Wir wissen in der Regel in Deutschland in der Klimapolitik was nicht geht – aber innovative Alternativen entwickeln wir nicht

Wir denken in Deutschland zu stark in Reglementierung und Vorschriften, statt auf freies ergebnisoffenes Denken zu setzen. In der europäischen und besonders in der deutschen Klimapolitik wird zu vieles vorgegeben. Gleichzeitig wird uns gesagt, wir werden Wohlstand verlieren und wir sollen Verzicht üben. Flugscham steht symbolisch für diesen Ansatz. Aber nur mit mehr Technikoffenheit lassen sich die zukünftigen klimatechnischen Herausforderungen lösen, ohne an Wohlstand zu verlieren oder die nächste 20 Jahre nur noch vor der eigenen Haustür zu verbringen.

Die deutsche Klimapolitik verfällt dem Fehler, die CO2-Herausforderung ausschließlich mittels erneuerbarer Energien wie Wind und Sonne lösen zu wollen. Doch die Frage ist nicht, ob alle Energiearten erneuerbar sein müssen, sondern ob es reicht, wenn sie klimaneutral sind und folglich kein CO2 anfällt. Das ist die Herangehensweise anderer Länder in Europa wie Frankreich, Norwegen oder Dänemark und zukünftig auch der USA. Die bevölkerungsreichsten Länder wie China und Indien gehen in eine andere Richtung und werden auch die nächsten 30 Jahre den CO2-Ausstoß vergrößern. Gleiches gilt für viele andere Länder in Asien, Afrika und in Teilen Südamerikas, da es deren Herausforderung ist, erst einmal die Bevölkerung in sozialen Wohlstand zu bringen, wenn Bürgerkriege vermieden werden sollen. Wenn das vollbracht ist, werden diese Länder am Umweltschutz arbeiten und wenn dies geschehen ist, wenden sie sich dem Klimaschutz zu. Auch das müssen wir in Deutschland respektieren, denn bei uns war es nicht anders. Zurzeit geben wir den Lehrmeister in diesen Ländern und wollen nur mit jenen arbeiten, die auch schon Klimaschutz betreiben.

Deutschland stellt immer mehr bewährte Techniken, die durchaus noch Potential zur CO2-Senkung haben, ins Abseits, wenn diese nicht von Anfang an null CO2-Emmissionen schaffen. So gibt es folgende Vorgaben:

  • Ausstieg April 2023 aus der CO2-freien Kernkraft
  • Ausstieg aus der Kohle 2030 im Westen, 2038 im Osten
  • Ausstieg 2030 aus pflanzlichen Biokraftstoffen
  • Ausstieg 2035 aus dem Verbrennungsmotor
  • Ausstieg aus der Erdölgewinnung 2041
  • Ausstieg 2050 aus dem Erdgas
  • Hinzu kommen eine weitere Vielzahl von Vorgaben im Wohnungsmarkt bezüglich Dämmung, Energieart etc., in der Landwirtschaft bezüglich Pflanzenschutz etc.

Technische Tabus sind:

  • Keine CCS Technik
  • Keine neuen kernschmelzfreien Reaktoren
  • Keine längere Nutzung der letzten sechs CO2-freien Kernkraftwerke
  • Kein blauer CO2-freier Wasserstoff – nur grüner Wasserstoff (Power to Gas)
  • Kein Erdgasfracking
  • Kein Power to Liquid

Zielsetzung der deutschen Klimapolitik:
Ab 2045 soll die Wärme-, Verkehrs-, Industrie- und Landwirtschaft in Deutschland „Treibhausgasneutralität“ schaffen. Dies soll ausschließlich mit „erneuerbaren Energien“ auf Basis von grünem Strom und grünem Wasserstoff erfolgen, so unser aktueller Ansatz in der Politik. Wo die „erneuerbare Energie“ aus der Welt herkommt, ist uns egal. Hauptsache wir gehen als erstes Land durch das Ziel.

Die EU will bis 2050 „klimaneutral“ sein. Das sind schon zwei unterschiedliche Ansätze, da Klimaneutralität auch mit anderen Techniken möglich ist.

