Technisch möglich – aber vom Klimaministerium nicht erwünscht

Das Fraunhofer Institut ist in der Lage, Öl aus Klärschlamm zu erzeugen. Die Forscher erhitzen den Klärschlamm auf 450 Grad Celsius und bei der Pyrolyse entstehen Dampf und Kohle. Den Dampf leiten die Wissenschaftler anschließend über das Kohlebett. Bei der Abkühlung entstehen Prozesswasser und Öl, das die Forscher abtrennen. Am Ende bleibt ein stabiles Biorohöl. Noch vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, aus Überbleibseln wie Klärschlamm einen so hochwertigen Erdölersatz in großen Mengen herzustellen, so der Maschinenbauingenieur Daschner vom Fraunhofer Institut zum Handelsblatt. In Deutschland sind 1,9 Millionen Tonnen Klärschlamm verfügbar und damit potenzieller Rohstoff für rund 200 Millionen Liter Öl. Mit dem Verfahren ließen sich zudem viele weitere organische Rest- und Abfallstoffe verarbeiten. Der Vorteile dieser biogenen Kraftstoffe sind Klimaneutralität und sie emittieren – anders als fossile – kein zusätzliches CO2.

Dennoch ist Diesel aus biogenen Rest- und Abfallstoffen in Deutschland – anders als in vielen europäischen Ländern – nicht in Reinform erlaubt und darf fossilen Treibstoff nur zu einem Anteil von 26 Prozent strecken. Biomasse hat in Deutschland seit der Tank-Teller-Debatte weiterhin einen schweren Stand. Biogas, das durch die Vergärung von Gülle entsteht, lässt sich in Strom, Wärme und Biomethan, eine erneuerbare Erdgasalternative, umwandeln. In Deutschland sorgen laut Fachverband Biogas etwa 9.000 Biogasanlagen für eine Einspeisung von 3.800 Megawatt. Das ist nur etwas weniger als die drei letzten deutschen Atomkraftwerke produzierten und deckt etwa fünf Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Die Anlagen könnten 1.000 Megawatt zusätzlichen Strom produzieren. Doch die deutsche Bürokratie erschwert die Umsetzung, da Umsetzungsfragen nicht geklärt sind.

Im Bioenergiebereich gilt Deutschland als Technologieführer. Allerdings werden immer mehr Biomethananlagen nach Frankreich verkauft, wo jedes Jahr 200 neue Biomethananlagen in Betrieb genommen werden sollen. Bis 2030 sollen es 2.000 Anlagen werden. In Deutschland gibt es insgesamt 250 Biomethananlagen. Dänemark will bis 2034 seinen kompletten Gasbedarf überwiegend aus heimischen Reststoffen abdecken. Zudem ließe sich aus Biomasse nicht nur Biokraftstoffe oder Biogas erzeugen, sondern auch CO2 für die Produktion von Kohlenwasserstoffen wie Methanol und Ammoniak.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hält eine substanzielle Steigerung der Biomethanproduktion zum Ersatz von Erdgas mittel- und langfristig kaum für möglich und auch nicht zwingend für sinnvoll. Die Mengen an Biomasse, die nicht extra angebaut werden müssen, seien begrenzt, so die Argumentation.