Das Niedrigwasser hat der Binnenschifffahrt 2018 schwer zugesetzt – solche Wasserstände gab es seit 1850 öfters

Am Mittelrhein gab es in der Fahrrinne zweitweise nur 1,37 Meter unterm Kiel. In der Regel haben die größeren Frachtschiffe schon ohne Ladung 1,60 Meter Tiefgang. Viele waren gezwungen, nur mit einem Bruchteil ihrer potenziellen Ladung die Fahrt auf dem Rhein anzutreten. Die Folge war, dass auf Deutschlands wichtigster Wasserstraße die Gütermenge um rund 25 Prozent eingebrochen war und das trotz einer robusten Wirtschaftslage.

Wie die Generaldirektion Wasserstraßen- und Schifffahrt in Bonn mitteilt, sind 2018 an der Schleuse Iffezheim am Oberrhein mit 17,2 Millionen Tonnen 23,6 Prozent weniger befördert worden als in 2017. Auch die Nebenflüsse waren hiervon betroffen. So wurde an der Schleuse Kostheim im Main ein Rückgang von 22 Prozent weniger Gütertonnen-Transporte verzeichnet. An der Schleuse in Koblenz, an der Mosel, sank die Gütermenge um 11 Prozent.

Michael Heinz, der die Abteilung Umwelt und Technik der Bonner Wasser- und Schifffahrtsdirektion leitet, sieht im Niedrigwasser aber noch keine klimabedingte Veränderung, wie er gegenüber der Rhein-Zeitung feststellte. Von 1850 bis 1970 hat es am Rhein noch fünf extremere Wetterlagen gegeben.

Ebenfalls eine positive Nachricht der Generaldirektion Bonn war, dass es trotz des Niedrigwassers 2,4 Prozent weniger Havarien auf dem Rhein gab als im Vorjahr. Dies ist den elektronischen Navigationshilfen und der verbesserten Ausbildung der Schiffsführer zu verdanken. Der Dezernatsleiter für freifließende Wasserstraßen, Ralf Ponath, sieht den Schiffsverkehr in den nächsten Jahren noch weiter kräftig wachsen. So wird auf der Mittelrheinstrecke mit einem mittelfristigen Anstieg des zu transportierenden Gütervolumens von 60 bis 75 Millionen Tonnen gerechnet. Auf dem Fluss sei genug Platz. Aber dann müssen auch die Hafenkapazitäten wachsen, betonte Ponath gegenüber der Rhein-Zeitung. Zudem soll bis 2030 das Nadelöhr zwischen Mainz und St. Goar in Höhe Kaub entschärft werden. Dafür sollen Engstellen auf der Gebirgsstrecke beseitigt werden, um die Fahrrinne durchgängig von 1,90 Meter auf 2,10 Meter zu vertiefen. „Das bedeutet bei den größten Schiffen bis zu 250 Tonnen mehr Ladung“, erklärt Ponath gegenüber der RZ. Das sind gut 100 Lkw-Ladungen. Hierzu müssen hunderte Tonnen Gestein für die Rheinvertiefung bewegt werden. Die Bauzeiten werden auf drei bis vier Jahre geschätzt. Ob die Rheinvertiefung tatsächlich bis zur Bundesgartenschau 2029 realisiert wird, wie es sich der eine oder andere Politiker erhofft, wird sich zeigen, da auch die ökologischen Aspekte der Rheinvertiefung einer Erörterung bedürfen.