Im Jahr 2040 werden 75 Prozent des Energiebedarfs durch Kohle, Öl, Gas und 12 Prozent durch Kernkraft abgedeckt. Die hohe Energieeffizienz verhindert einen stärkeren Anstieg

Am 11. November 2015 hat die internationale Energieagentur IEA den Ausblick auf den Weltenergieverbrauch bis 2040 vorgestellt.

Gemäß dem Szenario der IEA nimmt der weltweite Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2040 jahresdurchschnittlich um 1 Prozent zu. Dieser Energieanstieg geht ausschließlich auf die Nicht-OECD-Staaten zurück. Während die Weltwirtschaft bis 2040 um 150 Prozent wächst, bleibt der Anstieg des Energieverbrauchs auf knapp ein Drittel begrenzt. Das heißt, die Energieeffizienz wächst deutlich schneller als der mit dem Wirtschaftswachstum verbundene Energieverbrauch. Noch vor 35 Jahren war man der Ansicht, dass ein wirtschaftliches Wachstum der Welt um 3 Prozent auch 3 Prozent mehr Energieverbrauch bedeutet. Nach den Erkenntnissen der IEA kann die Welt wachsen und wachsen, aber der Energieverbrauch nimmt nur um ein Fünftel des Wachstums zu.

Möglichst effizient mit Energie umzugehen und damit CO2 gar nicht entstehen zu lassen, ist ein wichtiger Schlüssel, den Wachstum der Menschheit auf über 9 Milliarden Menschen und den wachsenden Wohlstand in den Entwicklungsländern zu begleiten, ohne hierbei die Umwelt aus den Augen zu verlieren. Die Balance zwischen Umwelt und der Wohlstandsmehrung der wachsenden Weltbevölkerung ist eine der großen Herausforderung dieses Jahrhunderts.

Der Schwerpunkt der Energienachfrage verschiebt sich nach Asien, insbesondere Indien, China und in andere aufstrebende Staaten in Südostasien sowie in den Ländern des Mittleren Ostens. Indien wird ab 2025 bis 2030 die Rolle des Hauptwachstumsmotors übernehmen, so die IEA. Die weltweite Nachfrage nach allen Energieträgern steigt, wobei die fossilen Brennstoffe (Kohle, Gas, Öl) etwas mehr als 50 Prozent des globalen Energiebedarfszuwachses bestreiten werden. Die erneuerbaren Energien tragen 30 Prozent zur Deckung des zusätzlichen Energiebedarfs bis 2040 bei. Die Kernenergie steuert rund 15 Prozent bei.

Erdöl bleibt der wichtigste Energieträger im globalen Energieverbrauch. Dennoch: Der Anteil des Öls am gesamten Energiebedarf sinkt von 31 auf 26 Prozent. Die Kohlenachfrage wird noch leicht um 0,4 Prozent jährlich wachsen. Dafür sind fast alleine Indien sowie andere asiatische Staaten verantwortlich. Erdgas ist der einzige fossile Energieträger, dessen Anteil am globalen Energieverbrauch in den nächsten 25 Jahren steigt. Der Erdgasanteil wird sich von 21 Prozent auf 24 Prozent bis 2040 erhöhen.

Im Jahr 2040 wird der Weltenergieverbrauch noch zu 75 Prozent auf den Fossilien Öl, Gas und Kohle beruhen. Die Produkte sind auch ausreichend verfügbar, sodass kein Engpass an fossiler Energie entsteht. Vielmehr geht es um die Aufgabe, die Welt CO2-ärmer zu machen, und das soll ohne die fossilen Brennstoffe geschehen, so der erklärte Wille der Politik auf der Weltklimakonferenz in Paris in 2015. Die Alternative ist, den Schadstoffausstoß (insbesondere CO2 und Stickoxide) bei der Verbrennung von Fossilien mit neuen Techniken zu reduzieren. Auch diesbezüglich wird es technische Verbesserungen geben die dabei helfen, die Umwelt weniger zu belasten.

