Versorgung in Schwedt bleibt angespannt
Am 5. Februar wird die zweite Stufe des Embargos auf russische Exporte in Kraft treten, nach der kein raffiniertes Ölprodukt wie Benzin, Diesel, Heizöl etc. mehr auf dem Seeweg nach Europa transportiert werden darf. Das Embargo für Fertigprodukte wird nach Meinung von Experten größere Auswirkungen haben, als die Beschränkungen des Rohöls. Es wird erwartet, dass die russische Raffinerieproduktion in Folge dieses Embargos um etwa 15 Prozent sinken könnte. Logistisch ist es wesentlich schwieriger, raffinierte Produkte als reines Rohöl im Weltmarkt zu platzieren. Für raffinierte Produkte braucht man kleinere Tanker und Absatzmärkte in unmittelbarer Nähe. Europa war hierfür auch aus Sichten der Raffineure in Russland der nächstliegende Absatzmarkt. Diese Mengen nach Asien oder Südamerika abzusteuern, wird Russland schwerfallen.
Auf der anderen Seite wird es spannend zu beobachten sein, wie sich die fehlenden Fertigproduktmengen aus Russland, und hierbei geht es in erster Linie um Diesel und Heizöl, auf den europäischen Markt auswirken. Die Heizöl- und Dieselpreise in Europa sind seit Ausbruch des Ukrainekrieges bereits um rund 20 Cent pro Liter stärker gestiegen als der reine Rohölpreis. Inwieweit in dieser Preisentwicklung bereits die verschärften Embargomaßnahmen für Fertigprodukte ab dem 5. Februar 2023 eingepreist sind, ist schwer zu beurteilen.
Gerade der deutsche Markt hat in früheren Jahren erhebliche Mengen Diesel und Heizöl über die Häfen in Rostock, Hamburg und Rotterdam importiert. Wie Argus Media berichtete, war in den vergangenen Monaten allerdings auch zu beobachten, dass viele Importeure die Lagerbestände in europäischen Seehäfen mit Diesel aufbauten, um Versorgungsengpässe ab Februar zu verhindern.
Seit dem 1. Januar verzichtet Deutschland komplett auf russische Rohölimporte. Hierdurch ist die Auslastung der PCK Raffinerie in Schwedt auf ca. 55 Prozent gesunken, wie der Argus Report berichtete. Seit Jahresbeginn wird die PCK Raffinerie in Schwedt ausschließlich über den Seehafen Rostock und die Raffinerie in Leuna ausschließlich über Danzig versorgt. Zudem sollten 1,5 Millionen Tonnen Rohöl über das Drushba-Pipelinesystem aus Kasachstan nach Deutschland (Schwedt) kommen. Russland soll Kasachstan die Genehmigung erteilt haben, das russische Pipelinesystem nach Europa zu nutzen. Laut Bundeswirtschaftsministerium verhandeln die Anteilseigner der Raffinerien PCK Schwedt und Leuna mit Kasachstan über weitere Lieferungen. Mit den 1,5 Millionen Tonnen werden nur 7,5 Prozent der Mengen ersetzt, die bislang durch die Drushba-Pipeline aus Russland nach Schwedt und Leuna kamen. Zurzeit werden die fehlenden Raffineriemengen in Schwedt und Leuna von anderen Raffineriestandorten aus Hamburg oder Bayern per Tank- und Kesselwagen in die dortigen Tankläger und Tankstellen transportiert, sodass es bisher zu keinen Versorgungsstörungen im Osten von Deutschland kam.