Mit E-Autos werden wir unabhängiger vom Rohstoff Öl, so ein allgemeiner politischer Anspruch. Aber werden wir das wirklich?

Die Autokonzerne sehen sich zunehmend mit einer knappen Versorgungslage und rasant steigenden Preisen bei Rohstoffen konfrontiert, die sie für die Herstellung der Elektrofahrzeuge benötigen. Die Preise für nahezu alle wichtigen Batteriemetalle haben sich seit Anfang Januar 2020 verdoppelt. Nickel verteuerte sich Anfang März sogar innerhalb weniger Tage um 250 Prozent und kletterte auf ein Allzeithoch von 100.000 Dollar pro Tonne. Lithiumcarbonat, ein wichtiges Vorprodukt, hat mit durchschnittlich 60.000 Dollar pro Tonne ebenfalls ein Rekordniveau erreicht. Und auch Kobalt ist so teuer wie seit Jahren nicht. Die Produktion von Elektroautos benötigt mehr als fünfmal so viele mineralische Rohstoffe wie die von Verbrennern. Folge der Preissteigerung bei den Rohstoffen ist, dass auch erstmals seit Jahren die Kosten für Batteriezellen, die eigentlich billiger werden sollten, teurer wurden.

War früher der Motor die Schlüsseltechnologie im Auto, so ist es heute die Batterie. Diese Erkenntnis hat sich zunehmend auch in der deutschen Automobilindustrie durchgesetzt. So investieren etwa Mercedes und VW immer stärker in die Fertigung eigener Batterien. Doch während die deutschen Hersteller sich lange damit beschäftigt haben, woher die Zellen für die Batterie kommen, geht die Frage nun viel tiefer. Sie müssen mit ihren internationalen Wettbewerbern um die knappen Ressourcen der Ausgangsmaterialien kämpfen. Allerdings warnen Experten seit langem, dass die ambitionierten Elektropläne der Autobauer nicht mit dem nur langsam wachsenden Rohstoffangebot in Einklang zu bringen sind, so das Handelsblatt. Das Analysehaus Benchmark Minerals sagt: „Immer mehr Marktteilnehmer am Ende der Lieferkette versuchen mit dem Engpass fertig zu werden. Aber es sind noch viel mehr Investitionen nötig.“

Hinzu kommt das Russlandrisiko. Russland ist ein wichtiger Produzent von Nickel und unter anderem von seltenen Mineralien. Allein der russische Produzent Nornickel spielt laut Ineros-Daten in mehr als 56.000 Lieferketten der Autobranchen eine Rolle. Bei Sanktionen gegen den Konzern müssten die Autobauer neue Lieferanten suchen. Nissan will bis 2028 kobaltfreie Akkus entwickeln und so die Akkukosten um 65 Prozent auf 75 Dollar pro Kilowattstunde (kWh) senken. In China kommen bereits Lithium-Eisenphosphat-Batterien zum Einsatz, die ohne Kobalt auskommen. Das Problem ist jedoch ihre geringe Energiedichte. Es wird auch an Akkus, in denen Lithium etwa durch Natrium oder Magnesium ersetzt wird, geforscht. Eine Massenanwendung liegt jedoch noch in weiter Ferne und auch das Recycling von ausrangierten Batterien sorgt kurzfristig nicht für Entlastung. Noch gibt es schlicht zu wenige Elektro-Altfahrzeuge, um Rohstoffe in großem Umfang in den Kreislauf zurückzuführen.

Rohstoffe im Auto
Angaben in Kilogramm je Fahrzeugtyp

Elektroauto Verbrenner
Graphit 66
Kupfer 53,2 22,3
Nickel 39,9 0
Mangan 24,5 11,2
Kobalt 13,3
Lithium 8,9
Seltene Erden 0,5
Sonstige 0,3 0,3

 
Die wichtigsten Lieferanten dieser Rohstoffe sind China, Chile, Kongo, Indonesien, Australien, Russland, die Philippinen und Peru.