Anderen Ländern reicht die CO2-Freiheit oder auch die Klimaneutralität und die ist nicht nur mit erneuerbaren Energien zu erreichen. Nur die Deutschen sind der Ansicht, dass die erneuerbaren Energien der einzige Weg für ein CO2-freies Leben ist und ordnen alle anderen wichtigen Ziele, wie bezahlbare Energie, eine stabile Wirtschaft mit stabilem Arbeitsmarkt diesem unter. Gleichzeitig glauben wir, dass wir das einzig richtige machen und dass alle Länder, zumindest im Westen uns irgendwann folgen. Später verkaufen wir diesen Ländern unser Know-how aus unserer Klimapolitik.

Bis diese erneuerbaren Energien selbstständig Laufen lernen, päppeln wir sie mit Subventionen auf, entweder beim Hersteller oder beim Abnehmer, manchmal auch bei beiden. Alle fossilen Energiearten werden mit Abgaben belegt, so unser deutscher Weg. Nur der reiche Onkel Deutschland kann und will sich eine solche Klimapolitik der staatlichen Lenkung leisten. Der Tenor in den anderen Ländern ist immer mehr Kopfschütteln oder kritische Anmerkungen zu Deutschland in deren Presse.

Kein Land folgt unserem Weg, da sie eigene interessante Wege einschlagen, über die wir die Nase rümpfen. Kein Land der Welt steigt so schnell aus der Kernkraft aus und ein paar Jahre später auch aus der Kohle. Und sobald es uns möglich erscheint, verkünden wir auch noch das Ende von Gas und Öl. Deutschland sieht sich als Vorhut der Welt im Klimaschutz, dabei werden wir immer mehr zur Nachhut.

Hier ein paar Beispiele anderer Länder: Frankreich überholte in 2022 seine AKWs, um diese länger sicher laufenzulassen und plant Neubauten von Kernkraftwerken wie auch andere Länder in Europa. Belgien hat die Laufzeiten ebenfalls verlängert und Schweden plant den Neubau und die Wiederinbetriebnahme von zwei alten abgeschalteten AKWs. Schweden hat sich 2022 von 100 Prozent erneuerbarer Energie verabschiedet und spricht jetzt vom Ziel, 100 Prozent Stromerzeugung aus fossilfreien Brennstoffen. Alle drei Länder setzen weiterhin auf Kernenergie als CO2-freie Quelle, aber auch weitere Varianten wie Stromerzeugung aus Biomethan in Frankreich. Dänemark will seine Energie komplett mit Gas aus Reststoffen wie Gülle und Abfällen erzeugen. Norwegen verpresst seine CO2-Moleküle im Meer und setzt die nächsten Jahrzehnte auf CO2-freien blauen Wasserstoff und sichert mit den eigenen Erdgasquellen den Wohlstand seiner Bevölkerung.

In den USA sinken die CO2-Belastungen, weil die Fracking-Gasvorkommen dazu führen, dass mehr Gaskraftwerke statt Kohlekraftwerke laufen und somit auch CO2-Einsparungen eintreten. Zudem steigt der US-Markt stärker in die CCS Technik ein. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe kam zu dem Ergebnis, dass beim Hydraulik-Fracking die eingesetzten Chemikalien durch die starke Verdünnung als Ganzes nicht mehr giftig sind. International wird auch weiter an dem Clean-Fracking geforscht, sodass diese Methode immer besser zu handhaben ist.

Vom Berliner Institut für Festkörper-Kernphysik kam das Konzept eines Dual-Fluid-Reaktors. Kernschmelzen sind bei diesem Reaktor nicht möglich, da die Technologie so ausgelegt ist, dass die atomare Kettenreaktion bei Überschreiten einer kritischen Temperatur automatisch stoppt. Zudem könnte der Reaktor auch jedes spaltbare Material, also auch unseren bisherigen alten Atommüll nutzen und würde dessen Strahlung nach der Verwendung soweit reduzieren, dass kein atomares Endlager mehr nötig wäre. Diese ursprüngliche deutsche Firma wurde nach Kanada verkauft. In China und in der Schweiz wird an Kernreaktortypen geforscht, die als Brennstoff Thorium verwenden. Dieses Element hat keine gefährlichen radioaktiven Rückstände. Länder, die an Atomstrom der neuen Art glauben, treiben diese Entwicklungen voran.