Der globale Stromverbrauch nimmt bis 2040 um rund 70 Prozent zu. Knapp 90 Prozent fallen auf die Nicht-OECD-Staaten. In China geht die IEA von einem Anstieg der Stromerzeugung um 95 Prozent und in Indien von 246 Prozent aus. Innerhalb der Stromerzeugung halten die fossilen Energien 2040 noch einen Anteil von 54 Prozent. Der Anteil der Kohle geht von 41 Prozent auf 30 Prozent zurück. In der EU wird der Anteil von Kohle bis zum Jahr 2040 von 28 auf 6 Prozent sinken. Der Anteil von Erdgas zur Weltstromerzeugung erhöht sich von 22 auf 23 Prozent. Atomstrom wird weltweit um 86 Prozent zunehmen, wobei China, Korea, Indien und Russland den höchsten Atomstromzubau haben werden. An der weltweiten Stromerzeugung wird Kernenergie auch im Jahr 2040 mit 12 Prozent (heute 11 Prozent) beteiligt sein.

Bis 2040 wächst der Anteil der erneuerbaren Energien an der Weltstromerzeugung von heute 22 Prozent auf 34 Prozent. Die erneuerbaren Energien werden die Kohle verdrängen, während die Kernenergie ihre Bedeutung behält, mit Ausnahme von Deutschland, so die IEA. Im Jahr 2040 wird die weltweite Stromerzeugung aus Wind einen Anteil von 9 Prozent, aus Photovoltaik von 4 Prozent, bezogen auf die weltweite Stromerzeugung haben. Der Anteil von Wasser zur Stromerzeugung wird mit 16 Prozent beziffert.

Der CO2-Ausstoß wird sich bis zum Jahr 2040 um 16 Prozent erhöhen. Alleine in den Nicht-OECD-Staaten wird mit einem CO2- Ausstoßanstieg um 41 Prozent gerechnet. In den OECD-Staaten wird bis 2040 hingegen der CO2-Ausstoß um 25 Prozent im Vergleich zu heute sinken. Folglich verringert sich der Anteil der OECD-Staaten an den globalen CO2-Emissionen von heute 38 Prozent auf 24 Prozent im Jahr 2040. Für die EU wird der Rückgang der CO2-Emissionen sogar mit 41 Prozent beziffert. Damit halbiert sich der Anteil der EU an den weltweiten CO2-Emissionen von heute 10 Prozent auf 5 Prozent im Jahr 2040.

Laut Handelsblatt ist ein Teil der CO2-Einsparungen in Europa auf Produktionsverlagerungen ins Ausland zurückzuführen. Die CO2-Emissionen der EU, so das Handelsblatt, werden exportiert, etwa in Länder wie China, Korea oder Indien. Ob diese Länder dann ihre Energie in CO2-ärmeren Kraftwerken als in der EU erzeugen, ist eher unwahrscheinlich. Eine dem Handelsblatt vorliegende Studie kam zu dem Ergebnis, dass allein durch Aluminium, das nach Deutschland importiert wird, und damit in anderen Ländern produziert wird, CO2-Emissionen von 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr entstehen. Viele Experten fordern deshalb einen weltweiten Emissionshandel, denn dieser würde Verlagerungseffekte uninteressant machen. Ob die Aluminiumerzeugung dann in Europa oder Asien erfolgt, wäre egal, denn der Hersteller würde jeweils mit den Kosten des CO2-Ausstoßes belastet.

„Die Studie zeigt, dass wir keine Emissionen einsparen, wenn wir energieintensiven Unternehmen in Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit nehmen und dann die Produkte importieren. Damit wird zwar unsere Klimabilanz poliert, dem Klima aber nicht geholfen“, sagt das Institut der deutschen Wirtschaft.

Ein CO2-Handel würde es erlauben, energieintensive Produkte in der EU herzustellen, statt diese Wertschöpfung ins Ausland zu geben und dort dann mit alten Kohlekraftwerken oder neu errichteten Kernkraftwerken diese Produkte zu erzeugen.

Die mit CO2 belastete Luft, die wir auf unserem Planeten erzeugen, lässt sich auf dem Papier aus Europa nach Asien auslagern, aber am Weltklima ändert sich dadurch nichts, auch wenn die EU 2040 nur noch 5 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen produziert.