 Prozent) gestiegen. Auch in 2023 wird mit einer Zunahme des Pkw-Bestandes gerechnet. Obwohl der Kraftfahrzeugbestand steigt, ist der Kraftstoffverbrauch gesunken, was auf eine höhere Effizienz der Fahrzeuge schließen lässt.
Der wachsende Pkw-Bestand von 1,7 Millionen Einheiten kompensiert zum großen Teil die Zunahme der E-Fahrzeuge im Bestand. Wie das Kraftfahrzeugbundesamt mitteilte, betrug der Bestand an E-Fahrzeugen zum 01.01.2023 1.013.000 Einheiten. 471.000 reine Stromer wurden in 2022 neu zugelassen. Eigentlich hätte der Bestand auf 1.136.000 Einheiten ansteigen müssen. Allerdings hatte der Spiegel schon berichtet, dass rund 100.000 Fahrzeuge nach der Mindesthaltedauer von sechs Monaten für E-Fahrzeuge Deutschland wieder verlassen hätten. Diese Zahl hat sich durch die Veröffentlichung des E-Fahrzeugbestandes zum 01.01.2023 durch das Kraftfahrzeugbundesamt letztlich bestätigt. Der Kraftfahrzeugbestand in Deutschland wird auch weiter steigen, weil wir eine wachsende Bevölkerung haben, die immer älter wird und auch länger Auto fährt und zudem die junge Generation auch dem Individualverkehr wieder stärker zuspricht. Selbst wenn wir die eine Millionen Elektrofahrzeuge vom Pkw-Bestand am 01.01.2023 abziehen, so ist der Pkw-Bestand zwischen dem 01.01.2019 und 01.01.2023 um 0,3 Millionen Verbrennungsmotoren gestiegen.
Im Lkw-Sektor sind nur 0,2 Prozent der 800.000 Lastwagen bisher elektrifiziert.
Auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 zeigt sich der Zulassungsmarkt für neue Pkw weiter verhalten. 2019 wurden in Deutschland noch 3,6 Millionen Pkw neu zugelassen. In den vergangenen drei Jahren lagen die Neuzulassungen bei jährlich nur 2,6 Millionen Einheiten. Auch in diesem Jahr geht der Verband der Automobilindustrie nur von rund 2,7 Millionen Neuzulassungen aus. Der Verband spricht davon, dass insbesondere im privaten Sektor eine starke Kaufzurückhaltung bei der Neuwagenanschaffung zu spüren ist. Wachstumsträger sind die Firmenfahrzeuge, die unverminderten Zuspruch finden.
Der reine E-Fahrzeuganteil an den Neuzulassungen in den ersten drei Monaten 2023 lag bei 14,4 Prozent. Erfahrungsgemäß werden im letzten Quartal eines jeden Jahres die meisten E-Fahrzeuge zugelassen, da die Kfz-Hersteller dann berechnen, wieviel E-Fahrzeuge sie in den Markt bringen müssen, um den entsprechenden Flottenwert zu erreichen und damit Strafzahlungen wegen Nichterreichens des CO2-Ziels in ihrer Flotte zu vermeiden.
Im vergangenen Jahr wurden 17,7 Prozent E-Fahrzeuge zugelassen und in 2023 könnte dieser Wert auf 20 Prozent steigen, je nachdem, wie intensiv die Kfz-Hersteller zum Jahresende agieren. Das heißt, im besten Fall werden in diesem Jahr 540.000 neue E-Fahrzeuge in den Markt kommen. Gleichzeitig sollte der Kfz-Bestand um weitere 300.000 Einheiten steigen, sodass zum Jahresende 2023 circa 1,5 Millionen Einheiten E-Fahrzeuge, 47,6 Millionen Verbrennungsmotoren, inklusive der Hybrid-Fahrzeuge – die jedoch gemäß der meisten Studien überwiegend mit Kraftstoffen betrieben werden – entgegenstehen.
Die letzte Studie der Beratungsgesellschaft PwC aus dem Jahr 2022 sowie die letzte CAM-Studie von Prof. Bratzel gingen davon aus, dass wir im Jahr 2025 zwischen 3,7 bis 4 Millionen reine E-Fahrzeuge in Deutschland im Bestand haben werden. Aber selbst wenn in den Jahren 2024 und 2025 25 bis 30 Prozent neue E-Fahrzeuge zugelassen werden, würde sich bei dem aktuellen Absatz von 2,7 Millionen Pkw der Bestand an E-Fahrzeugen nur auf drei Millionen Einheiten erhöhen und nicht auf 3,7 bis 4 Millionen. Das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel von 15 Millionen E-Fahrzeugen im Jahr 2030 wurde von diversen Studien schon relativiert. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) geht von zurzeit 8 Millionen Stromern in 2030 aus.