Die wichtigsten Daten
Die Mitglieder des Mineralölwirtschaftsverbandes sind die großen Konzerne, das heißt BP, Shell, Orlen, ENI, Total, Esso, JET, OMV sowie mittlerweile auch Gunvor als Betreiber der Raffinerie Ingolstadt, sowie der Betreiber der Raffinerie Heide und die Betreiber der Raffinerie von Holborn in Hamburg. Das heißt, ausschließlich Mineralölfirmen, die als Mineralölproduzenten tätig sind, sind in diesem Verband zusammengeschlossen.
Die dort veröffentlichten Zahlen sind stets von großem Interesse, weil sie abbilden, wie sich der Mineralölmarkt in Deutschland, aber auch international in 2013 entwi-ckelte.
Die Inlandsablieferungen in 2013 entwickelten sich wie folgt:
Heizöl
Der Absatz von leichtem Heizöl erhöhte sich um 1,1 Millionen Tonnen auf 19,8 Milli-onen Tonnen = 5,8 Prozent. Ein Grund für diese Zunahme war der lang anhaltende kalte Winter in 2013 als auch die niedrigeren Heizölpreise. Prinzipiell bleibt der Heizöltrend, wie Zahlen der letzten 17 Jahre zeigen, negativ. Der Heizölkonsum hat sich in dieser Zeit halbiert.
1996/t 2000/t 2005/t 2011/t 2012/t 2013/t
Heizöl 38.000 28.000 25.400 18.000 18.700 19.800
Dieselkraftstoff
Der Bedarf an Dieselkraftstoff erhöhte sich 2013 um 3,5 Prozent auf 34,8 Millionen Tonnen. Ursache ist nach wie vor der steigende Anteil von Dieselmotoren in den Pkws. Der Diesel-Pkw-Anteil in der gesamten Pkw-Flotte stieg von 17 Prozent in 2003 auf aktuell 30 Prozent. Hinzu kommt der zunehmende Lkw- und Kleinsttrans-portverkehr, insbesondere im Paketdienstbereich, der letztlich Amazon, Zalando & Co. geschuldet ist.
1996/t 2000/t 2005/t 2011/t 2012/t 2013/t
Dieselkraftstoff 26.000 29.000 28.500 33.000 33.700 34.800
Dem Diesel wurden 2,2 Millionen Tonnen Bioprodukte beigemischt. Das heißt, die Beimischungsquote ist von 2,3 Millionen Tonnen auf 2,2 Millionen Tonnen, und dies sind 7 Prozent, gesunken. Der Absatz von reinem Biodiesel an den Verbraucher ist mit 30.000 Tonnen mittlerweile unbedeutend.
Der Dieselabsatz ist der Wachstumsmarkt der Mineralölbranche, auch wenn aus Sichten der Mineralölindustrie dieser Umsatzanstieg zwischen 2005 und 2014 nicht ganz so hoch ausfällt. 2013 wurden dem Diesel auf Mineralölbasis 2,2 Millionen Tonnen aus Pflanzenöl beigemischt. Der Dieselabsatz ohne Pflanzenöl betrug 2014 32,6 Millionen Tonnen.
Der höchste Dieselkraftstoffverbrauch findet nach wie vor im Straßenverkehr mit 31,85 Millionen Tonnen, Vorjahr 30,75 Millionen Tonnen, statt. Die Landwirtschaft hat einen Anteil von 1,6 Millionen Tonnen und ist seit Jahren stagnierend. Der Dieselkraftstoffverbrauch im Straßenverkehr bzw. in der Landwirtschaft wird von den Verbrauchern über Hoftankstellen abgedeckt, dies gilt in der Regel für größere Lkw-Fuhrparks und die Landwirtschaft als auch über Straßen- und Autobahntankstellen. Zirka 45 bis 48 Prozent der Dieselkraftstoffmengen werden über Tankstellen -inklusive Autobahntankstellen – vermarktet und 52-55 Prozent des Dieselabsatzes werden über die Hoftankstellen des Abnehmers abgewickelt.
Weitere Dieselabnehmer sind die Schifffahrt und der Schienenverkehr. Zugenommen haben noch stationäre ortsbewegliche Dieselmotoren, die mittlerweile einen höheren Verbrauch als die Schifffahrt und der Schienenverkehr aufweisen.
Ottokraftstoff
Beim Ottokraftstoff war der Konsum mit 18,4 Millionen Tonnen nach einem Rück-gang von 0,4 Prozent fast auf dem gleichem Niveau wie 2012 mit 18,5 Millionen Tonnen geblieben. Ottokraftstoffe sind seit Jahren die Verlierer im Mineralölmarkt.
