Kann der Marktanteil der E-Fahrzeuge bis 2030 auf zehn Millionen Einheiten steigen?

Das Kraftfahrzeugbundesamt hat jetzt die Kfz-Bestände zum 01. Januar 2021 veröffentlicht. Der Kfz-Bestand entwickelte sich in den letzten Jahren wie folgt:

01.01.2016 45,0 Mio. Pkws
01.01.2018 46,4 Mio. Pkws
01.01.2020 47,8 Mio. Pkws
01.01.2021 48,2 Mio. Pkws


Der Kraftfahrzeugbestand ist damit auf einem absoluten Spitzenniveau. Eigentlich waren erst Mitte des neuen Jahrzehnts 48 Mio. Pkws von Esso/BP in deren Prognose erwartet worden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Kfz-Bestand in zwei bis drei Jahren mit 49 Millionen Pkw den höchsten Bestand erreicht und sich dann langsam wieder Richtung 48 Millionen Einheiten entwickelt.

Die Fahrzeugdichte in Deutschland beträgt 710 Kfz je 1.000 Einwohner. Das Durchschnittsalter der Fahrzeuge ist mit 9,8 Jahren weiter gestiegen. Das heißt, Altfahrzeuge bleiben länger im Bestand. Für 2021 werden 3,1 Mio. Neuzulassungen erwartet. Bei dem aktuellen Neuzulassungstempo von 3 – 3,3 Millionen Pkw im Jahr, wird der bestehende Kfz-Bestand in 15 bis 16 Jahren einmal komplett getauscht. Diese Zahl zeigt auch, wie lange es dauert, den heutigen Kfz-Bestand zu Gunsten eines hohen Anteils an E-Fahrzeugen zu verändern.

Beim Fahrzeugbestand sieht es bei den Marktanteilen der jeweiligen deutschen Automobilhersteller wie folgt aus:

VW 21,0 %
Mercedes 9,5 %
Opel 8,8 %
Ford 7,3 %
BMW 7,0 %
Audi 6,8 %

Auch die kleineren deutschen Marken entwickelten sich recht positiv. Mini kommt auf einen Marktanteil von 1,0 Prozent, Smart auf 1,0 Prozent und Porsche auf 0,7 Prozent.

Bei den Importmarken sehen die Marktanteile wie folgt aus:

Skoda 5,0 %
Renault 3,6 %
Hyundai 2,8 %
Seat 2,7 %
Toyota 2,7 %

Tesla kommt auf einen Marktanteil von 0,1 Prozent.

Der Anteil der reinen elektrischen Fahrzeuge am Kfz-Bestand in 2020 betrug 0,6 Prozent = 309.000 Einheiten. Hybrid-Pkws kamen auf einen Bestandsmarktanteil von 2,1 Prozent = 1 Mio. Fahrzeuge. Flüssiggasantriebe hatten einen Marktanteil von 0,7 Prozent = 350.000 Fahrzeuge und Erdgasbetriebene einen Marktanteil von 0,2 Prozent = 83.000 Fahrzeuge. 96,4 Prozent des Fahrzeugbestandes sind Benzin oder Diesel betriebene Motoren. 43,1 Mio. der zugelassenen Pkws werden von privaten Nutzern gehalten. Die Anzahl der gewerblichen Fahrzeughalter betrug 10,7 Prozent.

Die Anzahl der registrierten Nutzfahrzeuge stieg auf 6,1 Mio. Einheiten. Diese setzen sich aus

3,4 Mio. Einheiten Lkw +4,1 %
2,3 Mio. Zugmaschinen +1,6 %
323.000 sonstige Kfz

zusammen.

Der Fahrzeugbestand an Lkw hat in den vergangenen vier Jahren in Deutschland um 10 Prozent zugenommen.

Der Bestand an Krafträdern erhöhte sich in 2020 gegenüber 2019 um 3,4 Prozent auf 4,7 Mio. Einheiten.

Bei den rein elektrischen Fahrzeugen liegt der aktuelle Marktanteil bei den Neuzulassungen in den ersten drei Monaten 2021 bei knapp 10 Prozent. Wenn man optimistisch für 2021 15 Prozent reine E-Fahrzeuge, für 2022 20 Prozent, für 2023 25 Prozent und für 2024 30 Prozent unterstellt, würde der reine elektrische Fahrzeugbestand bis Anfang 2025 auf knapp 3 Millionen anwachsen. Bezogen auf einen dann wahrscheinlichen Fahrzeugbestand von 49 Mio. Pkws, wäre dies ein Bestand von 6 Prozent. 94 Prozent der Pkws hätten dann einen Verbrennungsmotor, wobei zwischen 12 und 15 Prozent dieser Verbrennungsmotoren auch einen kleinen Elektromotor im Hybridfahrzeug hätten. Wenn man unterstellt, dass der Anteil der jährlichen Elektrofahrzeugzulassungen von 2025 bis 2030 auf rund 50 Prozent aller Neuzulassungen steigt, betrüge der E-Fahrzeugbestand Anfang 2030 10 Millionen Einheiten. Bei bis dahin sinkendem Kfz-Bestand auf 48 Mio. Einheiten, wären im Jahr 2030 rund 20 Prozent aller Fahrzeuge reine E-Fahrzeuge und 80 Prozent (38 Millionen Einheiten) nach wie vor Benziner bzw. Dieselmotoren. Um diese Marktdurchdringung von jährlich 50 Prozent E-Anteil ab 2025 mit der E-Mobilität zu erreichen, muss bei der Reichweite der Batterie, der Schnelligkeit beim Nachladen und bei den Batteriekosten noch einiges passieren.

Der Transportsektor wird weiter wachsen und damit die Zulassung von Nutzfahrzeugen. Deren heutiger Bestand von 6,1 Millionen Einheiten wird weiter ansteigen. Dieser Markt ist schwerer zu beurteilen, da gerade in Deutschland viele Lkws unterwegs sind, die in osteuropäischen Nachbarländern zugelassen sind, den Transitverkehr allerdings überwiegend in Deutschland abwickeln.

Aufgrund der großen Tanks dieser Fahrzeuge, wird deren Konsumverhalten auch sehr stark von den jeweiligen Tankstellenpreisen in unseren europäischen Nachbarstaaten beeinflusst.