IT-Konzerne verstärken die Kooperationen

In den USA fanden im Januar 2014 zwei beachtenswerte Messen statt. Zum einen in Las Vegas die Consumer Electronics Show, kurz CES, und die Automesse in Detroit. Auf der CES geht es traditionell um Smartphones, Tablets und Spielekonsolen. Doch in 2014 waren 9 der 10 wichtigsten Autokonzerne, inklusive deren Führungsriege, dort präsent.

Rund eine Woche später fand man dann Firmen wie Facebook, IBM, Microsoft und Google, und deren CEOs in Detroit auf der dortigen Automesse.

Was versprechen sich beide Branchen von einer Zusammenarbeit?

Die Kommunikationsindustrie sieht in den Autonutzern einen riesigen Markt, ihre Kommunikation zu verkaufen. Immerhin verbringen rund 1 Milliarde Menschen im Schnitt eine Stunde pro Tag mit dem Autofahren. Was liegt also näher, als diese Autofahrer mit entsprechenden Informationen zu versorgen. Darüber hinaus erhoffen sich die Kommunikationsanbieter, von dieser 1 Milliarde Menschen wiederum zeitnahe Informationen zu erhalten.

Aus Sichten von Unternehmen wie Google, Facebook oder Apple ist die Fahrzeit im Auto eine lästige Unterbrechung für den Konsumenten, denn er kann in dieser Zeit keine Daten konsumieren und produzieren. Dass Autofahren auch Spaß machen kann, wird im Silicon Valley eher verdrängt.

Auf der anderen Seite wollen die Kfz-Hersteller mithilfe der Kommunikationstechnik dem Autofahrer weitere Erleichterungen bieten. Onbord-Kameras, die das Umfeld wiedergeben und vor Gefahren warnen, sind heute in vielen Fahrzeugen Standard. Auch die Sprachsteuerung verschiedener Systeme im Auto wie das Telefon, die Navigation, das Radio oder der iPod sind mithilfe der Sprachsteuerung Siri – ursprünglich von Apple für das iPhone entwickelt – schon Realität geworden.

Microsoft wiederum möchte in der Autowelt über ein eigenes Betriebssystem zum führenden Anbieter für Informationsinfrastruktur werden. Auch der Zulieferer Conti-nental arbeitet zusammen mit IBM an einer Idee, um mit dem vernetzten elektroni-schen Horizont Informationen über kommende Verkehrssituationen für die Autofahrer auf deren Bildschirm zu projizieren. Die Autokonzerne wollen den Autofahrer immer mehr durch intelligente Fahrassistenten unterstützen und hoffen, am Ende ein selbstfahrendes Auto zu realisieren. In einem selbstfahrenden Auto hat selbstverständlich der Fahrer wiederum viel Zeit für die aktive Kommunikation und somit die entsprechenden Medien wie Facebook, Google und Co. zu nutzen.

Umgekehrt wollen die Internetkonzerne alle Daten sammeln, die das Auto und der Fahrer erzeugen, während sie sich fortbewegen. Aus dieser Vielzahl von Informationen werden wiederum neue informative Daten geschaffen. Diese können entweder vermarktet oder für die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung verwendet werden.

Für die Halbleiterhersteller der Microchips wie Bosch oder Infineon ist das vernetzte Auto ein riesiger Markt. Das Kernstück der Elektronik sind Halbleiter. Je mehr Elekt-ronik in den Fahrzeugen eingebaut wird, desto mehr Halbleiter werden benötigt. Chips werden in die Motorsteuerung eingesetzt, in Airbags, zur Messung des Reifendrucks, in Navigationsgeräten und an vielen anderen Stellen. Bei Hybrid- und Elektroautos steigt dann nochmals die Anzahl der zu nutzenden Halbleiter. Da der weltweite Bedarf an Autos in den nächsten 10-15 Jahren stark zunehmen wird, hoffen die Microchiphersteller an diesem Markt ebenfalls partizipieren zu können.

Dass sich mit moderner Datentechnik und dem Verkauf von Informationen Geld ver-dienen lässt, zeigt ein anderes Beispiel, das GM nutzt. In Zukunft sollen GM-Fahrzeuge in den USA Zugriff auf das super-schnelle LTE-Netz bekommen. Aus diesem Grund unterschrieb die GM-Tochter OnStar mit dem US-Telekom-Riesen AT&T einen Vertrag für die Nutzung des 4G LTE-Netzes. OnStar ist ein Telematiksystem, das je nach Datenpaket 19-30 Dollar pro Monat kostet. Damit können sich alle Autofahrer Datendienste ins Auto holen. Mit der 1996 gegründeten OnStar setzt die Konzerntochter von GM mittlerweile 1,5 Milliarden Dollar jährlich um und erzielt dabei Gewinnmargen von bis zu 35 Prozent. Das neue LTE-Netz ist zehnmal schneller als die derzeitigen 3G-Netze. In Zukunft können die Beifahrer bis zu 7 verschiedene Geräte wie Tablets oder Smartphones im Auto ans Internet anschließen, um sich die Zeit beim Fahren mit Filmen oder Einträgen in soziale Netzwerke zu vertreiben.

Auf der anderen Seite gewinnt GM eine Vielzahl von Fahrzeugdaten, z. B. über ge-fahrene Kilometer, gefahrene Geschwindigkeiten, gefahrene Strecken, Bremsverhalten des Fahrers etc. Die Firmen überlegen, wie sie diese Daten wiederum anderen Interessierten z. B. Versicherungen, Werkstätten, Staumeldern zugänglich machen können, um mit diesen Informationen Geld zu verdienen.

Die vorstehenden Beispiele zeigen, wie stark die Kommunikations- und Informationstechnologie Einzug in die Kfz-Branche hält. Weitere Branchen werden folgen, denn wir sind im Informationszeitalter, in dem Informationen die Ware sind.