Der Absatz entwickelte sich wie folgt:
1996/t 2000/t 2005/t 2011/t 2012/t 2013/t
Ottokraftstoff 30.000 29.000 23.500 19.600 18.500 18.400
Raffinerien
Die Auslastung der Raffinerien in Deutschland sah in den vergangen Jahren wie folgt aus:
2005 Auslastung 99,0 %
2008 Auslastung 90,0 %
2010 Auslastung 81,0 %
2011 Auslastung 89,7 %
2012 Auslastung 91,8 %
2013 Auslastung 88,6 %
Die Raffinerieauslastung war in 2013 die schwächste der letzten 10 Jahre, wenn man von dem desaströsen Jahr 2010 einmal absieht. Bei einer Raffinerieauslastung von unter 90% geraten Raffinerien schnell in die Verlustzone. Es ist deshalb verständlich, dass die Rohölverarbeitungskapazität, der in Deutschland tätigen 12 Raffinerien, in 2013 reduziert wurde auf 103 Millionen Tonnen.
Prinzipiell gilt, dass die Mineralölindustrie langfristig in Deutschland nur noch Raffinerien wirtschaftlich betreiben kann, die mindestens 10 Millionen Tonnen, besser 15 Millionen, jährlich ausstoßen. Je größer die Raffinerie, umso besser die Kostendegression. Die kleineren Raffinerien müssen schon ein besonderes bieten können (Lage, Rohöleinsatz, Spezialitätenausbeute), wenn sie mit den großen Raffinerien nachhaltig mithalten wollen. Neue Raffinerien in Nah- und Fernost werden mit > 30 Millionen Tonnen Kapazitäten gebaut. Die kleinen Raffinerien werden dauerhaft Schwierigkeiten haben, zu überleben.
Welche Raffinerien in Deutschland letztlich noch ausscheiden, wird die Zeit zeigen. Fakt ist, dass die gesamten Raffineriekapazitäten in Deutschland zu groß sind und Anpassungen unweigerlich kommen werden.
Die wichtigsten Rohöllieferanten für die deutschen Raffinerien waren in 2013:
Russland 31,5 Mio. Tonnen
Kasachstan 7,1 Mio. Tonnen
Aserbaidschan 3,7 Mio. Tonnen
Großbritannien 9,4 Mio. Tonnen
Norwegen 11,0 Mio. Tonnen
Nigeria 7,3 Mio. Tonnen
Libyen 6,7 Mio. Tonnen
Inlandsförderung 2,6 Mio. Tonnen
47 Prozent der deutschen Importe an Rohöl kamen aus den ehemaligen GUS-Staaten. Das Nordseeöl deckte unseren Bedarf mit 24 Prozent ab, während die OPEC-Staaten – überwiegend aus Nordafrika – 24 Prozent der Mengen beisteuern. 3 Prozent kommen aus eigenen Vorkommen.
Inlands- bzw. Ausfuhrbedarf
Im Inland wurden 2013 105 Millionen Tonnen Mineralölprodukte abgesetzt. Dies waren 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Zusätzlich wurden 20 Millionen Tonnen exportiert und 38 Millionen Tonnen über Importe hereingeholt. Insbesondere hat Deutschland einen starken Importbedarf von Dieselkraftstoff, da hierfür die eigenen Raffineriekapazitäten nicht ausreichen, während wir bei Ottokraftstoff einen Ausfuhrbedarf haben. Wenn wir einen Saldo zwischen Ein- und Ausfuhr ziehen, wurden 4.000 Tonnen Ottokraftstoffe inklusive Benzinkomponenten exportiert, während bei Dieselkraftstoff und Heizöl 10.000 Tonnen importiert wurden.
Insgesamt lag die Ausfuhrleistung der Raffinerien zwischen 2010 und 2013 bei 18 bis 20 Millionen Tonnen, während 2004 und 2009 noch 24 bis 28 Millionen Tonnen jährlich, insbesondere nach USA, an Benzinüberschüssen verkauft werden konnten. Wohlgemerkt, damals war die Raffineriekapazität auch höher, sodass eine Anpassung der Produktion an den Absatz erfolgte. Insbesondere die Schließung der Raffinerie in Wilhelmshaven, die eine reine Exportraffinerie war, ist eine diesbezügliche Folge.