Auch sollte weiter danach geforscht werden, wie es möglich ist, CO2-frei arbeitende Treibstoffe wirtschaftlich und im industriellen Umfang zu produzieren. In die Forschung an emissionsarmen Treibstoffen wird zu wenig investiert, weil man den Verbrennungsmotor ab 2035 in Europa kurzerhand abschaffen will. Biosprit aus Abfällen, Fetten, Pflanzenresten etc. wären weitere Alternativen, die wohl nicht die kompletten Kraftstoffe ersetzen könnten, aber über Beimischungen ließe sich der CO2-Ausstoß des Fahrzeugbestandes viel schneller reduzieren.

Windräder sollten, wie in Belgien, in den Gewerbegebieten und in den Häfen und somit nahe den großen Verbrauchstellen stehen, wo die Abnehmer den Strom direkt benötigen, statt über komplizierte Regelungen mit Abständen zu Wohngebieten, Wald- und Wiesenflächen abseits der Verbraucher Windräder zu bauen. Zudem würde dies den Bau von neuen Stromtrassen reduzieren. Dies sind nur wenige Beispiele, was andere Länder anders machen, um CO2 einzusparen.

Wir sind gut beraten, vielfältige Energiequellen, die auch dann laufen, wenn kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint, zu erhalten. Das komplizierte Stromnetz in Europa gilt es stabil zu halten. Bei der erneuerbaren Energie gilt es zu bedenken, dass diese keine netzstabilisierende Funktion haben. Je höher der Anteil an schwankendem Wind- und Sonnenstrom wird, umso instabiler wird das Netz und dies gilt in beide Richtungen, denn sowohl Strommangel als auch Stromüberschuss können das System in die Knie zwingen. Aus diesem Grund benötigt Strom aus Wind und Sonne immer eine Backup-Lösung und eine Grundlastlösung von konventionellen Kraftwerken, die auf Gas-, Atom-, Kohle- oder Ölbasis arbeiten, um verlässlich Strom zu liefern. Unter diesen Grundlasterzeugern ist aus CO2-Sicht der Kernkraft und dem blauen Wasserstoff oder Erdgas der Vorzug zu geben.

Zudem gilt es die Energieeffizienz zu verbessern. Die ersten 80 Prozent an Einsparungen sind die günstigsten und einfachsten. Die letzten 20 Prozent sind die teuersten. Altes Paretoprinzip: mit 20 Prozent Einsatz bekommt man 80 Prozent Wirkung. Die letzten 20 Prozent verursachen 80 Prozent Einsatz. In der Vergangenheit haben wir es geschafft, eine wachsende Wirtschaft vom Energieverbrauch zu entkoppeln. In den Wunderjahren 1950 bis 1970 stieg der Energiebedarf linear mit der wirtschaftlichen Entwicklung gleichmäßig an. Ab 1970 stieg die Wirtschaftsleistung Deutschlands deutlich stärker als der damit einhergehende Energiebedarf. Dafür brauchte es viele Innovationen. Als Beispiel unter vielen sei nur die Glühbirne genannt, die 100 Watt verbrauchte. Ein heutige LED Leuchte kommt mit elf Watt aus und schafft die gleiche Helligkeit.

Ursula von der Leyen sprach 2019 im EU Parlament von dem Green Deal – Klimaschonend und wirtschaftlich soll die EU wachsen – „das ist Europas Mann auf dem Mond Moment.“ Sie bezog sich damit auf Kennedy, der 1961 gesagt hatte, dass die USA noch vor Ende des Jahrzehnts den ersten Mann zum Mond bringen wird. Hätte Kennedy vorgeschrieben, wie die NASA das machen soll, wie wir es in Europa und besonders in Deutschland in der Klimapolitik tun, würde die NASA heute noch die Startrampe bauen.

