Mittels CCS-Technik, eine Abkürzung für Carbon Capture and Storage, kann CO2 abgeschieden und im Erdreich gespeichert werden. Experten sehen in der CCS-Technik ein großes Potenzial für den Klimaschutz. Trivial ist diese Technologie dennoch nicht. CO2 muss dort wo es entsteht abgeschieden werden. Komprimiert kann es über Pipelines oder auch an Bord von Tankern zum jeweiligen Endlager transportiert werden. Geeignet hierfür sind ausgediente Gas- und Ölfelder oder sogenannte Saline Aquifere, dies sind salzführende Gesteinsschichten tief in der Erde die porös genug sind, um Kohlendioxid aufzunehmen.

Kohle- und Gaskraftwerke könnten weitere Jahrzehnte laufen, wenn es gelingen würde, bei der Verbrennung entstehendes CO2 in der Zement-, Kalk- und Stahlindustrie aufzufangen. Auch klimafreundlicher Wasserstoff ließe sich mithilfe von CCS gewinnen. Bei gefördertem Erdgas würden die enthaltenen Kohlenstoffe direkt nach der Förderung als CO2 abgeschieden und wieder im Boden versenkt. Übrig bliebe sogenannter CO2-freier blauer Wasserstoff. Der Weltklimarat spricht der Technik eine fundamentale Rolle beim Klimaschutz zu. In Europa bietet sich die Nordsee als Lagerstätte an. Bis zu 160 Milliarden Tonnen Kohlendioxid könnten insgesamt in 800 Metern Tiefe unter dem europäischen Meer eingelagert werden, so schätzen Experten. Dies entspricht den heutigen CO2-Emissionen Europas über die nächsten 75 Jahre.

Der staatliche Konzern Equinor aus Norwegen praktiziert dieses Verfahren bereits seit 1996, westlich von Stavanger. Jedes Jahr werden mehr als eine Millionen Tonnen CO2 verpresst. Equinor versichert, dass in den letzten 25 Jahren kein Austritt von CO2 beobachtet worden sei. Auch die Leopoldina-Forscher sehen kaum Risiken.

Im Industriehafen von Rotterdam wird eine Pipeline gebaut, die ab 2026 über 15 Jahre hinweg jährlich 2,5 Millionen Tonnen CO2 hinaus auf die Nordsee leiten soll. Rund 20 Kilometer vor der niederländischen Küste und drei bis vier Kilometer unter dem Meeresboden soll das Klimagas in ausgediente Erdgasfelder gepresst werden. Ein weiters Projekt ist bereits in Vorbereitung und ab 2030 sollten bis zu 22 Millionen Tonnen CO2 jährlich in alten Gasfeldern versenkt werden. Doch die aktuell geplanten Leitungen reichen noch nicht aus, um das von der EU vorgegebene Ziel bis 2030 50 Millionen Tonnen CO2 jährlich unter Erde zu verpressen, zu erreichen.

Auch in den USA und Südostasien wird auf die CCS-Technik gesetzt. In Indonesien und Malaysia gibt es ebenfalls entsprechende geologische Voraussetzungen, die eine CO2-Verpressung möglich machen. In Nordamerika sind die meisten CO2-Speicher aktuell betriebsbereit und in weiteren Entwicklungsphasen. Die CCS-Technik wird mit Sicherheit ein Baustein sein, um die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Neben der Erschließung der entsprechenden Lagerstätten gilt es gleichzeitig die entsprechenden Pipelines von den Industriestandorten zu den Lagerstätten zu bauen, um CO2 im Erdreich zu verschließen. Beides muss mit gleicher Geschwindigkeit vonstattengehen.

Das Bundeskabinett hat in Deutschland vor zwei Monaten ein neues Kohlendioxidspeicherungsgesetz beschlossen, das CCS in „bestimmten Fällen“ auch hierzulande erlaubt. Der Gesetzentwurf muss noch durch das Parlament und den Bundesrat. Bei diesem Tempo ist es allerdings fraglich, ob wir es tatsächlich schaffen bis 2030 CO2-Gase von deutschen Industriestandorten in der Nordsee zu speichern.