Lagervolumen
Die Lagerkapazitäten in den Tanklägern entwickelten sich wie folgt:
2005 44.200.000 m3
2009 41.600.000 m3
2010 43.200.000 m3
2011 41.700.000 m3
2012 43.900.000 m3
Die Lagerkapazität in den Raffinerien und Terminals sah wie folgt aus:
2005 24.000.000 m3
2009 22.600.000 m3
2010 22.500.000 m3
2011 22.000.000 m3
2012 22.600.000 m3
Durch die Raffinerieschließungen sanken die Lagerkapazitäten in den verbliebenen Raffinerien. Andererseits wurden Raffinerien in Läger umgewidmet mit der Folge, dass die Lagerkapazitäten erweitert wurden.
Die Gesamtlagerkapazität in Raffinerien und Lägern sieht wie folgt aus:
2005 68.200.000 m3
2010 65.700.000 m3
2011 63.700.000 m3
2012 66.600.000 m3
Dass die Lagerkapazität durch die Raffinerieschließungen in den letzten Jahren steigt, ist positiv zu sehen. Gerade diese Läger liegen oftmals an der Küste und so-mit können diese Küstenläger Fertigprodukte, die nicht in Deutschland produziert werden, aus Übersee aufnehmen und damit eine Funktion zur Versorgungssicherheit des deutschen Mineralölmarktes beisteuern. Je weniger Rohöl wir in der BRD raffinieren, umso eher müssen wir uns in Deutschland eine stabile Versorgungskette mit Fertigprodukten schaffen, um eine hohe Versorgungsicherheit der Wirtschaft und der Konsumenten zu erreichen, wenn es in den verbleidenden Raffinieren in der Produktion mal klemmt.
Tankstellen
Die Umweltauflagen in den 90er Jahren und der harte Preiswettbewerb führten zu einer starken Anpassung der Absatzstellen zwischen 1991 und 2005. Seit 2005 sinkt die Zahl der Tankstellen nur noch langsam.
1996 17.660 Tankstellen
2000 16.324 Tankstellen
2005 15.187 Tankstellen
2010 14.744 Tankstellen
2012 14.678 Tankstellen
2013 14.622 Tankstellen
In diesen Zahlen sind auch die 350 Autobahntankstellen enthalten. Der Tankstellenmarkt schrumpft in der Stückzahl weiter und passt sich dem langfristig sinkenden Mineralölverbrauch an.
Steuern
Dem deutschen Fiskus flossen 2013 39 Milliarden Euro Mineralölsteuer und 7 Milli-arden Euro Kfz-Steuer, gesamt 46 Milliarden Euro zu. Zwischen 2004 und 2013 la-gen die Mineralölsteuer- und Kfz Steuereinnahmen immer in einer Größenordnung von 48 Milliarden Euro.
Die Endverbraucherpreise für Mineralölprodukte entwickelten sich in den letzten Jahren wie folgt:
1990/Cent 1995/Cent 2000/Cent 2005/Cent 2012/Cent 2013/Cent
Superbenzin 65,9 86,7 101,8 122,3 164,6 159,2
Diesel 52,2 57,8 80,4 106,7 148,9 142,8
Heizöl 22,3 21,9 40,8 53,2 88,1 82,9
Wie der Preisspiegel zeigt, gibt es seit 2 Jahren ein Absinken der Tankstellenpreise, was eine Folge des sinkenden Rohölpreises ist, auch wenn der Rohölpreis in den letzten 3 Jahren mit durchschnittlich mehr als 100 Dollar pro Jahr immer noch auf seinem höchstem Niveau im langjährigen Vergleich liegt. In 2014 wird der Tankstel-len- und Heizölpreis erneut um rund 6-7 Cent nachgeben. Die vorstehende Heizöl-partie basiert auf einem 3.000 Liter-Preis im Jahresmittel inklusive Umsatzsteuer.
Die Energiesteuer (Mineralsteuersätze) entwickelte sich in dem gleichen Zeitraum wie folgt:
1990/Cent 1995/Cent 2000/Cent 2005/Cent
Superbenzin 30,7 50,1 56,3 65,4
Diesel 23,3 31,7 37,8 47,0
Leichtes Heizöl 3,5 4,1 6,1 6,1
Wie die Zahlen zeigen, ist die Mineralölsteuer zwischen 1990 und 2005 mehr als verdoppelt worden. Hinzu kommt, je höher der Nettopreis des Produktes, umso mehr schlägt die Umsatzsteuer durch. Zudem wurde die Umsatzsteuer in den letzten Jah-ren von 16 auf 19 Prozent erhöht. Der größte Anteil am Tankstellenpreis fließt nach wie vor in die Kassen des deutschen Finanzministers.
Der Weltölmarkt in 2013
Ist der Mineralölmarkt auf allen Produktionsstufen ausreichend versorgt?