Innovationen brauchen freiheitliches Denken und Freiheiten in der wissenschaftlichen Forschung. Innovationen helfen Ressourcen besser zu nutzen oder gar zu ersetzen, wie die Geschichte zeigt. Der technische Fortschritt brachte immer technologische Durchbrüche. Innovationen entstehen oft unvermittelt und sprunghaft wie der PC, das iPhone oder das Internet etc. Solche Innovationen machen es unmöglich, die technologische Zukunft weiter als ein Jahrzehnt vorauszusagen.

Uns ein Denkverbot aufzuerlegen, wenn das Ergebnis nicht beim ersten Wurf 100 Prozent CO2-Ersparnis bringt, ist der falsche Ansatz. 80 Prozent CO2-Reduktion sollten erstmal das Ziel einer Maßnahme sein. Auch bleiben Restrisiken bei allen Entscheidungen. Beim Wasserstoff müssen wir noch den schleichenden Transportverlust klären, wenn wir nicht das Klima schädigen wollen. Die Lithiumgewinnung verbraucht riesige Mengen Wasser, auch das gilt es zu optimieren. Aber deshalb sollten wir nicht auf Wasserstoff oder Lithium verzichten. Gleiches gilt für Atomstrom, Fracking oder CCS.

Wir Deutschen sind zu pessimistisch oder wie das Ausland sagt, leiden unter „the German Angst“. Oftmals wurden neue Techniken in Deutschland entwickelt, aber deren praktischen Einsatz scheuten wir. Oder wie es Vince Ebert in seinem Buch „Lichtblick statt Blackout“ formuliert: „Ich bin mir sicher: Bill Gates und Steve Jobs hätten in einer deutschen Garage noch nicht mal die Genehmigung für die Wandsteckdose erhalten“.

Deshalb sollten wir mit mehr Mut und Erfindungsgeist die Klimapolitik angehen, statt uns bereits jetzt auf nur eine Lösung festzulegen, der zudem keiner in der Welt folgt.
Wir werden auch mit Sonne und Wind nicht unabhängig vom Rest der Welt. Batteriespeicher, Windräder und Solarzellen brauchen erhebliche Mengen an Rohstoffen, die wir nicht haben und diese liegen oft auch nicht in politisch und wirtschaftlich sicheren Ländern.

Wir sollten auch erst Ersatz von neuen bezahlbaren Energiearten schaffen, bevor wir festlegen, auf was wir als Nächstes verzichten können, statt zu hoffen, dass, wenn wir zu schnell aussteigen, unsere Nachbarn in Europa uns schon irgendwie helfen werden. Oder wir in Panik den Weltmarkt für LNG zu Lasten der ärmeren Länder leerkaufen.

Die Erde und die Menschheit wird Ende des Jahrhunderts auch mit 10 Milliarden Menschen weiter bestehen und dies auch mit einem höheren Wohlstand und einer besseren Umwelt als in den 150 Jahren zuvor. Das Klima wird wahrscheinlich laut UN Klimarat um mehr als 1,5 eventuell 2,5 Grad Celsius steigen, aber das ist nicht das Ende der Welt, so die Feststellungen der Wissenschaft. Wir müssen uns darauf vorbereiten und soweit wie möglich diesen Prozess mit Hilfe eines geringeren CO2-Ausstoßes verlangsamen und dies ohne den Wohlstand der Welt, der erst den Frieden unter den Nationen ermöglicht, aufs Spiel zu setzen.

Wenn wir innovativ denken und auch handeln, können wir in Deutschland weiterhin den Wohlstand mehren und den CO2-Ausstoß bis 2045 deutlich senken – wahrscheinlich keine 100 Prozent, jedoch 80 Prozent sollten machbar sein – und damit unseren Beitrag zum Weltklima leisten. Das sollte der Ansatz sein, statt in der täglichen Politik und in den Nachrichten über Verzicht und Wohlstandsverlust zu sprechen.