Markus Welter
Weltrohölförderung
Die weltweite Weltrohölförderung lag zwischen 2005 und 2010 bei durchschnittlich 3,94 Milliarden Tonnen. Diese stieg in 2011 auf 4 Milliarden Tonnen, 2012 auf 4,140 Milliarden Tonnen und 2013 auf 4,170 Milliarden Tonnen. Die Mehrförderung ist im Wesentlichen der USA und Saudi Arabien zu verdanken. Die USA steigerte in diesem Zeitraum die Rohölförderung um 150 Millionen Tonnen und Saudi Arabien um 90 Millionen Tonnen. Während der Irak 40 Millionen Tonnen mehr produzierte, sanken die Abnahmen aus dem Iran um 50 Millionen Tonnen. Die GUS-Staaten, sowie Mittel- und Südamerika als auch Afrika haben ihre Produktion kaum verändert. Rückläufig war die Produktion in Europa, da die Nordseefelder mittlerweile einen höheren Erschöpfungsgrad haben. Hier sank die Rohölförderung um 50 Millionen Tonnen.
Länder wie Brasilien, Mexico und Venezuela könnten mehr produzieren, wenn ihre Wirtschaft und oftmals korrupte Politik und Bürokratie vernünftig funktionieren würde. Auch der Ausbau der Irak-Kapazitäten ist noch lange nicht am Ende und der Iran würde gerne auf dem Weltölmarkt mitspielen. Libyen und Nigeria würden, wenn ihre Politik und Gesellschaft nicht so korrupt wären, deutlich mehr produzieren können, wie die Produktionszahlen aus der Vergangenheit dieser Länder eindeutig zeigen. Fakt ist: Die Rohölkapazitäten sind nach wie vor weltweit ausreichend und auch, falls erforderlich, erweiterbar.
Globaler Ölverbrauch
Der globale Ölverbrauch ist 2013 um 43 Millionen Tonnen gewachsen. Das ist ein Wachstum von ein Prozent beim Ölverbrauch, obwohl die Weltwirtschaft um insge-samt drei Prozent zulegte. Dass die Weltwirtschaft wächst, ohne dass der Ölver-brauch im gleichen Umfang steigt, spricht für eine zunehmende Energieeffizienz der Volkswirtschaften. Die Zahlen zeigen auch, dass Ölverbrauch und Rohölförderung im Einklang stehen.
Weltrohölreserven
Die Weltrohölreserven sind 2013 auf 224 Milliarden Tonnen angestiegen. In den letzten 10 Jahren haben sich die Ölreserven um 35 Prozent erhöht, weil mit immer neuen Techniken immer neues Öl wirtschaftlich zu den heutigen Preisen gefördert werden kann. Bei dem jetzigen Weltrohölverbrauch reichen nur die heutigen bekannten Rohölreserven, die mit hoher Sicherheit weiter ansteigen werden, für weitere 54 Jahre. In 2005 ging man von einer Reichweite des Öls von 45 Jahren aus, obwohl damals der weltweite Mineralölverbrauch noch 300 Millionen Tonnen niedriger war.
Weltweite Raffineriekapazitäten
2010 betrugen die weltweiten Raffineriekapazitäten 4.500 Millionen Tonnen. Heute sind es bereits 4.550 Millionen Tonnen. In Europa wurden 60 Millionen Raffineriekapazität aus dem Markt genommen, während in Fernost die Raffineriekapazitäten um 100 Millionen Tonnen zunahmen. In den USA fahren die Raffinerien wieder Volllast und die Kapazitäten wurden um 15 Millionen Tonnen erhöht. In Nahost kamen 7 Millionen Tonnen hinzu und in den GUS-Staaten 3 Millionen Tonnen.
Bis 2020 werden laut Internationaler Energieagentur IEA weitere 585 Millionen Raffineriekapazitäten weltweit entstehen. Das heißt, die Produktion in den Raffinerien wird weltweit jährlich um 80 Millionen Tonnen steigen, während der Konsum in diesem Zeitraum um jährlich 70 Millionen Tonnen weltweit wächst. 80 Prozent dieser neuen Raffinerien werden in Asien entstehen.
Den 4.170 Millionen Tonnen Mineralölbedarf steht 2013 eine Raffineriekapazität von 4.551 Millionen Tonnen entgegen. Die Raffinerien sind in 2013 weltweit zu 91 Prozent ausgelastet, sodass eine ausreichende Reservekapazität vorhanden ist, wenn die Nachfrage steigen würde.
Innerhalb der Europäischen Union wurden zwischen 2010 und 2013 in Deutschland 15 Millionen Tonnen, in Frankreich 17 Millionen Tonnen, in Großbritannien 12 Millionen Tonnen und in Italien 10 Millionen Tonnen Raffineriekapazitäten aus dem Markt genommen. Dies waren die ersten Reaktionen auf die weltweite Überproduktion in den Raffinerien. Weitere Anpassungen werden in Europa folgen. Der Wachstumsmarkt ist und bleibt Asien.
Zwischen 2010 und 2013 sank der Inlandsabsatz innerhalb der Europäischen Union von 573 Millionen Tonnen (2010) auf 528 Millionen Tonnen (2013). Es wurden von den Raffinerien 45 Millionen Tonnen Mineralölprodukte weniger abgesetzt und um 45 Millionen Tonnen wurden die Raffineriekapazitäten reduziert. Die Zahl der erfolgten europäischen Raffinerieschließungen reicht mittelfristig noch nicht. Diese erforderlichen Anpassungen liegen in der Tatsache begründet, dass die Produzenten in der Europäischen Union die Raffinerieüberschüsse nicht mehr Richtung USA absetzen können, wie dies zwischen 2004 und 2010 der Fall war. Amerika hat wieder genügend eigenes Rohöl, dank Shale Oil. Im Gegenteil, wenn die Amerikaner ihr Ausfuhrverbot für Rohöle aufheben, werden diese Mengen, die in den USA aufgrund der geringen Energiekosten auch deutlich günstiger raffiniert werden können, auf den europäischen Markt drängen. Hinzu kommen dann Fertigprodukte, die in Fern- oder Nahost von den neuen effizienten Raffinerien aus diesen Regionen auf den europäischen Markt drängen werden.
Die größten weltweiten Mineralölverbraucher sind folgende Staaten.
USA 837 Mio. Tonnen
China 491 Mio. Tonnen
Japan 207 Mio. Tonnen
Indien 173 Mio. Tonnen
Russland 163 Mio. Tonnen
Brasilien 146 Mio. Tonnen
Saudi Arabien 128 Mio. Tonnen
Deutschland 113 Mio. Tonnen
Innerhalb der EU ist Deutschland nach wie vor der stärkste Absatzmarkt. Der zweit-wichtigste Markt ist
Frankreich 82 Mio. Tonnen
Großbritannien 70 Mio. Tonnen
Italien 61 Mio. Tonnen
Spanien 59 Mio. Tonnen
Niederlande 45,5 Mio. Tonnen
Belgien 29,7 Mio. Tonnen
Polen 22,7 Mio. Tonnen
Der durchschnittliche Rohölpreis entwickelte sich in den letzten Jahren für die Brent Ware, die in Europa hauptsächlich gehandelte Rohölsorte, wie folgt:
1995 17,0 Dollar
2000 18,4 Dollar
2005 54,5 Dollar
2008 97,0 Dollar
2009 61,5 Dollar
2010 79,5 Dollar
2011 111,3 Dollar
2012 111,7 Dollar
2013 109,0 Dollar
Zu den Weltreservekapazitäten noch folgende Anmerkung: Drei Viertel der Weltölre-serven liegen nach wie vor in den OPEC-Staaten. Diese waren mit 164 Milliarden Tonnen in 2013 absolut unverändert zu 2012. Die größten Reserven hat nach wie vor Venezuela mit 40 Milliarden Tonnen, gefolgt von Saudi Arabien mit 36 Milliarden Tonnen. Die nächstgrößten Reserven liegen in Kanada und USA mit etwa 28 Milliarden Tonnen, während die Rohölreserven der GUS-Staaten 16 Milliarden Tonnen betragen.
Dem Bericht des Mineralölwirtschaftsverbandes, aber auch der OECD und der EIA konnten wir entnehmen, dass die weltweite Versorgung 2014 und auch 2015 intakt ist. In Europa bleibt der Druck auf die Raffinerien, da der Verbrauch sinkt und keine Exportchancen bestehen. Im Gegenteil, es drücken zusätzliche Mengen an Fertig-produkten zu günstigen Weltmarktpreisen nach Europa.
Politisch und auch wirtschaftlich lässt sich nicht einschätzen, was eine weitere Eskalation in der Ukraine, Nahost (Syrien, Libyen, Irak, Nigeria, eventuell Ägypten) und andererseits die Rückkehr des Iran in den Welthandel, aber auch Unruhen in Hongkong, wie sie Anfang Oktober erstmals auftraten, für die Welt des Öl bedeuten könnten. Bisher hatten diese Krisen keine Einfluss auf den Ölpreis, was ebenfalls für eine gute Versorgungslage spricht.